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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Königs. Christian sah, dass sich Wiebke nicht recht entscheiden konnte, ob sie ihm folgen oder an der Seite ihres Mannes bleiben sollte. Unruhig spielte sie mit der Pelzdecke, die der Gouverneur ihr in die Hände gedrückt hatte.
    „Du hast Recht, Wiebke“, sagte Christian deshalb. „Folgen wir dem Gouverneur. Hier zu warten wird mich wahnsinnig machen.“
    Gemeinsam verließen sie das Zimmer und stiegen die Treppe hinunter in die Halle des Schlosses. Wiebke hatte sich bei ihm eingehakt und war in Gedanken. Etwas beschäftigte sie, was er an ihrer gerunzelten Stirn sehen konnte. Sie schien einer inneren Stimme zu lauschen. Plötzlich blieb sie stehen. Aufgeregt sah sie ihn an.
    „Es war ein merkwürdiger Morgen, doch etwas war ganz besonders merkwürdig. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, was mich innerlich so unruhig macht. Jetzt weiß ich es wieder. Ich habe heute Morgen ein Gespräch mit angehört – es drang von draußen in die Kutsche, als wir vor der Stadtbäckerei standen.“
    Christian wartete gespannt. Die Ereignisse der vergangenen Stunde hatten so vieles in ihm aufgewühlt, das er hinter sich gelassen zu haben glaubte. Gerührt von Wiebkes Eifer, strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
    „Christian, ich glaube, die Gräfin ist längst hier, auf dem Schlossgelände.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Das Mädchen, das ich auf dem Markt reden gehört habe, sprach davon, dass man ihm Geld geboten hatte. Geld dafür, dass es seinen Brotkorb, seine Schürze und Haube eine Weile einer anderen überließ. Eine andere Frau wollte diese Aufgabe übernehmen. Den Botengang zum Schloss.“
    „Und so könnte sich Kirsten auf das Gelände geschlichen haben?“
    „Ja, wie sollte sie sonst unauffällig in meine Nähe gelangen?“
    Christian dachte nicht lange nach. „Du bleibst hier“, befahl er Wiebke. Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürzte er die Treppe hinunter und winkte in der Halle seine Leibwache zu sich. „Folgt mir“, befahl er. „Es soll sich ein Eindringling auf dem Gelände befinden.“
    Wiebke konnte nicht abwarten. Nachdem sie einige Minuten auf der Treppe gestanden und nachgedacht hatte, entschied sie sich, dem König zu folgen. Mir wird nichts geschehen, dachte sie, und die Gewissheit machte sie stark. Mit klopfendem Herzen trat sie aus der Halle heraus auf den Schlossplatz.
    Sie konnte Christian nicht entdecken. Der gepflasterte Platz, der hinunter zum Haupttor führte, lag kaum beschattet im gleißenden Licht der Mittagssonne. Sie blinzelte und schloss für einen Moment die Augen. Folge deinem Gefühl, dachte sie. Sie entschloss sich, in der Küche zu suchen, und wandte sich nach links, um auf die Seite des Wirtschaftstraktes zu gelangen. Niemand beachtete sie, was sie nicht überraschte. Inzwischen war es so heiß geworden, dass jeder Schritt, jede Bewegung anstrengten, und so hatten die Wachen im Schatten des Torhauses Schutz vor der Sonne gesucht.
    Auch in der Küche ruhte die Arbeit. Sie sah den Brotkorb auf dem blank gescheuerten Tisch stehen, abgedeckt mit einem weißen Leinentuch. Über der Feuerstelle köchelte ein Topf. Als sie nach einem Mädchen rief, kam einer der Köche aus einem Nebenraum.
    „Madame?“
    Wiebke hielt sich nicht mit Erklärungen auf. „Ist euch heute Morgen etwas seltsam vorgekommen? Ist mit dem Brot alles in Ordnung?“
    Der gedrungene Mann wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. Er verstand sie nicht.
    „Nein, nein, wundert Euch nicht, wir machen nur eine kurze Mittagspause. Kann ich Euch etwas bringen lassen?“, antwortete er schläfrig.
    „Mann!“ Wiebke hätte ihn gerne gepackt und wach geschüttelt. „War eine fremde Person in der Küche?“
    Jetzt schien Leben in den Koch zu kommen. „Nein, nein. Die üblichen Lieferanten, Boten, Mädchen. Niemand sonst.“
    „Rührt das Brot nicht an“, befahl Wiebke und wirbelte herum. Mit wenigen Schritten war sie aus der Küche heraus. Denk nach, zwang sie sich zur Ruhe. Denk wie die Gräfin. Was würdest du an ihrer Stelle tun?
    Sie schwitzte. Ihr Blick blieb an der kleinen Gartenpforte hängen, die in den Küchengarten mit seinen Kräutern und Heilpflanzen führte. Nein, schüttelte sie innerlich den Kopf. Falsch. Denk weiter!
    Zurück zum Haupthaus also. Oder gab es noch einen anderen Zugang? Ihr Blick fiel auf die Kellertür. Massives Holz und ein ebensolches Schloss. Dort war kein Durchkommen. Enttäuscht rüttelte sie an der Klinke.
    Die Tür gab nach. Es ist nicht

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