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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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der Geiseln heranzukommen, um feststellen zu können, wo sie sich aufhielten. Zwar vermuteten sie, dass sie sich in die hinterste Ecke drängen würden, doch wäre es besser, genau zu wissen, wo sie waren.
    Immer wieder übten SEALs in eigens dafür hergerichteten Schießständen das Vorgehen bei Geiselbefreiungen. Vor allem ging es dabei um das Aufsprengen von Türen oder Fenstern, und mitunter mussten sie sogar durch eine Wand eindringen. Unerlässlich war, dass man schon in der ersten Sekunde wusste, wo sich Geiseln und Terroristen befanden, um Letztere sofort zu erschießen.
    Jackson hatte angeregt, erst die beiden anderen Gruppen ans andere Ufer zu bringen, bevor sich Rapp ein Bild machte. Auf diese Weise wären sie, falls etwas nicht nach Plan verlief, in einer weit besseren Ausgangsposition, um ihr Unternehmen zum glücklichen Ende zu bringen. Da niemand ohne die Andersons zurückkehren wollte, hatte Jackson darauf gedrängt, dass sie alle verfügbaren Kräfte einsetzten.
    Ein Blick über die Schulter zeigte Rapp, dass Jackson das Ufer erreicht hatte und dem nächsten Zeichen machte, ihm zu folgen. Während Rapp auf Jackson wartete, ließ ihn ein Lichtblitz links von sich zusammenzucken. Er erstarrte. Dann sah er, dass ein Mann die Zeltbahn am Eingang beiseite geschlagen hatte, um sich zu erleichtern.
    Rapp machte sich nicht die Mühe, seine Waffe auf ihn zu richten. Mit Sicherheit hatte ihn Wicker längst im Visier. Er sah über die Schulter: Jacksons Männer, die sich in der Mitte des reißenden Baches duckten, waren kaum zu sehen.
    Da es unaufhörlich regnete, brauchte er nicht zu befürchten, dass ihn jemand hörte, und so flüsterte er in sein Mikrofon: »Kein Grund zur Aufregung. Der Bursche kann höchstens fünf oder sechs Meter weit sehen.« Dennoch stießen alle einen Seufzer der Erleichterung aus, als er fertig war und den Zelteingang wieder schloss. Bald waren alle Männer angekommen und nahmen Stellungen ein, aus denen sie eingreifen konnten, falls man Rapp entdeckte.
    Von seinem nur sechzig Meter entfernten Posten, der etwas höher lag als das Lager, hatte Coleman einen ungehinderten Überblick. Mit angehaltenem Atem hatte er zugesehen, wie erst Rapp und dann die anderen den reißenden Bach überquerten. Von den beiden an den Flanken postierten Gruppen war nichts zu sehen, da sie sich durch den dichten Dschungel voranarbeiten mussten. Wicker hatte das Gelände bereits erkundet und berichtet, dass es keinerlei Sprengfallen gebe. Als alle bereit waren, meldete sich Coleman bei Rapp.
    »Mitch, wenn du so weit bist, sieh dich rasch um und verschwinde dann wieder. Lieutenant, machen Sie sich für die Conga bereit.« Damit war eine Art des Eindringens in besetzte Gebäude gemeint, auf die sich die SEALs spezialisiert hatten. Inzwischen war es das klassische Verfahren bei einer Geiselbefreiung. Um ein Gebäude zu stürmen, bildeten die Männer eine Reihe, als wollten sie eine Conga tanzen. Sobald sie sich im Inneren des Gebäudes befanden, scherte jeder zweite aus der Reihe aus, sodass alle einen Überblick hatten und der ganze Raum im Schussfeld lag, ohne dass sich die Männer gegenseitig behinderten.
    Rapp teilte Coleman seinen Aufbruch im Flüsterton mit. Zentimeter für Zentimeter schob er sich durch das Gras auf das Zelt zu. Auf der mehr oder weniger freien Fläche, auf der er sich jetzt befand, boten ihm nur noch die Dunkelheit und der Regen Schutz, und so bewegte er sich möglichst rasch. Nachdem er einen schlammigen Pfad überquert hatte, befand er sich an einem leichten Grashang. Jetzt musste er unbedingt darauf achten, jederzeit freies Schussfeld zu haben. Aus dem nur noch drei Meter entfernten Zelt hörte er Stimmen. Kurz darauf befand er sich im Bereich der Zeltpfähle und schob sich vorsichtig weiter dem hinteren Ende entgegen, wo sie die Andersons vermuteten.
    An einer Stelle, wo die grüne Zeltbahn dicht über dem Boden endete, drang ein schmaler Lichtschimmer hervor. Statt hindurchzuspähen, legte er sich so hin, dass er hören konnte, was gesagt wurde.
    So laut trommelte der Regen auf seinen Hut, das Zelt und den Boden, dass er die Stimmen der Terroristen kaum unterscheiden konnte, die sich in ihrer Muttersprache unterhielten. Die Stimmen am anderen Ende des Zelts waren für ihn deutlicher zu hören. Durch den Spalt am Boden fielen Schatten. Befriedigt von der Erkenntnis, dass sie richtig gelegen hatten, schob er sich rückwärts durch Gras und Schlamm weiter.
    Bevor er unter dem Rand

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