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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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gewähnt“, wusste der Kurfürst zu berichten. „Selbst Oberst Piccolomini, dieser verräterische Hund, hat eifrig unterschrieben. Wenig spä- ter soll er ein Schreiben nach Wien geschickt haben, Wallenstein würde König von Böhmen werden und die Macht des Kaisers zerstören wollen.“
    „Dieses Schreiben ist dem Kaiser nur gelegen gekommen …“ Der Prinz mischte sich wieder in das Gespräch ein. „Auf einmal konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, und er hat Hals über Kopf das Absetzungspatent für seinen Feldherrn aufgesetzt. Außerdem hat er ihn wegen Hochverrats angeklagt und die Reichsacht über ihn verhängt.“
    „Das war Wallensteins Todesurteil.“ Der Sachse hob erneut seinen Weinpokal und prostete Christian zu. „Damit war er Freiwild, als Geächteter konnte er ja von jedem gefangen genommen werden. Tot oder lebendig.“
    „Mehr tot als lebendig …“ Prinz Christian lachte, und auch der Kanzler konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    Christian wusste, dass den Verrätern eine großzügige Belohnung durch den Kaiser gewunken hatte. Auch die gewaltigen Schätze des Generals lockten die Männer natürlich. Den Kaiser hatte die Aussicht verführt, sich auf einen Schlag seiner immensen Schulden zu entledigen, die er bei seinem General für dessen Truppen in den letzten Jahren gemacht hatte.
    „Was für ein seelenloses Geschäft“, ächzte er und winkte seinen Mundschenk heran.
    Kaiser Ferdinand hatte den spanischen General Gallas und Oberst Piccolomini beauftragt, Wallenstein zu töten, so viel stand fest. Zu spät hatte der Feldherr bemerkt, dass sein Stern sank und sich seine Position verschlechtert hatte. Selbst als einer seiner Obristen mit einem Teil der Soldaten und vielen hundert Zugpferden verschwunden war, der Zahlmeister sich mit der Kriegskasse auf und davon gemacht hatte und auch der spanische Gesandte abgezogen worden war, glaubte er noch immer, Herr der Lage zu sein.Ein zweites Mal hatte er seine Offiziere zu einem Treueeid um sich versammelt.
    Als Wallenstein Ende Februar endlich erfahren hatte, wie es wirklich um ihn stand, hingen in Prag längst an jedem Haus Blätter mit seinem Ächtungspatent. So war er aus Pilsen geflohen und mit seinem Tross nach Eger aufgebrochen. Die Männer an der Tafel hatten auch die letzten Stationen seines Lebens verfolgt.
    „Unterwegs ist ein gewisser Oberst Walter Butler mit seinem Dragonerregiment zum Zug gestoßen. Er bot Wallenstein an, ihn auf seinem weiteren Weg zu begleiten und zu beschützen“, erzählte der Kurfürst von Wallensteins Flucht. „Als der Herzog das Angebot angenommen hatte, schickte der gerissene Butler gleich eine Botschaft an Gallas und Piccolomini, er wäre bereit, mit einer heldenhaften Tat einzuschreiten.“
    Wenige Tage später hatte der Tross Eger im äußersten Westen Böhmens erreicht. Wallenstein hatte, erschöpft von den Strapazen der Reise, ein Haus am Marktplatz bezogen. Während er sich wohl zurückgezogen hatte und die Ärzte die Verbände an seinen offenen Beinen wechselten, hatten sich seine engsten Vertrauten zu einem Nachtmahl auf Burg Eger versammelt.
    „Als die Offiziere speisten und tranken, ließen die Verräter die Tore und Zugbrücke schließen, dann stürzten die Dragoner unter Geschrei in den Saal.“ Prinz Christian winkte nach Wein. „Keiner der Wallenstein-Getreuen verließ den Ort lebend.“
    Wenig später hatten die Häscher Wallenstein und seine Wachen getötet. Krank, einsam, gebeugt – ganz und gar würdelos ist der Feldherr gestorben, der zeit seines Lebens ganz Europa in Atem gehalten und unermessliche Reichtümer angehäuft hat, dachte Christian bestürzt.
    Die Nachricht von seinem Tod hatte sich rasch verbreitet. Am Kaiserhof war man erleichtert. So hatte der spanische Gesandte in Umlauf gebracht: „Es ist eine große Gnade, die Gott dem Hause Österreich erwiesen hat.“ Kardinal Richelieu in Frankreich jedoch verurteilte den Verrat als Meuchelmord. Er hatte König Christian geschrieben: „Wallensteins Tod bleibt ein ungeheures Beispiel, sei es für die Undankbarkeit des Dienenden, sei es für die Grausamkeit des Herrn. In seinem an gefährlichen Zwischenfällen reichen Leben fand der Kaiser keinen Zweiten, dessen hilfreiche Dienste auch nur ansatzweise mit denen, die Wallenstein ihm geleistet hat, vergleichbar wären.“
    Christian selbst hatte die Botschaft aufgewühlt. Einerseits war er froh, dass die Protestanten einen ihrer gefährlichsten Gegner verloren hatten.

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