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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Kenntnisse aller Details bezog.
    „Die Dragoner stürmten das Zimmer des Feldherrn, und ihr Hauptmann, ein gewisser Devereux, rammte Wallenstein die Hellebarde ohne zu zögern in die Brust“, fuhr dieser eben fort, und sein pausbackiges Gesicht leuchtete zufrieden. „Es heißt, man könne den dunklen Fleck an der gekalkten Wand in Eger gegen ein paar Taler besichtigen.“
    Christian hob die Hand. „Ich bitte Euch, Exzellenz. Etwas weniger Blut an diesem Festtag. Aber Ihr habt Recht, das Ende Wallensteins ist seiner Größe nicht würdig.“
    „Seine Ermordung zeugt doch nur von der erbärmlichen Seele des Kaisers“, fiel Kanzler Christen Friis von Kragerup ein. Die übrigen Gäste an der königlichen Tafel nickten zustimmend, man hörte Rufe wie „erbärmlich“, „feige“, „widerlich“, während die Tafelmusik im Hintergrund lautstark anschwoll.
    „Wo haben sie den Toten hingeschafft?“, wollte jemand wissen.
    „Die Dragoner haben die Leiche in einen Teppich gewickelt und den Toten die Treppen hinuntergezerrt, wobei der Kopf Wallensteins an jeder Stufe aufschlug“, antwortete Johann Georg, während seine Rechte lautmalerisch auf den Tisch klopfte. Die Männer lachten über seinen makabren Scherz. „In der Burgkapelle stand ein einfacher Brettersarg bereit, der aber war viel zu klein für den Feldherrn. Deshalb haben die Soldaten die Knochen des Leichnams mit einer Keule zerschlagen.“ Wieder schlug die Hand auf die Tafel.
    Christian bemerkte ein ärgerliches Kribbeln unter seiner Kopfhaut.
    „Warum nur dieser Verrat?“, murmelte er.
    Dennoch beeilte sich der Kurfürst, ihm zu antworten. „Ein selbstverschuldetes Unglück“, schnaufte er zwischen zwei Schlucken aus dem Weinpokal. „Seit seiner ersten Entlassung hat die Sucht nach Rache Wallensteins Politik beherrscht. Er hat mit allen Parteien verhandelt. An einem Tag wollte er einen Sonderfrieden mit Sachsen vereinbaren, am nächsten nichts mehr von mir wissen. Er korrespondierte mit dem Kaiser, den Armeeoffizieren, mit den Schweden, mit den dänischen und böhmischen Emigranten. Und alle Verhandlungen liefen ins Leere. Ihr wisst, mein lieber Christian, Wallenstein war todkrank und abergläubisch, er hat sich nur noch mit seinen Ärzten und speichelleckenden Astrologen umgeben und sich in den Abgründen seiner wahnhaften Vorstellungen verstrickt.“
    Prinz Christian fiel ein, nachdem er seinem Vater hastig zugetrunken hatte: „Das Heer hat ihn im Stich gelassen. Er hatte jegliches Ansehen bei seinen Soldaten verloren. Die kaiserlichen Truppen murrten, sie hatten die Pest im Heer. Krank und erschöpft starben die Männer unterwegs in den Gräben und Feldern.“
    „Und Wallenstein erst …“ Christian dachte an die Berichte über den Todkranken. Zuletzt hatte der abgemagerte Feldherr nur noch in einer Sänfte reisen können. Seine Gesichtsfarbe, die wohl beständig zwischen gelblich-grün und schwarz wechselte, hatte alle glauben lassen, der Teufel selbst wäre auf die Welt hinabgekommen, sodass Wallenstein sein Gesicht hinter Tüchern verbergen musste. Licht- und lärmempfindlich, hatte er jedes Hundegebell und Pferdegetrappel in seiner Nähe verboten. Alle Pferde, die sein Lager passierten, mussten Stoffsäcke über den Hufen tragen, war berichtet worden. Jeder Verstoß gegen diesen Befehl war mit Todesstrafe geahndet worden.
    „Am Ende zweifelten alle Parteien an seiner Glaubwürdigkeit und Loyalität – nicht zuletzt der Kaiser selbst“, sagte er in die Runde. Für einen Moment tauchte er in die Musik seines Hofkapellmeisters ein, dann sprach er weiter. „Als Wallenstein sich weigerte, Kurfürst Maximilian in Bayern gegen die Schweden zu Hilfe zu eilen, und Regensburg in die Hände der Protestanten fiel, war das Vertrauen endgültig erschüttert.“
    Tatsächlich hatte Wallenstein den Kaiser und Maximilian von Bayern durch sein wirres Handeln gegen sich aufgebracht. Wahnsinn und Astrologie hatten ihn ins Verderben gestürzt, da waren sich die Männer einig. Schließlich hatte man in Wien vermutet, Wallenstein beabsichtige, mit seinem ganzen Heer zum Feind überzulaufen. Als der Kranke seine führenden Obersten in sein Hauptquartier nach Pilsen gerufen hatte und von ihnen einen Eid ihrer Ergebenheit und Treue bis in den Tod verlangte, war das für den Kaiser der Beweis für den Verrat seines obersten Feldherrn.
    „Neunundvierzig Oberste haben eine Verpflichtung, bei ihm auszuharren, unterzeichnet. Wallenstein hat sich in Sicherheit

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