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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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hinunter, den Eise n sprossen entlang. Unten führt ein Gang aus dem Haus. Los!«
     
    Der Inspektor erwachte plötzlich aus seiner Starre. »Ja, ich habe darüber gelesen«, murmelte er. »Folgen Sie mir!« Er kletterte behände über die Mauer und verschwand im nächsten Augenblick im Brunnen. Luca hob die widerstrebende Kiera kurzerhand über die Brüstung. Er wartete geduldig, bis ihre Füße Halt auf den Sprossen gefunden hatten, flüsterte ihr ber u higend zu, hielt sie an den Armen fest. Das Tor drohte jeden Augenblick zu bersten, doch Luca redete ungerührt weiter auf seine Freundin ein, bis er sie schließlich loszulassen wagte. Sofort folgte ihr Lee. Mit schweißnassen Händen hielt er sich an den eisernen Griffen fest, versuchte seinerseits der verängstigten Kiera Mut zu machen und hoffte inständig, dass die Tür wenigstens so lang standhielte, bis sein Kopf nicht mehr zu sehen wäre.
     
    Ein Knall, Holz splitterte, er hörte, wie das Tor aufsprang. Nur zwei oder drei Meter trennten ihn vom Brunnenrand. Der Krach schien Kiera zu beflügeln. Die seltsame Prozession den senkrechten Schacht hinunter beschleunigte sich merklich. Trotzdem war es nur eine Frage weniger Sekunden, bis man sie entdeckte, fürchtete er, doch kein Gesicht erschien über ihren Köpfen. Niemand interessierte sich für den schwa r zen Schacht. Nur Stimmengewirr und ver e inzelte ärgerliche Rufe drangen zu ihnen hinunter. Noch waren sie nicht in Sicherheit, aber die Umgebung wurde zunehmend dunkler, kühler und strahlte die Ruhe einer a b geschiedenen Kapelle aus.
     
    »Hier ist der Gang, kommen Sie!«, drängte der Inspektor. Er hatte den Boden erreicht und stand gebückt in einer Art Höhle gegenüber der Leiter. »Kopf einziehen!« So schnell es ging, tasteten sie sich in der Dunkelheit in den Stollen hinein. Nach einer Weile blieb der Inspektor stehen. Sein Feuerzeug flammte auf und sie sahen, dass sie sich in einem Kanal befanden, der früher einmal Wasser geführt hatte.
     
    »Die Tunnels der Kreuzritter«, flüsterte er andächtig.
     
    Lee fröstelte. »Ein Wassersystem aus der Zeit der Kreuzzüge?«, fragte er, überwältigt vom Gedanken, in einem Zeittunnel zu stecken.
     
    »Nicht die Kreuzzüge. Die fanden im elften bis dreizehnten Jahrhundert statt. Nein, soviel ich weiß, stammen diese Tunnels aus dem sechzehnten oder frühen siebzehnten Jahrhundert, als die Johanniter Valletta gegen die Türken befestigten.«
     
    Der leicht ansteigende Weg ging schnurgerade weiter. Lee vermutete, dass er nach Osten oder Nordosten zur Stadtmitte führte, aber auch er verlor bald die Orientierung.
     
    »Man hat stets von einem geheimen Tunnelsystem, von einem Netz unterirdischer Gänge und Strassen gemunkelt«, murmelte der Inspektor, als er sich voran tastete. »Jahrhunderte hat niemand etwas gefunden, bis man im Februar 2009 eine Tiefgarage unter dem Palace Square bauen wollte. Da entdeckte man die ersten Gänge, und wie es aussieht, gibt es sie tatsächlich, die unterirdische Stadt der Kreuzritter.«
     
    Kiera hatte seit dem Einstieg kein Wort mehr gesagt. Beinahe apathisch trottete sie zwischen den Männern durch den Tunnel. Als der Inspektor nochmals anhielt und das Feuerzeug betätigte, machte sie endlich den Mund auf und fragte leise:
     
    »Wo geht’s hier raus, Michele?«
     
    »Keine Angst. Da vorne zweigt ein Gang ab, der nach oben führt. Wir werden es dort ve r suchen. Wenn es kein Ausgang ist, können wir immer noch umkehren, warten bis die Kerle verschwunden sind und aus dem Brunnen steigen.« Der Inspektor wollte sie beruhigen, doch im Grunde gab er nur zu, selbst keine Ahnung zu haben, wie es weitergehen sollte.
     
    »Ich muss hier raus«, fauchte sie trotzig. Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel an der dr o henden Panikattacke.
     
    »Licht!«, riefen beide Männer gleichzeitig, als sie in den Seitengang hineinblickten. Kein Zweifel, ein schwacher, flackernder Lichtschein fiel in den Tunnel, gerade hell genug, dass sie die Treppenstufen am anderen Ende sehen konnten.
     
    »Ein Zugangsstollen«, seufzte Lee erleichtert. »Gleich haben wir es geschafft.«
     
    »Als ob du das wüsstest«, brummte Kiera.
     
    »Nicht erschrecken, ist nur eine Ratte«, rief der Inspektor plötzlich, doch es war schon zu spät. Kiera schrie auf und machte einen Satz, als das Tier an ihren Füssen vorbeihuschte. Ihr Kopf schlug hart an den Fels. Sie ging in die Knie und blieb wi m mernd liegen. Sofort beugte sich Lee über

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