Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

sicher, dass er lebt? Grundgütiger Zirkel!«
    Cornelius hatte Dred noch nie derart erregt erlebt. Man hätte meinen können, er hätte den Vater des Mechomanikers aus dem Arbeitslager befreit. »Er lebt, du musst dir wegen ihm keine Sorgen machen. Als er in Jackals erwachte, konnte er gar nicht damit aufhören, seine Dankbarkeit zu beteuern und über die Vorrichtungen nachzudenken, die er zum Leben erwecken könnte, nun, da die jackalianische Industrie und Wissenschaft zu seiner Verfügung stünden.«
    »Zum Leben erwecken, das kann ich mir vorstellen! Du musst ihn zu mir bringen; bitte überzeuge ihn, dass er hier vorbeischauen muss. Ich stelle ihm meine gesamten Werkzeuge zur Verfügung. Bitte tu diese eine Sache für mich, Cornelius, und ich werde den Rest des Jahres umsonst für dich arbeiten.«
    »Du kannst selbst zu ihm gehen. Er ist hier in Middlesteel. Ich habe ihn im Haus seiner Tochter in Westcheap abgesetzt.«

    »Bei seiner Tochter? Aber das muss ein Irrtum sein.«
    »Nein, das ist es nicht«, sagte Cornelius. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er durch die Tür ihres Hauses schritt. Es war seine Tochter, die mich dazu überredete, ihn aus Quatérshift zu retten.«
    »Aber es war Roburs Tochter selbst, die ihn anzeigte«, sagte Dred. »Sie ist eine Carlistin und mit einem General der Revolutionsarmee verheiratet. Sie war der Grund, weshalb er überhaupt erst in dem verdammten Lager gelandet ist. Sie hat ihn ihrer Geheimpolizei gemeldet und die Presser zu dem Haus geführt, in dem er sich versteckte. Sieh mal …«
    Dred ging zu einem Bücherregal und kehrte mit einem alten Sammelband des Journals philosophischer Berechnungen zurück, den er auf einer Seite aufschlug, die eine Karikatur zeigte. Ein Mann, gekleidet nach Art des Sonnenhofes, der mit seiner Hakennase gut als Robur zu erkennen war, wurde von Soldaten der Revolutionsarmee weggeschleppt, während eine Frau dabei zusah. In einer Sprechblase verkündete der sich wehrende Mechomaniker: »Welch ein Dank für die Mühen, die deine Mutter mit dir hatte!« Die Frau rief zurück: »Und deine Mühen sollen nun alle dem Gemeinwesen gehören, du royalistischer Hund.« Mit ihren geschürzten Lippen, den wilden Augen und dem zu Berge stehenden Haar glich die Karikatur der Tochter kein bisschen dem eleganten Wesen, das ihn im Hinterhof einer Jinn-Kneipe um seine Hilfe angefleht hatte.

    »Das ist nicht die Frau.« Zorn loderte in Cornelius’ stählerner Haltung auf.
    »Nur die Ruhe, Mann«, sagte Dred. »Wenn sie eine Agentin des Gemeinwesens gewesen wäre, dann lägen mein schöner Arm und deine komischen Knochen vermutlich längst tot in einem Graben von Quatérshift. Sie war vermutlich seine junge Geliebte. Hättest du deinen Hals ebenso gern für eine Geliebte wie für eine Tochter riskiert? Du hast das Genie von Jules Robur gerettet, und glaub mir, das ist alles, was zählt.«
    »Repariere den Arm«, befahl Cornelius. »Ich werde deine Einladung morgen persönlich an Robur überbringen, und dann werden wir sehen, wie es ihnen gefällt, mich zu foppen, wenn Feueratem-Nick des Weges kommt.«
    Dred murmelte etwas, tat aber, wie ihm geheißen war.
    Cornelius’ Augen verengten sich. Irgendetwas stimmte hier nicht, überhaupt nicht. Drohte Jackals erneut Gefahr vom alten Feind aus dem Osten? Falls ja, dann würden die Shifter von Glück sagen können, wenn sie lange genug lebten, um das zu bedauern. Denn mit Invasionen war es ja so eine Sache. In diesem Falle bedeutete es lediglich, dass ihm die Objekte seiner Rache direkt in die Arme liefen.

6

    W as geht hier vor sich?« Gabriel McCabe drängte sich an den Seeleuten vorbei, die einen Ring um die Kämpfenden gebildet hatten und sie anfeuerten: Einer der Meersäufer prügelte sich in der Enge des Mitteldecks der Sprite mit einer catosischen Soldatin, machte dabei jedoch keine besonders gute Figur. Der Erste Maat packte seinen Matrosen, während Veryann gleichzeitig ihre Kämpferin zurückhielt.
    »Sie hat meine verdammte Nase gebrochen!«, brüllte der Matrose und presste ein Taschentuch gegen besagtes Körperteil, als McCabe ihn in die Luft hob.
    »Er hat mich herausgefordert«, gab die Soldatin zurück, die sich aufrichtete und das blonde Haar aus dem Gesicht strich.
    Kommodore Black glitt eine Leiter herunter und ließ sich auf Deck fallen, und Amelia folgte ihm. »Eine kreuzverdammte Herausforderung also? Die Sprite Of The Lake ist zu eng, um ein Duell auszufechten.«
    Der Matrose deutete auf