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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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um die Ecke, da sah er den Grund ihrer Eile. Vor ihnen raste die Bande, der sie den unfreiwilligen Ausflug zu verdanken ha t ten, auf ihren Motorrädern aus der Stadt. Weit und breit keine Spur von Polizei. Entweder hatte der verdatterte Ismail nicht angerufen, oder die Gang genoss tatsäc h lich so etwas wie Immunität. Kein sehr beruhigender Gedanke.
     
    »Lassen Sie mich ans Steuer, Kiera. Ich will wissen, wohin die fahren«, drängte der Inspektor auf dem Beifahrersitz. Sie klammerte sich mit grimmiger Entschlossenheit ans Lenkrad und schimpfte:
     
    »Ich auch, verdammt noch mal. Lassen Sie mich nur machen, ich werde diese A r schlöcher schon kriegen!«
     
    Zwecklos, mit ihr in diesem Zustand zu argumentieren. Lee wusste das, und der I n spektor musste es nach zwei weiteren Versuchen auch einsehen. Die Bande kümmerte sich wie e r wartet nicht um Verkehrsregeln. Viel zu schnell rasten die Motorräder die Floriana hinunter, doch die Prachtstrasse war breit genug, dass Kiera keine Mühe hatte, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Während der Inspektor sich zusehends entspannte, krampften sich Lees Hände um jeden Halt, den er finden konnte. Das Déjà-vu der haarsträubenden Taxifahrt tauchte i m mer wieder in seinen Gedanken auf, und er schwor sich zum zweiten Mal, in Zukunft um jedes Fahrzeug auf dieser ve r rückten Insel einen weiten Bogen zu machen.
     
    »Die wollen auf die andere Seite des Hafens«, bemerkte der Inspektor, nachdem sie den großen Kreisel in Marsa passiert hatten.
     
    An der Einfahrt zur Landzunge von Senglea fuhr ihnen ein Bus vor die Nase. Die Motorräder flitzten ohne Mühe links und rechts am gelben Oldtimer vorbei, doch ihrem Auto ließ der starke Gegenverkehr keine Chance zum Überholen.
     
    »Scheiß drauf!«, rief Kiera wütend, riss das Steuer herum und schmierte hupend über den Gehsteig am Hindernis vorbei. Lee schloss die Augen. Das wahnwitzige Manöver hatte sie zuviel Zeit gekostet. Die Gang war verschwunden.
     
    »Mist!« Energisch hieb sie aufs Lenkrad, als wollte sie den Wagen für die verpatzte Verfo l gung bestrafen. Der Inspektor überlegte laut:
     
    »Wie es aussieht, haben sie die Hauptstrasse verlassen. Ich glaube, es ist noch nicht zu spät. Wahrscheinlich treiben sie sich in der Vittoriosa herum. Fahren Sie da vorne links hinunter.« Langsam fuhren sie durch die plötzlich wieder sehr engen Strassen der Stadt, die der unsel i gen Herberge in der Melita Street ziemlich genau gegenüber am anderen Ufer des Hafe n beckens lag. Der chaotische Verkehrslärm der Hauptstrasse war hier kaum mehr zu vernehmen. Kiera hielt an und kurbelte das Fe n ster herunter.
     
    »Vielleicht hören wir sie«, murmelte sie ohne große Hoffnung. Der Inspektor stieß plötzlich die Tür auf, trat auf den Gehsteig hinaus und streckte den Hals. Einen Augenblick später drehte er sich um, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
     
    »Hören nicht, aber sehen«, sagte er. »Kommen Sie, wir gehen am besten zu Fuß.« Die steil abfallende Seitengasse mündete in eine Strasse, auf deren gegenübe r liegenden Seite sich eine Terrasse mit Blick auf die Kais befand. Eine ältere, schwarz gekleidete Frau saß am Tisch im Schatten eines alten Baums und redete eifrig gest i kulierend auf das junge Mädchen gegenüber ein, das nichts zu hören schien und gleichgültig aufs Wasser hinunter schaute. Unmittelbar daneben standen fünf Moto r räder, die nur der Gang gehören konnten. Der I n spektor unterhielt sich kurz mit der Frau. Die deutete auf die Treppe, die nach unten zum Hauseingang führte. Bevor sie hinunterstiegen, hielt Kiera den Inspektor zurück und bat ihn:
     
    »Fragen Sie die nach dem Kaptan.« Achselzuckend stellte er die Frage auf Malt e sisch. Wieder zeigte die Frau wortreich zum Treppenabgang. Der Inspektor kam kopfschüttelnd zurück und lachte grimmig:
     
    »Das darf nicht wahr sein. Sie kennt ihn. Interpol sucht den Mann seit Jahren, und er spielt hier den friedlichen Nachbarn. Jedenfalls wohnt ein Mann namens Berzin in diesem Haus, den alle nur den Kaptan nennen. Ich kann’s nicht fassen.«
     
    »Berzin – ist das ein maltesischer Name?«, fragte Lee, als sie die Treppe hinunte r stiegen.
     
    »Nein, hört sich eher nach Ostblock an. Russisch vielleicht.«
     
    Die Antwort ließ ihn aufhorchen, aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn in diesem Augenblick stürmten drei oder vier in schwarzes Leder gekleidete Gestalten um die Ecke und bahnten sich

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