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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Liebesnacht immer ausgeglichen und bester Laune. Bei der Morgentoilette sang sie vor sich hin und bewunderte sich ausgiebig im Spiegel. Voller Elan stürzte sie sich in den Tag, gab sogar ihren Kindern einen Kuss und war kaum zu bändigen.
    Je mehr Zeit jedoch zwischen den süßen Nächten verstrich, desto unleidlicher und zänkischer wurde sie.
    „Die Gräfin benötigt dringend ein paar Offiziershosen in ihren Gemächern“, lästerte man dann in der Gesindeküche. Ob die Stallburschen wussten, wer der geheimnisvolle Galan war? Einen Mitwisser musste es geben, denn irgendwer schleuste den Mann schließlich in die Festung hinein.
    Wiebke blickte wieder auf die Schwäne im Burggraben. Das Pärchen schwamm jetzt dicht beieinander, ein friedvolles Bild voller Anmut und Leichtigkeit. Was gäbe sie darum, nur ein wenig dieser Eleganz zu besitzen. Noch immer kam sie sich grob und ungeschickt vor, gefangen zwischen den höfischen Sitten und Gebräuchen und ihrer Angst, sich mit einem falschen Handgriff bei Tisch oder einem ungeschickten Wort lächerlich zu machen.
    Wie sollte das Leben erst bei Hofe in Kopenhagen werden, wo sie, die kleine Wäscherin, in der Schar von Dienern und Zofen untergehen würde? Wohl fühlte sie sich nur in der Kinderstube. Die drei Kleinen – Eleonore Christine, Waldemar Christian und die zweijährige Elisabeth Auguste – liebten ihre Geschichten und komischen Einfälle. Vielleicht sollte ich mit den Kindern noch eine Weile hinaus in den Garten gehen, um die Sonne zu genießen, dachte sie. Der Winter würde bald kommen und ihren Entdeckungsreisen auf Wiesen und Feldern eisigen Einhalt gebieten.
    Christian zügelte sein Pferd und ließ es aus dem unruhigen Trab in sanften Schritt fallen. Entspannt tätschelte er den muskulösen Hals seines dunklen Wallachs. Der zwölfjährige Henning begleitete ihn schon lange, gemeinsam hatten sie viele gefährliche Situationen im Kampf gemeistert. Jetzt spitzte Henning die Ohren. Er wusste, dass die Stallburschen ihn gleich mit frischem Wasser, Heu und einigen Äpfeln erwarten würden. Stolz und mit großen Schritten passierte der Wallach die Wachtposten auf der hölzernen Brücke zur Festung.
    Der Inspektionsritt hinaus zum Lager der Soldaten war ereignislos verlaufen. Die Männer, die etwa eine halbe Meile vor der Burg in endlosen Zeltreihen auf offenem Feld kampierten, langweilten sich. Noch immer war es zu keiner offiziellen Kriegserklärung zwischen dem König und Kaiser Ferdinand gekommen. Im Gegenteil, man hatte während des ganzen Sommers betont höfliche Briefe gewechselt, obwohl es bereits einige Scharmützel mit Tillys Truppen gegeben hatte.
    Christian hatte erfahren, dass der Kaiser versuchte, die Stände des niedersächsischen Kreises von ihm loszueisen. Seine Spione hatten ihm berichtet, dass er ihnen Glaubensfreiheit für die norddeutschen Bistümer angeboten hatte. Doch das waren Scheinversprechen. Wer Ferdinand kannte, wusste, dass der Kaiser ein falsches Spiel trieb. Als er das protestantische Magdeburg von seinem Angebot ausnehmen wollte, hatten die Stände abgelehnt. Sie klammerten sich weiterhin verzweifelt an ihre Neutralität.
    Christian wandte sich zu Buchwald um, der neben ihm durch die Reihen der Soldaten geritten war und auch mit einigen Männern gesprochen hatte.
    „Wie ist die Stimmung?“
    „Gespannte Ruhe, Sir. Die Männer warten auf den ersten wirklichen Schlag.“
    Die Soldaten waren damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zu reparieren und die Waffen in Schuss zu halten. Schon seit vielen Jahren standen den Armeen brauchbare Musketen zur Verfügung, die in ihrer Reichweite und Durchschlagskraft die mittelalterlichen Armbrüste weit übertrafen und in ihrer grausamen Effektivität auch die Pike ersetzen konnten. Doch die langen Ladezeiten und ihr hoher Preis hatten die spitzen, eisenbeschlagenen Stöcke noch immer nicht ganz verdrängt. Auch seine Männer kämpften mit der Pike. Sie eignete sich besonders zur Abwehr angreifender Reiter, die von unten herauf aufgespießt und vom Pferd gerissen wurden.
    Bald könnte es so weit sein. Christian stellte sich vor, wie die Männer in die Schlacht zogen. Vor seinen Augen tauchten die Reihen der Soldaten auf, ein Marsch zurück bis zu den Anfängen aller Kämpfe, bis zu den ersten Kriegen der Menschheit lange vor Christi Geburt.
    Plötzlich lachte er auf. Buchwald blickte ihn erstaunt an.
    „Ich dachte an die alten Rüstungen“, erklärte Christian, „an ihre tödliche Last. Wie

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