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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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die Gestalten, die auf den Dächern der Fahrzeuge herumturnten; sie waren in Leder und Pelze gekleidet, schwenkten ihre Äxte in die Richtung, in der die Aufzeichnung gemacht wurde, und vollführten rüde Gesten gegenüber den Gefangenen, die, kaum noch lebendig, an den Bug ihrer Landfahrzeuge gebunden waren.
    Immer neue Grausamkeiten. Eine riesenhafte camlantische Erntemaschine lag zerstört in einem Feld mit brennendem Getreide, scheußlich zugerichtete Tote hingen vom eingebeulten Rumpf des Geräts; kaum ein Fetzen Haut war noch an dem Fleisch, das einmal lebende Menschen gewesen waren.
    Der Zusammenbruch befreundeter Nachbarstaaten. Eine belagerte Stadt, über der dicke Rauchwolken hingen, dann wieder eine Nahaufnahme, die Flüchtlinge zeigte, die von dannen zogen, die Karren hoch mit ihren Besitztümern beladen, während müde aussehende Soldaten in seltsam aussehenden, eckigen Rüstungen ihre dünnen Gewehre als Krücken und Gehstöcke benutzten und die Überlebenden von den vergifteten Brunnen und geborstenen Mauern jener Orte fernhielten, die einst ihr Zuhause gewesen waren.
    Amelia sah wie hypnotisiert zu, wie diese Bilder vor ihr dahinflimmerten und ein Elend nach dem nächsten offenbarten, ein Massaker nach dem anderen, bis
der Bericht schließlich zu Ende war und das Gesicht erklärte: »Timo-Felcidaed Iso.« Völlig unzusammenhängend waren nun Bilder von Kindern in gelber Kleidung zu sehen, die feierlich eine der breiten Straßen von Camlantis entlangschritten und Blütenblätter aus kleinen Körben warfen, während ältere Kinder auf einigen geschmückten Festwagen tanzten, die von katzenartigen Wesen gezogen wurden. Amelia blieb der Mund offen stehen. An diesem Tag fanden Feierlichkeiten statt. War das eine Art primitiver Propaganda? Um sie herum brach die Welt zusammen, aber sie hatten immer noch Zeit und Interesse, ein Blumenfest zu feiern, während die Barbarenhorde gegen ihre Stadtmauern vorrückte?
    Es ergab keinen Sinn. Diese Menschen hatten entweder die Kunst, ihren Kopf in den Sand zu stecken, bis ins Übermaß perfektioniert, oder aber sie gingen einfach davon aus, dass ihr Leben trotz allem ganz normal weitergehen musste. Keine der beiden Möglichkeiten erschien besonders wahrscheinlich, nicht einmal annäherungsweise.
    Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung, und Amelia brauchte den Pulsschlag ihres Blutes nicht, ganz gleich, wie hoch sein camlantischer Anteil sein mochte, um zu erkennen, dass die geschichtlichen Fakten, die sie kannte, kein stimmiges Bild mehr ergaben.
     
    »Still jetzt«, murmelte der Kommodore. »Das ist eine ziemlich knifflige Angelegenheit.«

    »Es ist ein Frevel«, sagte Eisenflanke, während der Kommodore mit der linken Hand die Brustklappe des Dampfmanns offen hielt und mit den plumpen Fingern seiner Rechten in den metallenen Eingeweiden herumfummelte. »Eine Blasphemie gegen meine Art.«
    Der Kommodore sah mit zusammengekniffenen Augen in die dunklen Abgründe von Eisenflankes geöffneter Brust. »Sie haben selbst gesagt, dass Ihnen Siltempter-Komponenten eingesetzt wurden, und tauschen diese Schurken ihre Körperteile nicht ebenso wie die Straßenkinder der Pipchin Street ihre Murmeln?«
    »Ein Teil von mir ist immer noch ein Dampfritter«, protestierte Eisenflanke. »Die Kundschafterfaust würde sich einer derartigen Herabwürdigung nie ergeben.«
    »Ah, dieser Teil von Ihnen sollte sich lieber kurz ganz ruhig verhalten, während ich versuchen werde, das hier hinzubekommen.« Der Kommodore warf einen gereizten Blick in jene Ecke der Zelle, in der Cornelius Fortune sich hin und her wiegte und stöhnte. »Verhalten auch Sie sich etwas ruhiger, mein Freund, ich muss mich konzentrieren. Wie lange soll das mit ihm so weitergehen, dass er wie eine kreuzverdammte Krähe dahockt, die ihren toten Gefährten betrauert? Er wird mit seinem ganzen Geheul noch die Wachen anlocken.«
    »Es gab Zeiten in der organisierten Gemeinschaft in Quatérshift, in denen er wochenlang in diesem Zustand verharrte«, erklärte Septimoth. »Daher ließ ihm das Gemeinschaftskomitee den Arm abhacken. Sie dachten, dass er sich vor seinen Pflichten im Lager drücken
wollte, und dass die drohende Amputation ihn dazu bringen würde, sich nicht länger krank zu stellen. Wie in so vieler anderer Hinsicht irrten sie sich leider auch hier.«
    »Ich wüsste eine Art, ihn zum Schweigen zu bringen«, sagte Bull Kammerlan und schlug mit einer Faust bedrohlich gegen die Innenfläche der anderen

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