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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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elektrischen Energie in diesem Land in Kohlekraf t werken erzeugt. Kohle liefert viel mehr Energie als jede andere einzelne Ene r giequelle. Umgerechnet bedeutet das, jede Person in den Vereinigten Staaten ve r braucht im Schnitt zwanzig Pfund Kohle für seinen Strombedarf, jeden Tag.«
     
    »Sie sagen es«, zischte der Senator zwischen den Zähnen, während er seine Akten zu studieren vorgab. Der alternde Aktivist am Zeugentisch trank einen Schluck Wasser, bevor er weiterfuhr:
     
    »Es ist uns sehr wohl bekannt, dass Kohle reichlich vorhanden und billig zu gewinnen ist in unserem Land. Leider aber ist dieser Energieträger auch schmutzig und gefäh r lich. Ich weise auf die umfangreiche Zusammenstellung schrecklicher Minenunfälle in Pennsylvania, Kentucky, Virginia und anderen Staaten hin, wo durch Nachlässi g keit der Betreiber dutzende Arbeiter ihr Leben lassen mussten. Der Punkt, den ich hier mache, ist, dass Kohle unter anderem so billig ist, weil es zuwenig griffige S i cherheitsvorschriften für die Minengesel l schaften gibt und weil die Vorschriften nicht rigoros durchgesetzt werden, dort wo es sie gibt.«
     
    Douglas zog demonstrativ ein dickes Dossier aus seinen Akten, hielt es mit der Rec h ten hoch und sagte mit väterlicher Stimme, als müsste er einen Schüler beruhigen:
     
    »Das sind tragische Unfälle, Mr. Wolford, die jedoch seriös abgeklärt worden sind, wie ich in diesen Berichten gelesen habe. Die Untersuchungen haben kein Verschu l den der Mineng e sellschaften ergeben. Das Unglück 2002 in Quecreek zum Beispiel war eine Naturkatastr o phe, eine Flut, die ins Bergwerk eingedrungen ist.«
     
    »Hätte die Gesellschaft die Sicherheit nicht fahrlässig vernachlässigt, würden diese Menschen noch leben, Herr Vorsitzender. Wie Sie wissen, wurde die Firma damals zu einer Geldbu ß e verurteilt.«
     
    »14.100 Dollar, lese ich hier«, schmunzelte der Senator verächtlich.
     
    »Lächerlich, nicht wahr?«, stimmte ihm Wolford ironisch zu. »Allerdings hat die gleiche Firma anschließend eine halbe Million Dollar Staatsgelder für die Kosten der Rettungsaktion erhalten.«
     
    »Was jetzt nicht hierher gehört.«, entgegnete Douglas mit giftigem Blick. »Ich bitte den Zeugen, beim Thema zu bleiben.«
     
    »Selbstverständlich, entschuldigen Sie, Herr Vorsitzender.« Es war dem alten Wolf anzus e hen, dass ihm der gelungene Seitenhieb kindliche Freude bereitete. »Ungleich gefährlicher als der Abbau von Kohle ist es jedoch, sie zu verbrennen. Ich verweise auf die Anlage 2 unserer Dokumentation. Kohlekraftwerke sind verantwortlich für sechzig Prozent aller Schwefeld i oxid-Emissionen in unserem Land, ebenso stoßen sie zwanzig Prozent der Stickoxide und gar über dreißig Prozent des Quecksilbers aus, das unsere Umwelt vergiftet. Das führt zu horrenden Gesundheitskosten, wie wir au s führlich darlegen. Ich möchte besonders auf die Unte r suchung von Joel Schwartz hinweisen, wonach mehr Menschen durch Feinstaub und Luftve r schmutzung sterben als durch AIDS.«
     
    »Und das alles haben die Betreiber der Kohlekraftwerke zu verantworten?«, unte r brach Douglas, wobei er sein verächtliches Grinsen gar nicht zu verbergen suchte.
     
    »Mit Verlaub Sir, ja das glaube ich. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Ich komme nun zu meinem letzten und wichtigsten Punkt, wenn Sie erlauben.« Er machte eine Kunstpause, trank nochmals einen Schluck Wasser und räusperte sich, bevor er fortfuhr: »Die bisher aufgeführten Probleme der Kohlekraftwerke sind schlimm genug, weit schlimmer ist jedoch ein anderes Problem: der CO2-Ausstoß. Noch i m mer sind die Kohlekraftwerke für vierzig Prozent, fast die Hälfte der Kohlendioxid-Emissionen der Vereinigten Staaten verantwortlich, und das zu einer Zeit, da der Klimawandel längst im Gang ist, die Trockenp e rioden auch unser Land gefährden, der Wassermangel akut wird in der Landwirtschaft.« Er blickte mit ernster Mine zuerst seinem Gegenüber in die Augen, bis der Senator blinzelte, dann hinüber zu den wenigen Journalisten und Zuschauern, die sich in dieses Hearing verirrt hatten. Seine Stimme wurde noch eindringlicher, als er schloss: »Das, Herr Vorsitzender, sind die Gründe, weshalb wir die in Anlage 3 beschriebene schrittweise Stilllegung der Ko h lekraftwerke fordern. Das Amerikanische Volk hat Besseres verdient.«
     
    Darauf hatte Douglas gewartet. Ein hintergründiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er Wolford seinen ersten Köder

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