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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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durch das Getriebe auf der Tanzfläche, doch sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Und als ich wiederum nach den Präfekten an der Säule Ausschau hielt, waren sie verschwunden. Ihren Platz hatten zwei bierbäuchige Männer eingenommen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich fing gerade an, mich zu fragen, ob ich mir die ganze Sache nicht bloß eingebildet hatte, als mir jemand einen harten Schlag auf den Rücken versetzte.
    Ich drehte mich um; die dröhnende Musik schien sich in den Hintergrund zurückzuziehen, und ich konnte die beiden tadellos hören, wie Stimmen in meinem Kopf.
    »Menschenskind! Wenn das nicht das olle Lämmchen ist!«, rief Hawker.
    »Hallo, altes Haus!«, sagte Boon.
    »Was macht ihr beiden hier?«, fragte ich. »Ihr habt versprochen, uns zu Estella zu führen!«
    »Das werden wir auch, Sir!«
    »Bleiben Sie nur am Ball, Sir. Wir sehen Sie dann später.«
    »Erst wollen wir noch ein bisschen Spaß haben.«
    »Rumtollen.«
    »Die Beine ein wenig strecken.«
    »Einen Schluck frische Luft kriegen.«
    »Wir machen bloß einen kleinen Umweg durch die malerische Landschaft. Führen den Hund Gassi und tun mächtig was für die Körperertüchtigung.«
    »Wovon redet ihr?«, fragte ich.
    »Ich würde mich jetzt aus dem Staub machen, Sir, wenn ich Sie wäre.«
    »Würde mich verdünnisieren.«
    »Warum? Was habt ihr vor?«
    »Wir haben gerade noch Zeit für einen Schabernack, bevor es zu Ende ist, Sir.«
    »Gerade noch Zeit für einen verflixt lustigen Streich.«
    »Schauen Sie nicht so belämmert drein, olles Lämmchen.«
    »Vertrauen Sie dem Programm, Mister.«
    »Nein!«, schrie ich. »Bitte …!«
    Ich wurde unterbrochen von einem betrunkenen Quartett mittelalterlicher Frauen in schweißdurchtränkten Blusen und Nylonröckchen, das im missglückten Versuch einer Conga an mir vorbeischwankte. Und das nächste Mal, als ich freien Blick hatte, waren die Präfekten erneut verschwunden.
    Ich drängte mich durch den Hexenkessel und fahndete nach Barbara, aber es war bereits zu spät.
    Eine Minute später gingen alle Lichter aus.
    Und wieder eine Minute später begann das große Niesen.

 

     
    In der glückseligen Phase nach einer Spritze gab es Momente – wenn er in sich zusammengesunken auf dem Beifahrersitz von Mister Streaters Nova saß und halbwegs erfolgreich war im Glätten der Wogen seines Misstrauens –, da fühlte sich der Prinz von Wales beinahe zufrieden. Doch dann, im nächsten Augenblick, stürzte üblicherweise alles wieder auf ihn ein. Dann erinnerte er sich an die entsetzlichen Details der letzten Tage, und das Leben wurde wieder trübe und trostlos. Dies war der Rhythmus, an den er sich langsam gewöhnte – an dieses schreckliche Auf und Ab der Emotionen: Himmel und Hölle der Droge namens Ampersand.
    Ein paar Minuten lang versank er in einem unruhigen Schlummer und hatte wieder den Traum. Als er erwachte, fluchte der Mann hinter dem Lenkrad laut über einen vorbeifahrenden Motorradfahrer.
    »Mister Streater?«
    »Was?«
    »Weshalb war’s sein Großvater?«
    »Wovon reden Sie, Mann?«
    »Ich habe immer wieder diesen Traum …«
    »Herrgott!« Streater hob einen Evening Standard vom Boden auf und schleuderte ihn dem Prinzen auf den Schoß. »Lösen Sie ein Kreuzworträtsel oder sonst was!«
    Arthur rutschte auf seinem Sitz umher und starrte blicklos auf das Gedruckte, dessen Wörter immerzu vor seinen Augen verschwammen.
    »Wie lange dauert es noch?«, fragte er.
    Streater hatte eine Hand am Lenkrad, während die zweite nervös sicherstellte, dass seinen Haaren das übliche Erscheinungsbild aus Spitzen und Zacken nicht abhandenkam. »Was meinen Sie damit, Chef?«
    »Wie lange dauert es noch, bis Leviathan losgelassen wird?«
    »Nicht mehr lange. Es geht alles nach Plan. Das Schöne daran ist, dass wir kaum einen Finger rühren müssen. Das Schwerste erledigt der Feind für uns.«
    Arthur schien größte Schwierigkeiten zu haben, die Worte hervorzupressen: »Und was wird geschehen, sobald er in Freiheit ist?«
    »Das Leben wird um einiges interessanter hier. Und alles wird besser, darauf können Sie sich verlassen.«
    Der Prinz ächzte, seufzte, überließ sich aufs Neue der Verzweiflung und sank dankbar zurück in seine Finsternis.
     
    Als er die Augen wieder öffnete, saßen zwei Männer auf der Rückbank von Streaters Wagen. Einer von ihnen beugte sich vor.
    »Erinnern Sie sich an uns, General? Detective Inspector Virtue? Detective Sergeant Mercy?«
    Diesmal aßen sie

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