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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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an der Ostsee gegen Schweden zu stärken. Und Ferdinand II. nahm sein Angebot an – wohl in der Hoffnung, sie könnte ihm gelegentlich nützlich sein, wenn es galt, die Schweden und ihren Kanzler Oxenstierna hinterrücks zu überrumpeln.
    Der alternde Kaiser, so hieß es, war zuletzt sogar bereit, das Restitutionsedikt aufzugeben.
    „Er wird alle geistlichen Ziele seiner weltlichen Politik opfern“, erklärte der König, wenn Wiebke ihn beharrlich über die Pläne der Mächtigen befragte. Nie war der Habsburger in Deutschland stärker gewesen. Seine Truppen und die seiner Verbündeten besetzten beinahe das gesamte rechte Rheinufer, Schwaben und Franken. Während diese neu eroberten Gebiete für den Unterhalt der Truppen ausgepresst wurden, konnten die österreichischen Länder aufatmen.
    Anno 1636 begann der Krieg in Deutschland von Neuem. Er wurde von Frankreich und Schweden geführt, um die „deutsche Li- bertät“ zu retten. Die Schweden setzten alles daran, ihre auf Pommern und Mecklenburg zusammengeschrumpfte Basis zu erweitern.
    „Nur in der Bewegung lässt sich der Krieg durch den Krieg ernähren“, kommentierte der König die Taktik der Schweden. Er sollte Recht behalten. Im Herbst schlugen die Schweden die vereinigte Kaiserlich-sächsische Armee, Kurbrandenburg fiel erneut in schwedische Hände, und der Kurfürst musste nach Königsberg fliehen.
    So wartete alles auf seine Zeit, und König Christian nutzte das Durcheinander im Deutschen Reich, um seine Belange zu stärken. Er legte vor den Bischöfen des Landes einen freiwilligen Eid ab, dass er „mit Wiebke Kruse keine körperlichen Berührungen gehabt habe inzwischen und in all der Zeit, während sie in Frau Kirstens Diensten war, so wahr ich hoffe, Gnade bei Gott im Himmel zu haben, hier auf Erden in Zeiten und in aller Ewigkeit“.
    Wiebke las mir den Schwur vor, der den König von allen Makeln des Ehebruchs freisprechen sollte und der ein Schutzbrief für seine Liebe und sein Liebstes war. Wir wussten, dass die Gräfin nie aufgegeben hatte, die Kirche gegen den König aufzuhetzen, dass sie in ihrem Exil Briefe schrieb und diese über einen treuen Boten nach Kopenhagen bringen und in die richtigen Hände legen ließ.
    Die Bischöfe hielten still, doch der Adel stichelte weiter gegen „die Wäscherin im Bett des Königs“. Auch als der König seine Töchter Eleonore Christiane und später die Zwillingsschwestern Christiane und Hedwig in die adligen Familien der Ulfeldts und Sehesteds einheiraten ließ und die Schwiegersöhne bald mit Regierungsaufgaben betreute, verstummten die Stimmen nicht.
    Wiebke hatte vor den mächtigen Gegnern keine Angst, da sie nicht einen Gedanken an den Tod des Königs und die dunkle Zeit, die dann folgen würde, verschwendete.
    „Ich bin glücklich, Johanna“, sagte sie, „glücklich in diesem Moment. Dieses Wunder kann mir keiner nehmen, auch der Tod nicht. Die Liebe des Königs macht mich stark. Ich werde immer mit Christian verbunden sein und sein Licht in mir tragen.“
    Ich wusste, wie sie fühlte, denn nichts anderes spürte ich in meinem Herzen, wenn ich Wiebke vor mir sah und an das Geschenk unserer Freundschaft dachte. Sie war mir das Kostbarste in diesem Leben, und ich zehrte von jedem Moment, den wir gemeinsam verbringen konnten. Wir lachten und schwiegen zusammen, erzogen die Kinder und beobachteten staunend, wie sie zu temperamentvollen Menschen heranwuchsen – Ulrich Christian ein Ebenbild seines Vaters, kühn und eifrig, den Kopf voller Pläne, Elisabeth Sophie, mehr nach Wiebke kommend, zärtlich und stolz.
    Manchmal fragte ich mich, wie unser Leben abseits des Hofes aussehen könnte. Ich stellte mir ein ungeteiltes Beieinander vor, ein selbstverständliches Glück, unbemerkt von der Welt. Doch ich wusste, dass Wiebke den König nie verlassen könnte. Und ich wusste, dass ich nie mehr ohne sie sein wollte. Einmal hatte sie mich gefragt, warum ich nie einem Mann gefolgt sei.
    „Ich bin meinem Herzen gefolgt“, erläuterte ich, und sie schlug die Augen nieder.
    Später schenkte sie mir die Steine der Zigeunerin, sie legte sie in meine Hände und schloss meine Finger darum.
    „Du bist mir so viel“, erklärte sie, dann küsste sie mich auf die Stirn, und ich fühlte mich kostbar und einzigartig.
    Der Tod tanzte, er wirbelte um uns, doch er berührte uns nicht. Schloss Rosenborg, Kopenhagen, Dänemark, die Inseln des Königreichs – unsere Liebe schwamm im milden Licht des Augenblicks, und die

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