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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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einer slawischen Variante zurecht, in den Städten war das Niederdeutsch sogar noch weiter nach Osten verbreitet.
    Der König hatte zunächst höflich zugehört, auch wenn ihn die historischen Bemühungen der Tafelrunde auf eine seltsame Art amüsierten. Doch je weiter das Gespräch in die Vergangenheit führte, desto mehr verlor sich sein Interesse.
    Nachdem er reichlich Braten und Wein genossen hatte, breitete sich eine wohlige Mattigkeit in seinem Körper aus. Die frische Luft des vormittäglichen Rittes tat ihr Übriges dazu, dass er nach und nach in schläfrige Träumereien glitt.
    Er freute sich auf ein Wiedersehen mit seiner Frau. Wie viele Wochen waren sie nun schon getrennt? Nach der Geburt ihres jüngsten Sohns Friedrich Christian hatte sie sich schonen müssen. Nun konnte sie das Reisen wieder aufnehmen und ihm auf seinem Zug folgen.
    Merkwürdig, dass er noch immer mit so viel Zärtlichkeit an seiner Kirsten hing. Es war schon so viele Jahre her, dass er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie war erst siebzehn gewesen. Er hatte sie in einer Kirche erblickt und den Herrn sofort darum gebeten, dass er sie zu ihm führen möge. Und Gott hatte ihn erhört.
    Das dänische Gesetz ließ nicht zu, dass sie seine Königin wurde. Trotzdem hatte er sie geheiratet, sobald er konnte. Sie hatte seidiges Haar, eine herrliche Haut, und ihre Küsse schmeckten nach süßen Naschereien. Ihre Ehe war lange Zeit glanzvoll und einzigartig. Er war ihr sogar treu gewesen. Nahezu. Und das war bei all den Versuchungen am Hofe wirklich außergewöhnlich, galten doch Mätressen als unverzichtbares Beiwerk seiner königlichen Stellung.
    Wie ein verliebter Täuberich gurrte er noch immer um seine Königin herum. Wenn er nicht mit ihr zusammen war, verspürte er eine große Sehnsucht nach seiner Frau. Er wollte sie in den Armen halten, ihr Lachen hören, sie lieben, bis er an die Grenzen seiner Lust kam.
    Doch er wusste, dass sich Kirstens Gefühle für ihn verändert hatten. Seit einiger Zeit waren ihre Gesten kühl und voll unterdrückter Ablehnung. Ihre Augen blieben leer – kein Funkeln, kein Zwinkern lag mehr in ihnen.
    Oft ließ sie ihn nachts nicht in ihr Schlafgemach. In seiner Verzweiflung hatte er sie schon gegen ihren Willen genommen. Er war doch ihr König und ihr Gatte. Es war ihre Pflicht, ihn zu lieben und ihm Trost zu spenden. Aber das machte alles nur noch schlimmer. Ihre stille Ergebenheit löschte sein Feuer nicht, sondern ließ sein Herz gefrieren.
    Vielleicht gelang ihnen jetzt ein Neuanfang? Ach, Kirsten, Kirsten … Und langsam schob sich vor das Bild seiner Frau die Erinnerung an die kleine Wäscherin. So jung, so schön auch sie.
    Christians Kopf nickte schläfrig zur Seite, bis Wolf von Buchwald ihn taktvoll in die Seite stieß.
    „Möchten Seine Majestät noch ein Glas Wein?“, fragte er laut und winkte das Mädchen mit der Karaffe zu sich heran.
    Inzwischen kreiste das Gespräch längst nicht mehr um die Bramstedter Stadtgeschichte. Natürlich hatten sich die Männer jetzt doch den Widrigkeiten der Gegenwart zugewendet. Gerade diskutierte man die Bündnislage.
    „Zur Verteidigung der protestantischen Sache und der deutschen Freiheit stehen uns lediglich Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld zur Seite“, klagte Sigmund Pogwisch, die wilden Augen weit aufgerissen.
    „Aber Mansfeld ist ein störrischer Kopf. Er hält sich für den Oberbefehlshaber, der die Lage wie kein Zweiter versteht“, sagte Buchwald. „Und Christian von Braunschweig hat sein Heer aus Bauern lediglich mit eisenbeschlagenen Stöcken bewaffnen können. Dafür ist er bereit, sich Seiner Majestät unterzuordnen.“
    „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als drei getrennte Vorstöße zu wagen“, mischte Christian sich wieder in das Gespräch ein, und seine Linke tastete suchend nach seiner Locke. Die Realität hatte die süßen Träume aus seinem Kopf verjagt. „Ein gemeinsamer Angriff wird nur zu Zänkereien führen. Außerdem wird ein getrennter Streich die vereinigten feindlichen Heere leichter auseinandersprengen.“
    Sein Plan, den er nicht in großer Runde ausbreiten wollte, war Folgender: Mansfeld sollte in das Bistum Magdeburg einfallen, wo Wallenstein sein Hauptquartier aufschlagen musste, und ihn dadurch binden. Dann sollte er weiter nach Schlesien marschieren, wo er auf lokale Unterstützung hoffen konnte.
    Christian von Braunschweig sollte Tillys Vorposten ausweichen und nach Hessen ziehen, um Landgraf

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