Das Komplott der Senatoren (German Edition)
verfü g bare Menge an erneuerbarem Süßwasser im Schnitt nur noch 1'622 Kubikmeter pro Person und Jahr. Gebiete, die weniger als 1'700 zur Verfügung haben, gelten als ges t resst, bei 1'000 spricht man von chronischem Wasse r mangel, und dieser Marke nähert sich Indien beängstigend schnell. In weiten Teilen des Landes sinken die Grundwas s erspiegel um mehr als einen Meter pro Jahr, teilweise sogar drei Meter. Wir haben nur Schätzungen, aber das International Irrigation Management Institute, IIMI, geht davon aus, dass das Grundwasser in Indien mindestens doppelt so schnell ve r braucht wird, wie es sich wieder auffüllt. Ich denke, diese paar Zahlen sprechen eine deu t liche Sprache.«
Sie trank einen Schluck des Edelwassers aus den Bergen von Tennessee und be o bachtete die Reaktion ihrer Kollegen. Wie es schien, hatte sie ihr Interesse geweckt. Alle Augen waren auf sie gerichtet, als sie fortfuhr:
»Was heißt das für Mamot? Durch unser Softdrinkgeschäft sind wir bereits gut pos i tioniert bei der Förderung von Grundwasser aus großen Tiefen. Eine aufwändige Technologie, die sich kein einfacher Bauer leisten kann. Wir sitzen also an den noch verbleibenden lokalen Quellen. Diese erfolgreiche Strategie wird aggressiv weiterve r folgt. Ergänzt wird unser Angebot durch schnell wachsende Exporte in die Krisenr e gionen. Meine Mitarbeiter sind in diesen Minuten daran, einen langfristigen Großau f trag mit der Regierung des Bundesstaates Kerala im Südwesten des Subkontinents auszuhandeln.«
Sie drückte auf die Fernbedienung des Projektionssystems, um die einzige Präsent a tion s grafik zu zeigen, die sie mitgebracht hatte.
»Dieses Chart verdeutlicht, was das in Zahlen für unseren Konzern bedeutet.« E r stauntes Raunen quittierte ihren Bericht. Das festgefrorene Lächeln auf dem Gesicht des CEO wurde noch eine Spur strahlender, als er sich bei ihr bedankte und das Wort an ihren Kollegen Krüger weitergab. Bei Leblanc wirkte die Aussicht auf einen noch fetteren Bonus wie eine Verjüngungskur.
Krüger war kein begnadeter Redner, aber sein Bericht über die Aktivitäten in Afrika barg doch genügend Sprengkraft, um die Kollegen wach zu halten. Es war ihm g e lungen, dem Konzern ein riesiges Gebiet im Norden Ghanas zu sichern, auf dem Ja t ropha angebaut we r den sollte.
»Die Samen der Jatrophapflanze sind überaus ölhaltig«, erklärte er. »Sie eignen sich perfekt für die Produktion von Biosprit. Wir profitieren gleich dreifach von diesem Geschäft. Erstens sorgen wir für die Bewässerung, zweitens liefern wir optimiertes Saatgut, das einen intensi v eren Anbau ermöglicht und damit den Wasserbedarf noch steigert, und drittens dringen wir in den lukrativen Markt für Biotreibstoffe ein.«
»Sehr gut, ausgezeichnet«, lobte Leblanc. Sein sonniges Lächeln stand ihm gut. Alicia verriet durch keine Regung, dass sie bereit war, zuzustechen. Sie ging als Letzte zusammen mit dem CEO hinaus.
»Hast du eine Minute?«, fragte sie beiläufig.
»Für dich immer meine Liebe.« Galant hielt er ihr die schwere, gepolsterte Tür zu seiner Bürosuite auf und sie setzten sich auf das harte Leder der antiken Polste r gruppe. »Warum so ernst?«, fragte er beunruhigt, während er sie forschend anblickte.
»Ich mache mir wirklich Sorgen, Maurice.« Er antwortete nicht, aber sein Lächeln wurde merklich kühler. »Es geht um diese Jatropha-Geschichte in Ghana.«
»Was ist damit?«
»Wir sollten da sehr vorsichtig sein. Ich hatte keine Zeit mehr, das vor der Sitzung mit Paul zu besprechen, darum komme ich gleich zu dir damit. Man hat mir einen vertraulichen Bericht einer Gruppe regionaler Umweltschützer zugespielt ...«
»Seit wann interessierst du dich für solche Chaoten?«
»Normalerweise hätte ich das Pamphlet gleich in den Papierkorb geschmissen, das weißt du. Aber in diesem Fall sind mir zwei Dinge sofort aufgefallen. Erstens taucht unser Name prominent auf in dem Schreiben, und zweitens zieht die Sache bereits Kreise bis ins Minist e rium für Nahrung und Landwirtschaft.«
»Das – ist allerdings bedauerlich«, murmelte Leblanc nachdenklich. Ihre Taktik bewährte sich einmal mehr, doch das besorgte Gesicht verriet nichts von ihrer B e friedigung.
»Es wird behauptet, dass Mamot sich das Recht für die Rodung der vierzigtausend Hektar Land unrechtmäßig erschlichen hat.«
Leblanc brauste auf: »Paul wird doch nicht
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