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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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dass dies eine ziemlich ungewöhnliche Bitte zu sein scheint, Sir, aber Ihre Mutter möchte, dass Sie jemanden kennenlernen.«
    »Und wen?’«
    »Ich bedauere, Sir, sein Name ist mir nicht bekannt. Aber der Herr wartet draußen.«
    »Jetzt?«
    »Ihre Mutter meinte, dass der Faktor Zeit von entscheidender Bedeutung sei.«
    »Aber das ist doch meine Geburtstagsfeier!«
    Ein respektvolles Neigen des Kopfes. »Allerdings, Sir.«
    Der Prinz ließ den Blick über die Lustbarkeit rund um seine Person schweifen, fegte die Rosenblätter weg, die sich wie kostbare Schuppen auf den Schultern seiner Galauniform niedergelassen hatten, und kam zu der Einsicht, dass sämtliche Anwesenden unendlich mehr Spaß hätten, würde er selbst einfach verschwinden.
    Silverman schritt auf eine der riesigen Doppeltüren aus Eichenholz zu. »Hier entlang, Königliche Hoheit.«
    Arthur Windsor blickte zurück in der Hoffnung, doch noch irgendwo seine Frau zu entdecken. Keine Spur von ihr. Wieder schoss dieses Gefühl von Wehmut in ihm hoch, und er folgte Silverman aus dem Raum. Niemand bemerkte es – und wenn, dann interessierte es keinen.
    Silverman geleitete ihn zu einem runden Saal in der Größe eines Schwimmbeckens von olympischen Ausmaßen, von dem Arthur fast sicher war, ihn nie zuvor betreten zu haben.
    »Silverman, was ist das für ein Raum?«
    »Der alte Ballsaal, Sir. Ich glaube, Sie haben als Kind hier getanzt.«
    Eine vage Erinnerung, die in seinem Hinterkopf aufflackerte. »Es fühlt sich an wie Bruchstücke aus einem nächtlichen Traum.«
    »Durchaus vorstellbar, Sir.«
    Ein Fremder stand in der Mitte des Saales – ein schlanker Mann mit schmalem Gesicht, dessen blondes Haar in frechen, glänzenden Spitzen vom Kopf abstand. Er trug einen flotten Anzug, aber keine Krawatte, und wirkte auch ohne sein geringstes Zutun wie die personifizierte Großspurigkeit – genau jene Sorte Mann, sann der Prinz, die Frauen in ihrer unendlichen Weisheit unwiderstehlich finden.
    Der Fremde blickte Arthur entgegen, ganz offensichtlich völlig unbeeindruckt. Nicht, dass der Prinz so naiv gewesen wäre, Ehrfurcht oder Bewunderung zu erwarten – nicht in diesen Hundstagen des Reiches –, aber ein klein wenig Respekt hätte keineswegs geschadet. Eine Verbeugung. Die Winzigkeit einer zögernd entgegengestreckten Hand.
    »Ich bin Mister Streater.« Die Stimme des Fremden hallte laut durch den Raum. »Ihre Mama schickt mich. Bin so was wie ’n Geburtstagsgeschenk von ihr.«
    »Ich habe noch nie etwas von Ihnen gehört.«
    Mister Streater kniff ein Auge zusammen. »Ach nein? Also, ich hab schon ’ne ganze Menge von Ihnen gehört.« Der Blonde starrte Silverman, der drei Schritte hinter dem Prinzen wachte und dessen besorgte Miene unwillkürlich an hartnäckige Verstopfung denken ließ, durchdringend an: »Allez-hopp, Leisetreter! Verdufte.«
    Silverman antwortete mit seinem eisigsten Lächeln: »Ich bedaure, ich konnte Ihren Worten nicht folgen.«
    »Sie haben schon richtig gehört«, zischte Streater. »Arthur und ich haben ’ne Privatsache auszuhandeln. Von Mann zu Mann.«
    Als Silverman den Prinzen fragend ansah, winkte Arthur ihn dicht an sich heran und sagte sehr leise: »Könnten Sie etwas für mich tun, Silverman?«
    »Alles, Sir. Immer. Sie wissen das.«
    »Setzen Sie sich mit meiner Mutter in Verbindung. Finden Sie heraus, warum sie diesen Kerl zu mir geschickt hat. Da stimmt etwas nicht. Irgendetwas läuft hier falsch.«
    Silverman zögerte; es missfiel ihm, von der Seite des Prinzen zu weichen. »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Sir.«
    »Viel Glück, Silverman. Eilen Sie.«
    »Jawohl, Sir«, seufzte der Diener widerstrebend. »Danke, Sir.«
    Arthur entließ ihn mit einem kurzen Nicken, das sowohl zur Verabschiedung als auch zur Ermunterung gedacht war. Silverman durchquerte den Ballsaal, zögerte noch eine Sekunde lang an der Tür und verschwand sodann. Der Prinz wandte seine Aufmerksamkeit wieder Mister Streater zu, der den Abgang des Mannes mit einem so abstoßend impertinenten Grinsen verfolgt hatte, dass ihn etliche von Arthurs Vorfahren auf der Stelle dem Henker übergeben hätten.
    »Nun, also zu Ihnen.« Der Prinz starrte den Eindringling ungehalten an. »Was wollen Sie, dem Wunsch meiner Mutter entsprechend, von mir„?«
    »Ich bin gekommen, um Sie vorzubereiten.«
    »Mich vorzubereiten? Worauf?«
    »Es zieht etwas herauf, Arthur. Eine neue Welt.«
    »Falls das irgendein Ulk sein soll, Mister Streater, irgendein Streich, den Sie

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