Das Komplott der Senatoren (German Edition)
geschehen war.
»Sie haben die Stimme nicht erkannt?«, fragte Ngom schließlich, weil er die Frage stellen musste.
»Nein, verdammt noch mal!«
»Beruhigen Sie sich.« Der Kommissar schaute ihn nachdenklich, sogar ein wenig mitleidig an. »Seltsam, die wollen kein Geld, sagen Sie?«
Lee schüttelte unwirsch den Kopf. »Die wollen mich hier weg haben. Ich bin sicher, dass Mamot dahintersteckt. Alle Fäden laufen hier zusammen. Die wollen nicht, dass man ihre unsauberen Machenschaften aufdeckt.« Der Kommissar runzelte die Stirn.
»Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, an eine solche Verschwörungstheorie zu glauben«, b e merkte er trocken.
»Überlegen Sie! Das ist keine gewöhnliche Entführung. Die wollen nur, dass ich verschwinde. Ich soll nichts über sie erfahren, deshalb musste auch Quan sterben. Er war bereit, mit mir zu reden. Die sind zu allem entschlossen. Marion schwebt in höchster Gefahr. Ich frage mich nur, weshalb die mich nicht einfach abknallen. Ich muss sie finden!«
»Sachte, sachte, Monsieur. Das überlassen Sie bitte uns. Ich werde sofort eine Fahndung veranlassen. Haben Sie ein Foto der Vermissten?«
»Der Entführten, meinen Sie«, knurrte Lee und zeigte ihm Marions Bild auf dem Handy. Ngom griff zum Telefonhörer, bellte einen kurzen Befehl und wandte sich wieder an ihn:
»Gut, mein Assistent wird die Fahndungsdaten aufnehmen und das Foto kopieren. Geben Sie ihm auch die Handynummer der Dame, so haben wir eine Chance, sie zu orten.«
»Die werden es ausschalten, sind doch nicht blöd«, nörgelte Lee. Ein Albtraum. Die Vorste l lung, dass sie ihr auch nur ein Haar krümmten, trieb ihn zur Weißglut. Das schreckliche Bild ihres schmerzverzerrten Gesichts ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Hellwach und doch wie in Trance beantwortete er die Fragen des Assistenten.
»Vielleicht ist es besser, wenn Sie sich eine Weile hinlegen«, schlug der Mann vor, als die Fahndung lief. Lee fuhr ihn an:
»Sind Sie verrückt? Entschuldigung.«
»Sie können auch gerne im Vorzimmer warten, aber es kann sehr lange dauern, bis sich etwas tut.«
Die Untätigkeit war unerträglich, schlimmer als die Ungewissheit. Er musste irgendetwas unternehmen. Weitere Versuche, Kontakt mit den Entführern aufzunehmen, endeten wie befürchtet in Marions Mailbox. Er wusste nicht, wie lange er schon an diesem Ort verbracht hatte, wo er nicht hingehörte, als der Klingelton seines Telefons ihn aufschreckte. Marion zeigte das Display. Er stürmte ins Büro des Kommissars, während er auf Empfang schaltete und die Freisprechtaste drückte.
»Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel. Wenn Sie nicht in vierundzwanzig Stunden das Land verlassen haben, ist Ihre Freundin tot.« Die Verbindung brach ab. Es war dieselbe ruhige, dunkle Stimme.
»Ausgezeichnet«, murmelte Ngom. Lees entgeisterter Blick wanderte vom Handy zu ihm.
»Was?«
»Jetzt wissen wir, wo sie sich befinden.« Er brüllte wieder ein paar unverständliche Anweisungen in den Hörer, und kurz darauf erschien eine Beamtin mit einem Co m puterausdruck. Der Kommissar trat an die Landkarte, die einen guten Teil der Rüc k wand bedeckte. »Voilà«, triumphierte er und hielt seinen Finger auf einen Punkt im Südosten des Landes. »Von da kam der Anruf. Barkayel, ein kleines Kaff östlich von Tambacounda.« Mit einem Satz stand Lee neben ihm.
»Was wollen die in dieser gottverlassenen Gegend?«
Ngom betrachtete die Karte gedankenverloren. Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich glaube nicht, dass sie in dieses Dorf wollten. Ich denke, es ist Zufall, dass der Anruf von dort kam. Sehen Sie, Barkayel liegt an der N7, das ist die Hauptverkehrsader in den Südosten Sen e gals.«
»Warum so weit weg von Dakar?« Er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, als ihn die Erinnerung wie ein Blitz traf. »Augenblick!«, rief er aus und schlug sich an die Stirn. »Quan hat den Ort erwähnt, wo er arbeitete.« Der Name fiel ihm nicht ein. »Bari oder ä h nlich, gibt es so was in der Gegend?«
»Barafoute?«, fragte der Assistent sofort.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es war ein anderer Name, aber Bara tönt schon mal gut.«
»Baraboye?«
»Auch nicht.« Ich Idiot! Wie konnte er so blöd sein, den Namen nicht sofort aufzuschreiben. Commissaire Ngom hatte während des Rätselratens in den Blättern seines Dossiers gewühlt. Plötzlich hellte sich seine Miene
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