Das Komplott der Senatoren (German Edition)
sie kochte. Vorsichtig fragte er: »Und was sagt Luca dazu?«
»Er geht mir aus dem Weg«, antwortete sie ohne Umschweife. »Ich glaube, es ist ihm außerordentlich peinlich, darüber zu reden. Aber ich versuch’s natürlich weiter.«
Er überlegte fieberhaft. Wenn sich die Behörden quer stellten, konnten sie noch monatelang warten, bis das erste Wasser und das erste Geld flossen, wenn überhaupt. Das durfte sich seine Firma schlicht nicht leisten.
»Wir müssen das auf die rote Liste nehmen«, sagte er unvermittelt. »Wenn Luca nicht reden will, müssen wir uns seine Vorgesetzten vornehmen. Sorry, aber ich sehe keinen anderen Weg.«
»Schon klar«, murmelte sie wie zu sich selbst.
Die rote Liste bedeutete, dass sie ab sofort täglich über das Thema zu berichten hatte und er sich einschalten würde, wenn das Problem nicht innerhalb einer Woche vom Tisch wäre. Wenn nötig müsste er eben nochmals die Koffer packen. Ausgerechnet jetzt, wo das Abenteuer des Börsengangs lockte.
Capitol Hill, Washington DC
Das Yellowfin Tartar als Vorspeise konnte er wärmstens empfehlen, und dann vielleicht ein Rib-Eye Cowboy Cut? Senator Douglas fühlte sich hier zu Hause, auf seinem ureigensten Territorium. Er hatte drei seiner Senatskollegen aus Kalifornien, Nevada und South Carolina ins Palmers zu Tisch geladen, und er ließ sich Zeit bei der sorgfältigen Auswahl der Speisen. Nicht so sehr, weil ihn irgendetwas auf der Karte überrascht hätte, sondern weil er noch immer nicht sicher war, wie er die drei Ske p tiker auf seine Seite ziehen könnte. Ihre Stimmen fehlten ihm für die Mehrheit bei der Abstimmung am Nachmittag, die er unbedingt gewinnen musste. Es durfte nicht sein, dass sich die Staaten und gar der Bund nun plötzlich knietief und mit Steuergeldern in die freie Marktwirtschaft einmischten. Das galt für die Ressource Wasser genauso wie für Öl oder Mais, Dürreperiode hin oder her.
»Bringen Sie uns bitte einfach eine Flasche des speziellen Anomaly, Susan, Sie wi s sen schon, vielen Dank«, sagte er zur Kellnerin, den Touchscreen mit der elektro n ischen Weinkarte wie stets mit größter Abscheu von sich weisend. Die absurd mo d erne Technik war das Einzige, was ihn an seinem Stammlokal störte. Die Flasche des Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley kostete zwar gut und gerne 170 Dollar, aber das musste es ihm wert sein. Auch eine zweite oder dritte würde er ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen, wenn dadurch seine Chancen bei der Abstimmung stiegen. Bei seinem Senatskollegen aus Kalifornien hatte er gute Karten. Er war ein Genussmensch, den ein gediegenes Essen durchaus milde stimmen konnte, wie Dou g las vermutete. Die anderen beiden harten Brocken musste er allein mit guten Arg u menten gewinnen. Das Problem war nur, dass sie seine Argumente bereits kannten und trotzdem keinen Millimeter von ihrer Meinung abwichen.
»Aufgepasst, Neill versucht uns abzufüllen«, spottete Nick Brady, der Senator aus Reno, Nevada.
»Dürfte mir schwer fallen bei dir.«, grinste Douglas jovial zurück, während die a n deren im Chor »Hört, hört« skandierten. Gut, eine lockere Stimmung war seiner S a che nur förderlich. Eine Weile ließ er die seichte Unterhaltung ziellos weiterlaufen, dann hob er sein Glas. Das Lächeln wich einem Ausdruck der Betroffenheit und B e sorgnis, als er den Toast aussprach:
»Bald wird Wasser kostbar wie dieser vorzügliche Wein, meine Herren. Wer hätte gedacht, dass die Wasserknappheit auch in unserem schönen Land in so kurzer Zeit derart dramatische Ausmaße annimmt. Gerade deshalb möchte ich darauf anstoßen, dass wir wie gewohnt wohlüberlegt handeln und uns nicht von protestierenden Farmern zu übereilten Entsche i den drängen lassen.«
»Im Klartext, wir sollen die Vorlage ablehnen wie du«, lachte Brady.
»Selbstverständlich, aber im Ernst: ich bin überzeugt, dass die Wasserversorgung keinen Deut besser wird, wenn wir diese geplante Behörde einführen. Die Lage vieler Leute im Süden ist verzweifelt, das verstehe ich, aber fließt auch nur eine Gallone mehr Wasser, wenn wir eine neue staatliche Kontrollinstanz zwischen Lieferant und Verbraucher schalten? Das ist keine hilfreiche Aktion, meine Freunde. Sie verschlingt nur Unsummen, die wir besser in den dringend nötigen Ausbau der Infrastruktur stecken. Lassen wir die Privatwirtschaft das Versorgungsproblem lösen. Sollen sich die Spezialisten damit befassen, die
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