Das Komplott der Senatoren (German Edition)
noch Luft. »Los!«, herrschte sie ihn an. Er stürzte hinaus.
Ihr primitiver Plan funktionierte perfekt, außer seinem verdrehten Fuß. Triefend und trotz der Hitze schlotternd humpelte er am Arm McPhees zum Klubhaus.
»Sie hat der Herrgott geschickt, Pastor«, heuchelte er. »Warum sind Sie schon zurück?«
»Myra fühlte sich plötzlich sehr unwohl, Senator. Es muss ein Zeichen des Himmels gewesen sein.«
»In der Tat, McPhee, in der Tat«, seufzte der Senator.
Er hatte gehofft, ungesehen in die Umkleideräume verschwinden zu können, doch seine Frau kam auf sie zugerannt, gefolgt vom untröstlichen Gastgeber Leblanc. Neill versuchte, beide so schnell wie möglich abzuwimmeln. Nein, er wäre nicht wirklich verletzt, doch, er fühlte sich gut und ja, er stank. Nur noch aus diesen Kleidern und weg von den Leuten wollte er, als das Gesicht seines Engels hinter Leblanc au f tauchte.
»Wie ich schon sagte, Senator, wir betreiben ein gefährliches Geschäft.« Ein spö t tisches Lächeln umspielte Alicias schmale Lippen.
Valletta, Malta
Nachdem das Projekt in Indien einigermaßen im Plan weiterlief, entwickelte sich Malta i m mer mehr zum Sorgenkind von Disruptive Technologies. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, die smarte Kiera schien am Ende ihrer Kräfte. Höchste Zeit, ihr unter die Arme zu greifen, obwohl Lee kaum mehr als moralische Unterstützung bieten konnte. Immerhin kam nun etwas Bewegung in die Sache, da sie mit Hilfe ihres Freundes Luca einen Beamten der Malta Resources Authority aufgetrieben hatte, der bereit war, auszupacken.
Es schlug viertel vor zwölf vom nahen Kloster St. Ursula, als ihn das Taxi vor dem Hotel in Valletta absetzte. Zwei Stunden Zeit, zu duschen, sich mit einem Kinnie, dessen ersten Schluck er seinerzeit um ein Haar wieder ausgespien hätte, aufs Bett zu legen und hoffentlich ein wenig Schlaf nachzuholen. Kieras Kontakt bestand darauf, den Treffpunkt erst im letzten Augenblick bekanntzugeben. Er schien panische Angst davor zu haben, mit ihnen gesehen zu werden, doch sie wertete dies als gutes Ze i chen. Warum diese übertriebene Vorsicht, wenn der Mann keine wichtigen Inform a tionen hatte? Lee konnte nur hoffen, dass sich seine Mita r beiterin nicht irrte, denn die Schikanen der Bürokraten rund um den Palace Square mussten endlich aufhören. Zudem war der verheerende Überfall auf die Fabrik noch immer nicht au f geklärt.
Er streckte sich auf dem weichen Bett aus. Durch die Ritzen der Jalousien fiel grelles So n nenlicht, warf ein blendendes Netz auf den Sandstein der Wand und die Fliesen des Fußbodens. Er schloss die Augen, horchte auf das Summen, das von den Straßen herauf durch die engen Gassen mit der warmen Brise ins Zimmer wehte, hin und wieder unterbr o chen von der Fehlzündung eines Motors, vom zornigen Tröten einer Hupe, vom aufgeregten Gezwitscher der Spatzen auf dem Erker nebenan oder der wehmütigen Klage eines Schif f shorns im Großen Hafen. Die unerwarteten Probleme mit seinen Entsalzungsanlagen, die zerbrochene Beziehung, die neue Frau, die ebenso überraschend wie hartnäckig in sein Leben getreten war, die rätselhaften, beängst i genden Verstrickungen seines Vaters, alles rückte in weite Ferne, als er in einen unruhigen Halbschlaf fiel.
Plötzlich schreckte er hoch. Die schrille Glocke des Zimmertelefons schmerzte in seinen Ohren. Kiera war da, Zeit zu gehen. Er torkelte benommen ins Badezimmer, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, bis er wieder klar denken konnte und stieg die Treppe hinunter zum Empfang. Sie stand an der Tür, unterhielt sich mit einem unbekannten älteren Herrn, der inmitten spärlich bekleideter Touristen sofort durch einen eleganten Maßanzug, makellos glänzende Schuhe und sein gepflegtes graues Bärtchen auffiel.
»Lee, Gott bin ich froh, dass du hier bist«, rief sie, als sie ihn erblickte. Es hörte sich an wie ein tiefer Seufzer. Ihr Lächeln konnte nicht über die traurigen, geröteten Augen hinwe g täuschen. Die ehemals selbstbewusste, quirlige Frau mit dem eisernen Willen machte eher den Eindruck, als wollte sie im nächsten Augenblick in Tränen ausbrechen.
»Geht es dir gut?«, fragte er besorgt. Sie überhörte die unnötige Frage und deutete auf ihren unbekannten Begleiter:
»Darf ich dir Michele vorstellen? Michele Rizzo ist Polizeiinspektor in St. Julian’s. Er war der Einsatzleiter beim Überfall in Pembroke, und er ist ebenso frustriert
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