Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
Vom Netzwerk:
Stadt akzeptabel zu machen. Und es wird gewisse Anforderungen die Bevölkerung betreffend geben. Ich selbst werde jedoch nicht mehr da sein, um es zu erleben.«
    Umgehend ertönte heftiger serviler Widerspruch.
    »Keine Schmeicheleien, meine Herren. Wenn Leviathan wiederkommt, werde ich schon lange tot sein. Die Kanzlei Wholeworm, Quillinane und Killbreath jedoch … nun, sie wird weiterleben.«
    »Madam«, fragte der Schotte, »wie meinen Sie das?«
    »Sie, meine Herren, haben den Segen Leviathans. Ihre Dienste für die Krone werden länger währen, als Sie alle es sich erträumt hätten. Sie sollen seine Augen und Ohren auf Erden sein. Sie werden erst ganz am Ende den Tod erfahren, meine Herren.«
    Wholeworms Gesicht war kreideweiß. »Madam, was wollen Sie damit andeuten?«
    »Sie werden immerwährende Advokaten im Dienste Leviathans sein, meine Herren, weit länger, als es Ihnen die natürliche Spanne Ihres Lebens gestatten würde.«
    Stumm vor Entsetzen starrten die drei sie an.
    »Nun, nun, meine Herren! Danken Sie mir nicht so überschwänglich! Sie wissen doch, wie leicht ich erröte.«
    »Majestät …« Quillinane trat einen Schritt vor, heiser und zitternd. »Ich bitte Sie …«
    »Nein, Mister Quillinane. Das reicht. Ich beneide Sie alle. Sie werden den Anblick Leviathans in seiner ganzen Pracht erleben. Sie werden Zeugen sein, wenn er Glück und Segen über die Einwohnerschaft dieser Stadt bringt.«
     
    Streater klatschte in die Hände, und es wurde wieder Licht.
    Arthur bemerkte, dass sein ganzer Körper schweißnass war. »Es ist so weit, nicht wahr? Deshalb zeigen Sie mir das alles. Die Stadt ist reif!«
    »London war schon 1967 reif, Chef. Schon damals kam Leviathan in die Stadt.«
    »Er war bereits auf der Erde?«
    »Ganz recht. Aber irgendein superkluger Armleuchter hat ihn geschnappt.«
    »Geschnappt’? Was soll das heißen – geschnappt?«
    »Leviathan ist hier. Ganz in der Nähe. Irgendwo in der Stadt. Gefangen. Aber nur keine Aufregung, Chef, alles Nötige ist im Gange. Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass seine Befreiung nur mehr eine Frage von Tagen ist.«
    »Das kann nicht stimmen. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Herrgott, Streater … meine eigene Familie …«
    »Nur die Ruhe«, schnurrte Streater. »Cool bleiben.«
    Der Prinz schwitzte immer noch und hatte angefangen zu zittern und zu zucken wie ein schwerer Alkoholiker. »Ich bin am Verdursten. Ist noch Tee da? Könnte ich noch etwas Tee bekommen, bevor wir unser Treffen beenden?«
    Arthur bemerkte es nicht, aber in diesem Moment flog ein triumphierendes Lächeln über Streaters Lippen. »Warum nicht?«, gurrte er. »Ein kleiner Tropfen kann nie schaden.«

FÜNFZEHN
     
    Miss Morning lebte mit einem Ungeheuer zusammen.
    Doch auch so wurde mir augenblicklich klar, dass sie einsam war. Ihrem Haus, das man als schmuddelig-unkonventionell bezeichnen konnte, fehlte jeder Hinweis auf einen anderen Bewohner als sie selbst. Als ich einen Blick in den geöffneten Kühlschrank werfen konnte, sah ich nichts als Fertigmahlzeiten – kleine Imbisse und verschiedene Gerichte für einen Einpersonenhaushalt. Ich erkannte die alte Dame fast nicht wieder, als sie an die Tür kam, gekleidet in einen weiten Arbeitskittel, das Haar offen und lockig auf den Schultern und die Hände bedeckt mit etwas, das aussah wie Lehm.
    Nachdem ich eingetreten und ihr durch das Innere des Hauses gefolgt war, platzte ich heraus: »Sie wirken plötzlich so verändert!«
    Ihre einzige Antwort war ein Lächeln von der Art, wie es Mütter aufsetzen, wenn ihr Kleiner gerade draufgekommen ist, wie die Sache mit dem Weihnachtsmann tatsächlich funktioniert. Wir gingen einen eiskalten Flur entlang und durch die karg eingerichtete Küche in einen großen, lichtdurchfluteten Anbau an der Rückseite des Hauses, der ganz aus Glas bestand. Dort war es angenehm warm – wie in einem Gewächshaus oder den Tropenräumen im botanischen Garten. Es fühlte sich richtiggehend heimelig an – zumindest bis ich die Bestie erblickte. Der Raum war mit Tonskulpturen vollgestellt, von denen jede einen bestimmten Körperteil eines bizarren phantastischen Ungeheuers darstellte. Hier standen Fühler und Greifarme, schwarz gefärbte Zähne, Klauen und Hauer und dort, beim Fenster, ein riesiges Auge, milchweiß und wie von Meißelspuren übersät.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Künstlerin sind«, murmelte ich.
    »Ich stümpere nur ein bisschen herum«, sagte sie. »Ein Hobby, das ich

Weitere Kostenlose Bücher