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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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und seine Gedanken glitten wei- ter zu den berittenen Soldaten. Die Reiterei machte in Christians Heer ein Drittel der Gesamtstärke aus. Dazu zählten auch die Dragoner, die zum Gefecht absaßen und mit Musketen oder verkürzten Lanzen zu Fuß weiterkämpften. Sie dienten als Schutzwall vor der Kavallerie und hatten meist die schlechteren Pferde, da von ihren Tieren nur Ausdauer, aber keine Gefechtsqualitäten verlangt wurden.
    Die Pferde der Kürassiere waren dagegen sorgfältig ausgesucht: Sie mussten wendig und vor allem taub gegen das Schlachtgetöse sein. Viel Übung war nötig, bis ein Ross verlässlich war. Und der Verlust an Tieren war schrecklich: In den Schlachten und auf den langen Märschen gingen Jahr für Jahr Zehntausende Pferde zugrunde. Es wurde immer schwerer, geeigneten Ersatz zu finden. Pferdehändler waren inzwischen wohlhabende Leute, die bis nach Polen und Ungarn reisten, um neue Tiere aufzutreiben.
    Doch nicht nur die Pferde kamen aus aller Herren Länder. Christians Heer setzte sich aus den unterschiedlichsten Nationalitäten zusammen. So kämpften Jütländer neben Holsteinern, Friesen neben Schotten und Wallonen. Eine eigene Soldatensprache, ein wirres Kauderwelsch aus deutschen, französischen, englischen und spanischen Brocken, half bei der Verständigung. Auch das Rotwelsch, die Gaunersprache mit ihren Einsprengseln aus dem Deutschen und Jiddischen, der Zigeunersprache und dem Spanischen, wurde von vielen Soldaten verstanden.
    Dennoch waren Reibereien und Rivalitäten unter den einzelnen Gruppen an der Tagesordnung. Das lange Warten auf den nächsten Kampf zerrte an den Nerven der Männer und machte sie trink- und streitlustig.
    „Viele Verwundungen fügen sie sich allein durch ihre ständigen Prügeleien untereinander zu“, schloss Christian. „Disziplin ist alles, sonst verlieren die Männer das Ziel aus den Augen.“
    Wenn frische Kräfte gebraucht wurden, fanden Christians Werber diese vor allem in den Städten, denn nur wenige freie Bauern oder Pächter verließen freiwillig ihr Land, um in die Schlacht zu ziehen. Ehemalige Knechte, Gesindeleute und Handlanger bildeten die große Masse im Söldnerheer. Sie waren vor allem darauf aus, reiche Beute zu machen und sich selbst zu holen, was Gott ihnen bislang schuldig geblieben war. Dazu kamen abenteuerlustige Studenten, sogar stellenlose Geistliche und andere bemitleidenswerte Existenzen – arme Schlucker, die ihren Gläubigern entkommen wollten, Ehebrecher, die das Weite gesucht hatten, Straftäter, die in den Massen untertauchten und so dem Galgen entkamen. Die Abenteuerlust trieb auch Adlige an die Werbetische. Diese erhielten ihrem Stand entsprechende Positionen und mussten sich nicht unter das gemeine Soldatenvolk mischen.
    Hatte sich ein Söldner anwerben lassen, wurde er auf dem Musterplatz seiner Kompanie zugeteilt. An die Musterung schloss sich die Verlesung des Artikelsbriefs an, der die komplizierte Rangordnung im Heer erklärte. Danach wurden die Befehlshaber vorgestellt: der Hauptmeister oder Rittmeister mit seinem Leutnant, der Fähnrich und der Feldwebel oder Wachtmeister, die Unteroffiziere und Gefreiten, zuletzt der Profoss. Der für die Disziplin im Heer zuständige Offizier erklärte dem unerfahrenen Haufen, was verboten war: Würfel- und Kartenspiel, Saufen, Raufen, Fluchen. Doch schon in ihrer ersten Nacht als Söldner hatten die meisten den Würfelbecher in der Hand, um sich die Zeit zu vertreiben und nicht über das Morgen nachdenken zu müssen.
    In einer feierlichen Zeremonie wurde den Fähnrichen schließlich das Banner übergeben, das Heiligtum der Kompanie. Oft war die Fahne im Feld das einzige Erkennungszeichen, um Freund und Feind auseinanderzuhalten. Ihre Träger wurden deshalb genau ausgesucht. Man erwartete von ihnen, dass sie ohne Furcht in die Schlacht zogen und sich nie von der Fahne trennten – koste es, was es wolle. Sollten sie die rechte Hand im Sturm verlieren, musste das Banner mit der Linken geschwenkt werden. War der Kampf beendet, pflegte man die erbeuteten und verlorenen Fahnen zu zählen, um zu entscheiden, wer die Schlacht gewonnen hatte.
    Nach der Übergabe des Banners sprach die versammelte Mannschaft zuletzt die Eidesformel nach. Damit war der Vertrag zwischen Kriegsherr und Söldner geschlossen.
    Christian versuchte, seinen Männern ein gutes Auskommen und erträgliche Verhältnisse zu sichern. Er zahlte den Sold pünktlich und sorgte für ausreichende Verpflegung. Die Soldaten

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