Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Gauner, der dort weitermachte, wo der andere unfreiwillig aufhören musste.
»Es ist zum Kotzen, alles«, knurrte er angewidert, als sie in den Wagen stiegen, um an die Küste zurückzufahren.
Der zwiespältige Erfolg, der vielleicht für die Betroffenen nichts weiter als ein Pyrrhussieg war, beschäftigte ihn noch während der Telefonkonferenz mit Chicago am Abend.
Er fragte zum zweiten Mal, weshalb Lee nicht in der Leitung war, hatte den Kopf auch sonst nicht bei der Sache. So bedeutend der Vorfall für Chandu und seine Leute auch war, so belanglos war er für DT und sein Projekt, deshalb erwähnte er ihn gar nicht erst in seinem Lagebericht. Noch nicht einmal aus der Tatsache, dass der Me n schenhändler auf dem Gelände der Abfüllfabrik von Mamots Gnaden gefasst wurde, konnte man dem Konzern einen Strick drehen. Mamot konnte sich offenbar alles e r lauben.
Sayed war an der Reihe, um die neusten Produktionszahlen und die Pläne für den weiteren Ausbau des Verteilnetzes mit Zisternenwagen vorzustellen.
»Sayed?«
Er saß nicht am Tisch. Eine Kollegin legte stumm die Hand mit zwei gespreizten Fi n gern ans Ohr.
»Was, immer noch?«, murrte Ingo. Sein Ingenieur hing, seit sie von Aimury zurüc k gekehrt waren, am Telefon. Missmutig begann er selbst, über die Maßnahmen zu berichten, mit denen sie die Kapazität erhöhen und die Verteilung des Wassers s i chern wollten, obwohl er nicht alle Details präsent hatte. Er war dabei, sein neues ceterum censeo loszuwerden: »Im übrigen bin ich der Meinung, dass man die ganze korrupte Verwaltung auswechseln sollte«, als Sayed aufgeregt und in sichtbar au f geräumter Stimmung ins Zimmer stürzte.
»Vielleicht geht dein Wunsch bald in Erfüllung«, grinste er. Für einen Augenblick genoss er die verwunderten und neugierigen Blicke, die auf ihm ruhten, dann verkündete er die gute Nachricht:
»Wie ihr vielleicht schon wisst, waren Ingo und ich heute Nachmittag dabei, als in der Nähe unserer Zisterne bei Aimury, und zwar auf dem Gelände von Mamots Fabrik, einer der Age n ten gefasst wurde, die den armen Leuten Kinder abkaufen, um sie auf den Baumwollfeldern oder in dubiosen Fabriken schuften zu lassen.«
»Sklavenhändler«, rief Ingo dazwischen.
»Genau das sind sie. Nun zum Telefon. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist dieser Mann bereit, auszupacken, und was er bisher ausgesagt hat, wirft offenbar zusammen mit den Dokumenten, die man bei ihm gefunden hat, ein ziemlich düsteres Bild auf Mamot und die Leute im Ministerium, welche die verschiedenen Betrieb s bewilligungen ohne Prüfung genehmigt haben. Eine Überprüfung der Grun d wasserkonzession ist jedenfalls bereits angeordnet, wie mir Virender versichert hat. In meinem Land ist man zwar nie ganz vor Überraschungen sicher, aber es sieht im Augenblick alles danach aus, dass der Fall unseren Lieblingsfeinden ernsthafte Sorgen bereiten wird.«
»Und damit uns in die Hände spielt«, ergänzte Ingo zufrieden. Für seinen Geschmack war die Nachricht fast zu gut, um wahr zu sein, aber Sayeds Informationskanäle ha t ten sich bisher stets als sehr zuverlässig erwiesen. Trotzdem fand er ein Haar in der Suppe. Er fragte misstrauisch: »Und zu welchem Preis hat man die Kooperation des Ganoven erkauft?«
Sayed runzelte die Stirn. »Es heißt nur, er habe einen Deal gemacht«, antwortete er achselzuckend. »Mehr weiß ich auch nicht.«
»Mit anderen Worten, er hat seinen Hals aus der Schlinge gezogen, wird ungeschoren davo n kommen. Dacht’ ich’s mir doch.« Der Gedanke widerte Ingo an, aber immerhin bestand Hoffnung, dass der Erfolg den hohen Preis rechtfertigte. Vielleicht würde am Ende gar DT Kochi doch noch als Sieger dastehen, wenn ihre Fabrik mehr Wasser absetzte als Kieras Hightech-Kreuzritter auf Malta.
Schanghai
Auf diese Begrüßung hätte Quan liebend gerne verzichtet: »Welcome to Hangzhou Xiaoshan International Airport«. Nach fast zwanzig Stunden Flug über acht Zei t zonen war er endlich mit anderthalb Stunden Verspätung auf dem falschen Flughafen gelandet. Er hätte im Stehen einschlafen können, so hundemüde war er. Eigentlich sollte seine Reise in Schanghai enden. Wie jedes Jahr wäre er auf dem Pudong Ai r port in die immer noch supermoderne Ma g netschwebebahn eingestiegen, die ihn in wenigen Minuten ins Zentrum gebracht hätte, in die Nähe des Hauses, wo er die let z ten Jahre vor seiner Ausreise gelebt
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