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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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mir spielen wollen, dann kann ich Ihnen versichern, dass er hier und jetzt ein Ende hat.«
    Die Drohung schien Streater nicht im Mindesten zu beeindrucken. »He! Locker, Kumpel.«
    Arthur war verblüfft über die Unverschämtheit dies Mannes. »Kumpel? Ich bin nicht Ihr Kumpel! Und ›locker‹ war ich noch nie in meinem Leben. Außerdem bin ich es nicht gewohnt, dass man in diesem Ton mit mir spricht!«
    »Ach nein?« Streater zuckte die Schultern. »Ich wette, an das, was Sie jetzt sehen werden, sind Sie noch weniger gewohnt.«
    Was als Nächstes geschah, erschien dem Prinzen fast wie ein Albtraum. Streater rollte den linken Ärmel seines Jacketts hoch und entblößte die milchweiße Haut darunter; er zog einen Gummihandschuh hervor, benutzte ihn als Aderpresse, klopfte leicht gegen seinen Arm und fand eine Vene. Arthur ahnte, was nun kommen würde, und trotz des Ärgers, der in ihm hochstieg, konnte er sich nicht durchringen, die Augen abzuwenden. Im Stil eines altmodischen Zuckerbäckers, der mit eleganter Gebärde ein halbes Pfund Zitronensorbet serviert, holte Streater eine mit einer hellrosa Flüssigkeit gefüllte Injektionsspritze aus der Tasche, senkte sie in seinen Arm und drückte die Flüssigkeit in die Vene; dazu seufzte er mit geradezu obszöner Lust. Jetzt – und erst jetzt – wandte Arthur Windsor den Blick ab.
    Als er sich ein Herz fasste und wieder hinsah, waren Spritze und Aderpresse verschwunden, und der blonde Mann rollte mit einem breiten Grinsen, das fast so aussah, als hätte ihm jemand den Mund bis zu den Ohren aufgeschlitzt, seinen Ärmel hinab: »Mir völlig egal, was die Leute sagen: Drogen sind geil!«
    Der Prinz von Wales zuckte zusammen.
    Von irgendwo hatte Streater eine Tasse Tee herbeigezaubert, die er Arthur hinhielt. »He, gießen Sie sich das hinter die Binde.«
    Der Prinz nahm die Tasse und trank. Die Mischung war ihm unbekannt, aber sie sagte ihm sofort zu – voller Geschmack, beruhigend, aromatisch duftend.
    »Ich habe keine Ahnung, was das alles soll«, sagte er. »Aber ich will nichts damit zu tun haben. Ich bin ein rechtschaffener Mann.«
    Streater maß ihn mit einem abfälligen Blick. »Werden Sie erwachsen, Chef! Kein Mensch interessiert sich mehr für Rechtschaffenheit!«
    Arthur machte kehrt und wollte die Tür öffnen, doch er musste erkennen, dass sie versperrt war. »Lassen Sie mich auf der Stelle hinaus!« Irgendwie gelang es ihm, Ruhe zu bewahren. »Sie stecken bereits ernsthaft in Schwierigkeiten. Machen Sie es nicht noch schlimmer!«
    Mister Streater schüttelte den Kopf in falschem Mitleid. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Chef.« Er zog die Mundwinkel auseinander und entblößte seine Zähne. »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis.«

ZEHN
     
    Ich befürchte das Schlimmste.
    Soeben habe ich mich hingesetzt, um den Bericht über mein erstes Zusammentreffen mit den Präfekten fortzusetzen, und musste feststellen, dass etliche zuvor leere Seiten mit dem Anfang einer Geschichte vollgekritzelt sind, die definitiv nicht von mir stammt! Es handelt sich hierbei um gänzlich andere Geschehnisse als jene, von denen ich berichte, nämlich um irgendeine bizarre Einfügung über das Haus Windsor.
    Das alles hat nichts mit mir zu tun. Es ist auch nicht meine Handschrift. Was auch immer Sie zuletzt gelesen haben, Sie können absolut sicher sein, dass nicht ich es war, der es niedergeschrieben hat. Aber natürlich weiß ich, was hier gespielt wird. Ich weiß, was das bedeutet.
    Es bedeutet, dass ich verliere.

ELF
     
    Die beiden Gestalten, die Steerforth mit einem Schaudern in der Stimme »die Dominomänner« genannt hatte, saßen in ihren Liegestühlen, schwangen ihre in kurzen Hosen steckenden Beine und lachten.
    »Na so was, Hawker«, sagte der Kleinere der beiden.
    »Ja, Boon?«, antwortete sein kräftiger gebauter Kamerad.
    »Sapperlot! Der sieht ja überhaupt nicht so aus, wie ich dachte!«
    »Über-drüber-haupt nicht, altes Haus. Ist ein komischer Vogel, kannst dich verlassen darauf.«
    Boon nickte enthusiastisch. »Schlaksiger Kerl.«
    »Fischaugen.«
    »Ulkige Gangart.«
    Einer der beiden zeigte mit dem Finger auf mich. »Ist wirklich alles schiefgegangen bei Ihnen, wie, Sir?«
    »Sie sind eine Missgeburt, Sir, stimmt’s? Ausschussware!«
    »Wenn ich Ihr Paps wäre, Mister Lamb, hätte ich Sie längst retourniert und mein Geld zurückverlangt.«
    Schallendes Gelächter in kurios hohen Tönen.
    »Entschuldigung, Sir.« Boon wischte sich mit dem abgewetzten Ärmel seiner

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