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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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wie Luca und ich, dass die Ermittlungen noch nicht weiter sind. Er hofft, heute neue Hi n weise zu erhalten.« Sie sagte es, ohne Atem zu holen, offensichtlich bemüht, nur ja keine Schwäche zu zeigen. Lee gab dem Mann die Hand, die dieser mit festem Druck ergriff, und sagte:
     
    »Inspektor Rizzo, ich bin Ihnen dankbar für Ihre Hilfe in dieser üblen Sache.«
     
    »Lassen Sie den Inspektor«, lächelte der andere. »Michele, einfach Michele. Ich bin s o zusagen inkognito hier.«
     
    »Er möchte nicht, dass ihn der Staatsanwalt als Polizisten erkennt«, fuhr Kiera au f geregt dazwischen.
     
    »Staatsanwalt?«
     
    »Wir treffen uns in einer Viertelstunde mit Dr. Balzan. Er ist stellvertretender Staa t sanwalt«, erklärte der Inspektor.
     
    »Er ist der Kontakt, den Luca vermittelt hat, und er will nur informell und ohne Zeugen mit uns reden, verstehst du?« Lee verstand immerhin soviel, dass sie gleich ein Mitglied der obersten Führungsriege des Justizministeriums treffen würden, und das konnte sehr gut oder auch sehr schlecht sein, ohne nennenswerten Spielraum dazwischen, wie er schätzte.
     
    »Michele arbeitet für uns in Pembroke, wenn Fragen gestellt werden«, meinte Kiera.
     
    Sie stiegen in ihren Wagen. Auf dem Weg zum geheimen Treffpunkt fragte sich Lee, was diesen Dr. Balzan wohl dazu bewog, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie parkte wenig später am oberen Ende der St. Paul Street. Schweigend folgten sie dem Inspe k tor, der die Adresse der unscheinbaren Herberge in der steil zu den Festungsmauern abfallenden Triq Melita kannte. Kein Zeichen verriet, dass sich hinter dem rußgesc h wärzten Tor im alten Gemäuer ein bescheidenes Gasthaus befand, wo noch jedes Zimmerchen einen Erker besaß. Der Besitzer, ein altes Männchen mit arabischen G e sichtszügen, das selbst Kiera um einen Kopf überragte, führte sie durch einen Vo r raum in den Innenhof. Ein großer runder Ziehbrunnen markierte die Mitte des Platzes, dessen einzige Zierde sonst aus einem verkrüppelten Kastanienbaum bestand. An einem der zwei Blechtische unter dem schütteren Blätterdach erwarteten sie zwei Männer. Den einen kannte Lee von seinem letzten Besuch: Luca, der mehr als nur ein Auge auf Kiera geworfen hatte. Der andere war ein sportlicher junger Mann mit so n nengebräuntem Gesicht und beginnender Glatze. Das kurzärmelige weiße Hemd trug er leger offen, ohne Krawatte, doch die dunkelblaue Anzughose, die glänzend p o lierten schwarzen Schuhe und die auffällig sorgsam manikürten Hände verrieten den Geschäftsmann oder Angestellten, der seine Zeit am Schreibtisch verbrachte. Das musste Dr. Balzan sein, der Mann aus dem Justizministerium. Sein Händedruck war energisch, und trotz der dunklen Sonnenbrille, die seine Augen verbargen, machte er einen offenen, vertrauenerweckenden Eindruck.
     
    »Meine Dame, meine Herren, lassen Sie mich vorerst eines in aller Deutlichkeit kla r stellen«, begann Balzan mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme. »Diese Unterhaltung hat nie stattg e funden. Alles was Sie hören darf diesen Kreis unter keinen Umständen verlassen. Davon hängt nicht nur meine, sondern auch Ihre Zukunft in diesem Land ab. Haben wir uns versta n den?« Er schaute reihum jedem in die Augen, fuhr erst fort, als alle ihre Zustimmung geäußert hatten. »Ich möchte Ihnen zuerst erklären, warum es überhaupt zu diesem Treffen gekommen ist. Vor einigen Wochen gab es, wie Sie wissen, einen Überfall auf die neue Entsalzungsanlage bei Pembroke, bei dem Vand a len erheblichen Sachschaden angerichtet und einen unserer Beamten spitalreif gesc h lagen haben.«
     
    Kiera warf dem Inspektor einen vielsagenden Blick zu, doch er zeigte keinerlei Regung, o b wohl er mit Sicherheit die Ohren spitzte.
     
    In wenigen, klaren Sätzen beschrieb Balzan den Stand der Ermittlungen, Inform a tionen, die sich mit allem deckten, was Kiera bereits berichtet hatte. Die nächsten Worte des Justizbea m ten aber ließen alle aufhorchen: »Die Ermittlungen stocken, weil der in jener Nacht geflohene Nachtwächter angeblich nicht aufgefunden werden konnte. Wie vom Erdboden verschwu n den, das ist die offizielle Version.«
     
    »Wollen Sie damit andeuten, dass dies nicht stimmt?«, platzte der Inspektor heraus. Balzan nippte nachdenklich an der leeren Espressotasse, bevor er antwortete. Er sprach stockend, als müsste er sich jedes Wort sorgfältig zurechtlegen:
     
    »Jetzt – ist er verschwunden, das stimmt. Aber er war zwei Tage im

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