Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
brauchte. Nachdem sie den Tisch gedeckt hatte, bemerkte sie beiläufig:
     
    »Dad ist sehr oft abwesend, nicht wahr?«
     
    »Ich sehe ihn jeden Sonntag in der Kirche«, antwortete ihre Mutter mit einem bitteren Lächeln. Anna unterdrückte eine Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Sie aßen schweigend. Die Fragen blieben unausgesprochen, bis Myra zögernd feststellte:
     
    »Du bist so still, Liebes. Geht es dir gut?«
     
    Anna schreckte aus ihren Gedanken auf, lächelte beruhigend und antwortete: »Ja, alles in Ordnung. Es geht mir gut, ich bin nur etwas müde.« Sie wollte ihre Mutter nicht mit ihrem Entschluss belasten. Sie würde noch früh genug erfahren, dass die Hochzeit ihrer ältesten Tochter ins Wasser fiele. Sie wusste nur immer noch nicht, wie sie es Lee beibringen sollte.
     
    Business District, Washington D
     
    Allmählich wurde es Marion zu bunt. Warum musste sich der naive Schönling vom One To One ausgerechnet in sie vergucken? Er war viel zu jung für sie, was sie so natürlich niemals äußern würde, und überhaupt hatte sie weder Lust noch Zeit, ihren gescheiterten Affären gleich noch eine anzuhängen. Sie war ein Arbeitstier, eine Sklavin der vornehmen Senior Partner von Garrah, McKenzie, getrieben von der zweifelhaften Hoffnung, eines Tages ebenso bedeutend und stinkreich zu werden wie ihr Boss Peter. Der gute Dennis im Fitnesscenter hatte ja keine Ahnung vom wir k lichen Leben in Washingtons Business District. Normale Leute machten sich um si e ben Uhr abends nach dem Training auf den Heimweg, aber ihr Leben verlief alles andere als normal. Die Sporttasche in der einen, den heißen Sta r bucks-Becher in der anderen Hand, eilte sie die zwei Blocks bis zur achtzehnten Strasse zu ihrem Bür o turm.
     
    Sie streifte die Kiste neben ihrem Pult am Fenster mit einem bösen Blick. Am lie b sten hätte sie den Inhalt unbesehen dorthin gekippt, wo er ihrer Meinung nach hing e hörte, in den A b falleimer. Aber der selige Senator O’Sullivan war stets ein guter Kunde der Kanzlei gewesen und Peter wollte, dass es auch mit seinem Sohn und E r ben so weiterging. Das Vollzeitpe n sum ihrer anderen Dossiers änderte nichts daran, dass sie diese Aufräumarbeiten, dieses St o chern im Nachlass des Senators nebenbei auch noch erledigen durfte. So stand diese blöde Kiste nun seit Wochen neben ihrem Schreibtisch und wartete jeden Abend darauf, dass sie sich ihrer liebevoll annahm. Sie schaute hinaus zu den Fenstern des Geschäftshauses jenseits der Strasse und schmunzelte. Ihr unbekannter Leidensgenosse genau gegenüber saß an seinem A r beitsplatz. Wie sie würde er wohl auch heute Nacht als Letzter das Licht auf der n e unten Etage löschen.
     
    Mit einem Seufzer warf sie den leeren Becher in den Papierkorb und schloss die Kiste auf. Die finanziellen Angelegenheiten des Verblichenen waren wesentlich komplexer als erwartet. Sie überblickte die Verpflichtungen und Außenstände noch immer nicht vollständig, und es gab Zahlungen, die dem Privatkonto des Senators jedes Quartal gutgeschrieben wurden, deren Ursprung völlig im Dunkeln lag. Sie hatte sich vorg e nommen, diesen Geldflüssen heute nachzugehen. Einmal musste sie wohl in den sauren Apfel beißen. Als sie den Ordner mit den Kontoauszügen herausnehmen wollte, fiel ihr Blick auf die beiden Handys des Sen a tors, und ihre Miene hellte sich auf. In den gespeicherten Daten der Telefone zu stöbern machte entschieden mehr Spaß, als endlose Zahlenreihen zu studieren. Sie schaltete das erste Gerät ein. Im Adressbuch standen im wesentlichen Namen und Nummern von Kongressabgeor d neten, ihren Büros und die Daten von Firmen, mehrheitlich Energiekonzerne und Kraftwerkbetreiber. Big Coal in Arizona war prominent vertreten, wie sie feststellte. Es war O’Sullivans Geschäftstelefon, und sie fand auch in den Anruflisten keine Hinweise auf die Herkunft der Zahlungen. Belanglos, sie legte es weg, schaltete das zweite Telefon ein und erlebte gleich die erste Überraschung, als das Display a u fleuchtete. $10.55 Gesprächsreserve zeigte es an. Der ehrenwerte Senator benutzte ein anonymes prepaid Handy. Die Sache b e gann interessanter zu werden. Aus dem Augenwinkel sah sie das Licht der Schreibtischlampe gegenüber aufblitzen. Sie schaute auf. Da stand er am Fenster, ihr unbekannter, stummer Gesprächspartner und winkte. Lachend grüsste sie mit beiden Armen wedelnd zurück, bevor sie sich das vielversprechende Telefon vornahm.
     
    Wieder tauchte der Name

Weitere Kostenlose Bücher