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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ihn, ob nun eine Absicht dahinter steckte oder nicht. Als wäre dieser Vormittag nicht schon schlimm genug gewesen! Angefangen hatte es mit einer Konferenzschaltung ins Außenministerium nach Jerusalem, deren einziges Ergebnis die Anweisung gewesen war, den Amerikanern nichts zu sagen. Das fiel ihm nicht schwer, da er ohnehin nichts wusste. Die ganze Sache ärgerte ihn entsetzlich. Unübersehbar traute ihm seine eigene Regierung nicht, sonst hätte man ihn über die Ereignisse auf dem Laufenden gehalten. Dann war da die Sache mit den Demonstranten und der Leuchtfarbe. Der Leiter des Personenschutzes hatte sich hartnäckig geweigert, anhalten zu lassen, damit man den Wagen säubern konnte, und natürlich hatten sich, ganz wie er es vorausgesagt hatte, die am Weißen Haus bereitstehenden Kameratrupps auf den verunzierten Wagen gestürzt wie ein Rudel Ratten auf einen Abfallhaufen. Danach war das Schrecklichste von allem geschehen: die Explosion der Autobombe. Man hatte Eitan und seinen persönlichen Referenten an einen Ecktisch in der Kantine des Weißen Hauses geschoben und sie aufgefordert, einstweilen dort zu bleiben. Das Weiße Haus war abgeriegelt. Niemand durfte es betreten oder verlassen, bis der Geheimdienst den Belagerungszustand wieder aufhob.
    Während er seinen Kaffee trank, hatte er die Nachrichtensendungen im Fernsehen verfolgt, in denen es hieß, der Anschlag habe dem Botschafter Saudi-Arabiens gegolten. Eitan empfand kein sonderliches Bedauern, und das nicht nur, weil er den Mann kaum gekannt hatte. Es gab viele Menschen, denen sein Mitgefühl galt, obwohl er ihnen nie begegnet war. Eitan war kein Gemütsathlet, doch war es seiner Ansicht nach höchste Zeit, dass auch andere einmal den Schmerz empfanden, den man seinen Landsleuten Woche für Woche zufügte – vor allem die Saudis. Schließlich unterstützten sie über ihre so genannten wohltätigen Einrichtungen viele der Gruppierungen, die wahllos und auf denkbar unmenschliche Weise das Blut von Israelis vergossen.
    Inzwischen befand er sich seit fast zwei Stunden im Weißen Haus und wurde von Minute zu Minute nervöser. Die Abstimmung vor der UNO, in der es um die Schaffung eines Palästinenserstaats gehen sollte, rückte näher. Sofern er nicht bald die Möglichkeit bekam, seine Mitteilung zu überbringen, würde sie nichts mehr bewirken können, weil es dann zu spät war. Seine Regierung war darauf angewiesen, dass es ihm gelang, die Amerikaner in die richtige Richtung zu lenken. Nicht genug, dass Selbstmordattentäter schon seit nahezu zwei Jahren in Israel Tod und Verwüstung verursacht hatten, wollten die Vereinten Nationen die Urheber dieser Gewalttaten auch noch belohnen, indem sie ihnen die Gründung eines eigenen Staates gestatteten! Die Vereinigten Staaten mussten unbedingt dafür sorgen, dass es zu einem solchen Präzedenzfall nicht kam.
    Präsident Hayes betrat sein Amtszimmer mit entschlossenem Schritt und entrüsteter Miene. Das hätte dem israelischen Botschafter zeigen müssen, dass ihm Unannehmlichkeiten bevorstanden, doch nahm gerade in diesem Augenblick jemand anders seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Eigentlich waren es zwei Personen, aber die zweite war weit beunruhigender als die erste. Eitan hatte damit gerechnet, Außenministerin Berg und Valerie Jones, unter Umständen auch Michael Haik zu sehen, und so überraschte es ihn beträchtlich, dass die Direktorin der CIA anwesend war. Der Anblick ihres Begleiters schließlich ließ seine Knie buchstäblich weich werden.
    Er hatte Berichte über den Mann gelesen, von dem es hieß, er sei zu unglaublicher Gewalttätigkeit fähig, doch verblassten die vor dem, was er gehört hatte. Selbst der grausame Mann an der Spitze des Mossad, Ben Freidman, fürchtete diesen Amerikaner. Persönlich war der Botschafter ihm nie begegnet; er hatte ihn bisher lediglich auf Fotos gesehen. Der Mann schien seine Haare inzwischen etwas länger zu tragen und wirkte sehr gebräunt. Wäre er nicht gemeinsam mit Kennedy in den Raum getreten, Eitan hätte vermutlich nicht einmal gemerkt, wer er war. Doch als Rapp ihn ansah und mit seinen dunkelbraunen Augen durchdringend musterte, schwand jeder Zweifel. Solche Augen hatte Eitan schon einmal gesehen, und es waren nicht die eines Diplomaten gewesen. Rasch sah er beiseite, und das war der Augenblick, in dem der Präsident mit aufgeknöpftem Jackett vor ihn trat.
    »Mr. President«, begann Eitan mit etwas zittriger Stimme, »lassen Sie mich Ihnen mein Bedauern

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