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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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einer so flexiblen Identität, dass er beinahe unsichtbar durch die Stadt geglitten war, der alles nahm, was ihm gefiel, und der jeden Unsinn anstellte, der ihm Spaß machte. Der Nachtarbeiter. Vor vielen Jahren. Bevor ihn der Fluch der Liebe getroffen hatte.
    »Ihr Abendessen, Sir.«
    »Du gibst einen erbärmlichen Butler ab, alter Freund.
Ich werde es gleich essen.« Cornelius deutete auf den Stapel glänzender Lochkarten aus Kautschuk, auf denen in einer Ecke stolz das Wappen von Ham Yard prangte. »Es gibt bei den Grabschändungen ein Muster. Es wurden stets Dampfmänner aus ihren Särgen geholt, und man hat immer die ältesten genommen. Wenn es einen jungen Leichnam gab, dann blieb er unberührt.«
    »Jung ist relativ, wenn es um das Metallvolk geht«, sagte Septimoth. »Dampfmänner überleben das Fleisch unserer beider Rassen um viele Lebensspannen.«
    Cornelius zeigte seinem Freund die Liste, die er zusammengestellt hatte. »Keiner der Beamten von Ham Yard weiß, wie er diese Dinge deuten soll.«
    »Sind Sie sicher, dass diese Verbrechen mit Robur zu tun haben?«
    »Selbst wenn mir dieser Gossenjunge aus Rottonbow keinen Tipp gegeben hätte … ich kann es fühlen, Septimoth. In meinen Knochen. Er steckt dahinter. Du hast Roburs Körper über den Fluchwall getragen; was glaubst du?«
    »Die Gabe, in die Zukunft zu sehen, ist nicht mehr in mir«, sagte Septimoth. Er legte die karmesinrote Feder neben den Teller auf den Tisch. »Aber es gibt andere, die sie besitzen.«
    Cornelius hob die Feder mit zwei Fingern auf. »Dein Volk? Ich dachte, du trügest das Todesmal, alter Freund? Du wurdest ins Exil geschickt. Sie würden dich töten, wenn du zu einem ihrer Nester flögest, dich in Stücke reißen.«

    »Ich muss nicht in eines unserer Dörfer fliegen. Sie werden zu mir kommen.«
    »Lass sie verdammt nochmal warten«, sagte Cornelius. »Lass sie ihre Kreise rund um Middlesteel ziehen, bis ihre Flügel blau werden vor Kälte und vor Müdigkeit schmerzen. Was schuldest du ihnen?«
    Septimoth zog seine Knochenflöte hervor und drehte sie traurig in seinen langen, krallenartigen Fingern. Es war alles, was ihm von seiner Mutter, der Schwadronskönigin, und von seinem ganzen Stamm geblieben war. »Du weißt, welche Schuld ich gegenüber meinem Volk habe. Sind wir nicht gemeinsam aus Quatérshift geflohen, nachdem du die Tür meines Käfigs aufbrachst?«
    »Süßer Zirkel«, fluchte Cornelius angesichts der Sturheit seines Freundes. »Du bist in ihren Augen tot, Septimoth. Die Regenten deines Volkes können dich mal. Denk doch nur daran, wie sie dich behandelt haben.«
    »Die Geister des Windes flüstern noch immer in meine Ohren«, sagte Septimoth. »Ich kann meine Götter wieder hören. Sturmleck hat mich noch nicht ganz im Stich gelassen. Ich muss auf das Zeichen der roten Feder antworten.«
    »Wenn es nicht anders geht«, sagte Cornelius. »Aber wenn dein Volk verlangt, dass du auf irgendeine mythische Himmelsfahrt gehen sollst, um Skrayper zu erledigen, dann sag ihnen bitte, dass du schon etwas anderes vorhast. Wir haben hier noch etwas zu erledigen. Ich habe eine Liste der Orte zusammengestellt, an denen
unsere Freunde, die Grabräuber, als Nächstes zuschlagen könnten.«
    »Ich werde schon bald zurück sein«, sagte Septimoth. »Es wird genug Stunden für mich geben, in denen ich den Nebel über den Friedhöfen Middlesteels für dich reiten kann.«
    Cornelius unterstrich den Namen ganz oben auf seiner Liste, die von einer gestohlenen Lochkarte stammte, auf denen sich Daten der letzten Volkszählung befanden. »Kein Friedhof. Unsere Gegner haben sich bereits ausgiebig auf den Totenfeldern bedient. Das Kesselherz des ältesten Dampfmanns, den es in der Stadt gibt, schlägt noch … und ich habe den Verdacht, dass unser schlüpfriger Flüchtlingsfreund Robur von der Schändung der Gräber zu Entführungen und Ermordungen der Lebenden übergehen wird.«
     
    Es war eine Ewigkeit her, dass Septimoth den Zeichen seines eigenen Volkes hatte folgen müssen. Aber selbst ohne sein drittes Auge konnte er immer noch eine Laschlitenjagd oben am Himmel wittern. Es war seltsam, dass er inzwischen mehr mit Cornelius Fortune gemeinsam hatte als mit seinem eigenen Volk. Die kalte, brennende Sehnsucht nach Rache war wesentlich stärker als jedes innere Bedürfnis, Skrayper in den höheren Schichten der Atmosphäre zu jagen. Durch seine Stellung als Botschafter am Hof des Sonnenkönigs, die er einst mit so viel Stolz ausgefüllt

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