Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
eingetroffener Berichte von einer Kundschafterin entgegen. »Wir werden es finden, ja, ganz sicher.«
»Überlassen Sie die Suche nach dem Grab meinen Leuten«, meinte Quest. »Dafür wurden sie ausgebildet und vorbereitet. Vor Ihnen liegen andere, dringendere Aufgaben. Die zweite Phase Ihres Plans, der Grund, weshalb ich mir so viel Mühe gab, um Sie aus den Klauen des Gemeinwesens zu befreien …«
»Ich werde meine Aufgaben erfüllen. Meine Ausrüstung und die Testobjekte werden bereits in Ihre gepanzerten Wagen verladen«, erklärte Robur, dessen Augenlider nervös zuckten. »Sie warten nur darauf, dass das
Grab entdeckt wird. Dank Ihrer finanziellen Unterstützung war nur noch Hartnäckigkeit und Erprobungswille erforderlich, um meine Vision umzusetzen.«
»Sie überschätzen die Bedeutung meiner jackalianischen Münzen. Sie hätten Ihre Arbeit genauso für das Gemeinwesen vollenden können.«
»Das hätte ich für den Sonnenkönig auch getan«, sagte Robur, »aber für den Revoluzzerabschaum, der ihm den Thron stahl? Diese Leute waren mehr daran interessiert, Timlar Prestons Entwürfe für seine Riesenkanone und teuflische Vorrichtungen wie diese da zu vollenden.« Der Mechomaniker deutete auf die eisernen Wagen, die gerade zusammengebaut wurden.
»Jede Idee hat ihre Zeit«, sagte Quest. Er sah zu dem schlanken Turm empor, an dessen Spitze die Leviathan vertäut lag. »Dies ist Ihre Zeit, Jules. Und meine. Der Traum Camlantis wird bald wiedererwachen, und Ihre Vision soll dabei ihre Früchte tragen.«
»Wir bräuchten hundert Jahre ununterbrochenen Frieden, um auch nur einen Bruchteil des Wissens zu begreifen, das in dieser Stadt steckt.«
»Hundert?«, wiederholte Quest. »Mehr verlangen Sie nicht? Ich gebe Ihnen tausend.«
Aus südlicher Richtung erklang das ungeölte Quietschen eines sechsrädrigen Velozipeds, dessen Hinterachse von einem Keilriemen angetrieben wurde, und dessen Kabine lediglich aus einem offenen Kasten mit einem eisernen Schirm bestand, der die beiden Insassen beschattete. Die eine war Veryann; die catosische Offizierin
sprang aus dem Wagen, als er vor Quest angelangt war. »Wir haben ein Problem.«
Quest rückte seine Atemmaske zurecht. »Hat die Leviathan die Aerosphären des Wolkenrats schon so früh ausgemacht?«
»Es ist vielmehr ein selbst gemachtes Problem«, erwiderte Veryann. »Der Gefängnistrakt auf der Leviathan wurde abgeriegelt.«
»Ein Ausbruch? Ich hatte eigentlich vermutet, dass die Fluchwälle, die meine Zauberer rund um den Hochsicherheitstrakt errichtet haben, selbst einen Fünf-Blüten-Weltensänger im Zaum halten würden.«
»Das hätten sie auch«, sagte die Offizierin, »aber sie konzentrierten sich auf den falschen Bereich. Der Ausbruch ereignete sich in den normalen Zellen. Ich kenne noch nicht alle Einzelheiten; die Hälfte der Wachmannschaft ist tot, aber es sieht so aus, als seien drei unserer Gefangenen aus dem Zellenblock entkommen, bevor er versiegelt wurde – Cornelius Fortune, Kommodore Black und leider auch dieses Wesen, das sich Billy Snow nennt. All die anderen Gefangenen wurden mattgesetzt, als die Sicherheitsmaßnahmen ausgelöst wurden; sie sind wieder in Gewahrsam.«
Robur war so weiß geworden wie ein Albino. »Feueratem-Nick! Feueratem-Nick ist entkommen und wird mir heimzahlen, dass ich ihn betrogen habe!«
Veryann sah den bebenden Mechomaniker voll Abscheu an. »Er ist nur ein Mann mit einer Karnevalsmaske.«
»Das sehe ich genauso«, sagte Quest. »Fortune und der dicke Tauchboot-Dummkopf spielen keine große Rolle. Aber das Kind Pairdans ist ein Problem – das hier ist seine Stadt. Er mag sehr gut wissen, wo das Grab ist, und wir müssen um jeden Preis verhindern, dass er es vor uns erreicht.«
»Sie verstehen das nicht«, stöhnte Robur. »Feueratem-Nick zieht über dieses Land mit der Dunkelheit in seinem Herzen. Ich habe ihn gesehen, er ist echt, er ist echt. Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass er sich einen menschlichen Anschein gibt.«
Quest verzog das Gesicht. »Reißen Sie sich zusammen, Jules. Davon abgesehen weiß ich genau, was Feueratem-Nick vorhat.«
Robur sah ihn entsetzt an, als ihm der Fabrikbesitzer derart unnatürliche Wahrnehmungsfähigkeiten offenbarte. »Das wissen Sie?«
»Ja. Er ist hierher gekommen, um mich zu ermorden.« Quests Hand schnellte vor und schlug gegen Veryanns Nase, so dass das Blut hervorsprudelte, und dann entwaffnete er sie mit einem harten Schlag aufs Handgelenk. »Wenn er
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