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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Dänen geendet hatte, mussten einige Schiffe mit Verwundeten nach Kopenhagen zurückgesandt werden. Christian selbst wollte an Bord bleiben. Wiebke jedoch ließ er zurückbringen, obwohl sie sich beharrlich dagegen wehrte und ihn nicht verlassen wollte.
    „Du hast dich einmal über mein Verbot hinweggesetzt, du wirst es wieder tun“, hatte er seine Entscheidung begründet. „Bitte versteh mich.“ Trotzdem hatte ihn der Abschied Kraft gekostet, und selbst aus der wunden Höhle seines ausgeschlagenen Auges flossen einige verstohlene Tränen.
    In den nächsten Wochen steuerte Christian sein Geschwader nach Norden, ein Gerücht vermutete dort die Ankunft des holländisch-schwedischen Geschwaders. Die beiden anderen Abteilungen der dänischen Flotte sollten in der Ostsee kreuzen und sich dem Feind entgegenstellen. Dann hieß es, die gesamte schwedische Flotte sei in den Kieler Hafen eingelaufen. Christian jubelte. Er ließ den Hafen sperren und an den Küsten die Schanzen besetzen. Damit waren die Schweden von jeder Proviantzufuhr abgeschnitten. Außerdem trauerten sie um ihren Admiral Flemming, der einer Verletzung erlegen war.
    Die Schweden schienen aufgerieben, und Christian dirigierte sein Schiff Richtung Kopenhagen. Doch dann erreichte ihn die Nachricht, dass es den Feinden trotz aller Vorkehrungen gelungen war, die Dänen zu umschiffen und erneut in die offene See zu gelangen. Die Schweden formierten sich unter ihrem neuen Admiral Karl Gustav Wrangel, um gegen die Dänen zu segeln.
    Christian selbst war durch diese Nachricht so schwer getroffen, dass er seinen fahrlässigen Admiral Peter Galt für diesen Fehler mit dem Leben bezahlen ließ. „Nur sein Tod“, so hatte er gewütet, „wird sein Versagen entschuldigen können.“ Der Admiral wurde auf dem Schlossplatz von Kopenhagen hingerichtet.
    Unter Galts Nachfolger Admiral Pros Mundt kam es im Oktober anno 1644 zu einer schweren Seeschlacht bei der Insel Fehmarn. In den kalten Fluten der Kolberger Heide verloren die Dänen zehn Schiffe mit mehr als vierhundert Geschützen. Die Zahl der Toten, die das Meer verschlungen hatte, wurde auf zweitausend geschätzt. Der König hatten einen Angriff auf Kopenhagen vom Wasser aus verhindern können, aber als die Schweden auch auf dem Landweg vorandrängten und sich dem kaiserlichen Hilfsheer unter Gallas gegenüber so überlegen erwiesen, dass dessen Truppenteile auf dem Rückzug fast vollständig aufgerieben wurden, war der Krieg für Dänemark beendet.
    Christian, einäugig und mit verwundetem Herzen, hatte einen Waffenstillstand erbitten müssen. Im Frieden von Brömsebro büßte er die Inseln Gotland und Ösel, Halland und die norwegischen Landschaften Jämtland und Härjedalen ein. Sein schlimmster Albtraum war schreckliche Wirklichkeit geworden: Von dieser Stunde an war Schweden die führende Macht an der Ostsee. All sein Streben nach Glück war vergebens gewesen. Schwach und beschämt war er nach Kopenhagen zurückgekehrt.

     
Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV.: Aus ihren geheimen Aufzeichnungen
    König Christian hatte sich während der langen Jahre seiner Regierung keine Ruhe erlaubt. Als Kind hatte er den Thron bestiegen, noch als alter Mann kämpfte er für seinen Glanz. Seine Gedanken hatten immer Dänemark und seinem Volk gegolten. Selbst wenn der Lauf der Ereignisse all seine Bemühungen zunichte gemacht und das Reich am Ende seines Lebens an Macht und Einfluss verloren hatte, war dies doch im Streben nach Vollkommenheit und auf der Suche nach Gottes Liebe geschehen.
    „Ich habe meinem Land mit ganzer Kraft gedient“, sagte er, nachdem uns der Friede von Brömsebro gedemütigt hatte. „Ich hätte mein Leben für Dänemark gegeben.“ Und er gab sein Leben.
    Gebrochen und von der Scham des Scheiterns gedemütigt, verbrachte der König seine letzten Jahre. Zurückgezogen, meist eingeschlossen in seinem Kabinett und im Gespräch mit Gott, wartete Seine Majestät auf den Ruf des Herrn. Er war weiß geworden, und der Makel des verlorenen Krieges hatte ihn um Jahre altern lassen. Seine Hände zitterten, und das ausgeschlagene Auge, die dunkle, trostlose Höhle, verlieh ihm das Aussehen eines verzweifelten und geschlagenen Mannes. Weder die Musik, deren flüchtiger Zauber er immer geliebt hatte und die ihm außerhalb der greifbaren Welt immer ein Halt gewesen war, noch die Jagd oder ein Spaziergang in den Gärten von Schloss Rosenborg heiterten ihn auf. Wenn ich ihn gelegentlich auf den

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