Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
losschicken, um Amelia Harshs Gruppe zu beschützen.«
    Robur schien sich allmählich zu beruhigen, nun, da sein Peiniger in Ketten gelegt wurde. »Glauben Sie, das Kind Pairdans wird versuchen, der Professorin zu schaden?«
    »Amelia ist diejenige in unserer Forschungsgruppe, die am ehesten einer reinblütigen Camlantikerin entspricht. In der Lage, in der wir uns jetzt befinden, wäre
es für ihn ein logischer Schritt, sie zu ermorden, damit wir die Sicherungssysteme nicht mehr knacken können, die das Grab umgeben.«
    »Sie sind so tot wie diese Stadt, Quest«, brüllte Cornelius Fortune. Sein Gesicht zeigte auf grausige Weise eine verschmolzene Mischung aus seinen eigenen Zügen und jenen der catosischen Offizierin, deren Gestalt er angenommen hatte. »Wir sollen nicht hier sein, und die Stadt wird Sie umbringen, selbst wenn ich es nicht tue.«
    »Ich würde nicht zu sehr auf das vertrauen, was Billy Snow Ihnen erzählt hat«, entgegnete Quest. Er deutete auf den kahlen Abhang und auf das dahinterliegende Camlantis. »Seine Rebellen haben hier Millionen Menschen ermordet, um ihre Ziele zu erreichen, aber sie konnten die Idee einer perfekten Gesellschaft nicht umbringen. Wenn eine Idee erst einmal entstanden ist, kann man sie nicht mehr ungeschehen machen, man kann sie nur noch verbergen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie sterben«, schrie Cornelius, als die Soldatinnen ihn wegschleppten. »Sie und Ihre Utopie, alle beide!«
    »Aber erst bist du dran.« Robur lachte und fand endlich den Mut, hinter dem Tisch hervorzutreten. Er war, solange sich der Assassine in seiner Nähe befunden hatte, das reinste Nervenbündel gewesen. »Aber erst bist du dran, du dreckiger Dämon der Finsternis.«

18

    A melia nahm einige der unter Glas aufbewahrten Artefakte genauer in Augenschein. Die Vitrinen standen in der Mitte eines Saales und wurden von Sonnenkugeln erhellt, die emporgestiegen waren, als sie das Museum betraten, und die nun auf Säulen aus Pressluft schwebten. Ihre Mitarbeiter machten sich Notizen und skizzierten die Fundstücke, wobei sie das Heulen zu ignorieren versuchten, das von den Wänden ausging; das System des wieder zum Leben erwachten Gebäudes kämpfte gegen die Kälte in dieser ungewohnten Höhe an. Amelia und ihre Leute versuchten nicht mehr, die Vitrinen aufzubrechen, da die erste, die sie mit Gewalt geöffnet hatten, ihren Inhalt zerstört hatte, als Luft plötzlich in das Vakuum eingedrungen war. Es war schwer zu sagen, welche Methode man bei der Konservierung der uralten Fundstücke verwendet hatte; sie war jedenfalls mit der groben Vorgehensweise jackalianischer Archäologen nicht vereinbar. Aber die Frage war natürlich: Wie alt waren sie wirklich? Die Camlantiker schienen prähistorische Objekte einer Ära rekonstruiert zu haben, die von ihrer Zeit ebenso weit
entfernt gewesen war wie Camlantis’ eigene Zivilisation von den Jackalianern. Neben offenkundig sehr einfachen Stücken wie einer bemalten Tonscherbe, die eine sehr hübsche Szenerie kleiner Schwäne auf einem See zeigte, gab es auch völlig Unverständliches: ein gelbes Ei, das aussah, als hätte man es in allmählich hart werdenden Kautschuk eingesetzt und mit Knöpfen versehen, aber eine Fläche in der Mitte frei gelassen. Es war schade, dass die goldenen Stäbe, die mit Sprechschlitzen versehen neben den Vitrinen hingen, den äonenlangen Schlaf von Camlantis nicht überstanden hatten. Welche Kommentare hätten sie wohl von sich gegeben, wenn sie noch funktioniert hätten? Welche vergessene Geschichte hätten sie enthüllt?
    Amelia betrachtete gerade einen Schaukasten, in dem ein Stück Granit lag, in das sich fossile Zahnrädchen und Getriebestücke eingedrückt hatten, als Billy Snow aus den Schatten zuschlug. Anstelle der Zauberklinge, die man ihm abgenommen hatte, schwang er nun eine Glasscherbe. Sie duckte sich und wehrte ihn instinktiv ab, nutzte den Schwung seiner Bewegung aus und schleuderte ihn zu einer Vitrine hinüber, vor der er rücklings auf dem Boden liegen blieb. Sie war zwar schnell gewesen, aber nicht schnell genug, um zu vermeiden, dass die Scherbe die Muskeln ihres Unterarms aufgeschlitzt hatte. Die entsetzten jungen Akademiker, die sie begleiteten, stoben wie eine Schar gackernder Hühner auseinander. Im Gegensatz zu ihnen allen trug Billy keine Atemmaske, aber irgendwie gelang es dem
alten Mann, mit der dünnen, kalten Luft zurechtzukommen, denn er war schon wieder auf den Beinen. Seine Arme bewegten sich in

Weitere Kostenlose Bücher