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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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neuen Fall mit der gleichen Wohllust fest, die sie früher in ihren Kanzleien angetrieben haben mochte.
     
    »Bei lebendigem Leib auffressen würde ich dich mitsamt dem ganzen Tross der An k lage, Earl«, prahlte Jeff beim Bier in der Bar. »Nicht der Hauch eines Verdachts würde an diesem Joe hängen bleiben, wenn er sich meine Verteidigung leisten kö n nte.« Der Angesprochene wandte sich mit ernster Miene an den Barkeeper und sagte feierlich:
     
    »Euer Ehren, es gibt vier Zeugen der Anklage, die den Vorfall mit eigenen Augen beobachtet haben.« Darauf hatte Jeff offenbar gewartet. Er grinste böse und antwo r tete anstelle des nicht vorhandenen Richters:
     
    »Doch nicht diese Viererbande, die kopflos mit ihren Spielzeugen in der Gegend herumfährt und unanständige Witze verbreitet, alte Knacker, von denen jeder mehrfach bewiesen hat, dass er noch nicht einmal sein bescheidenes Privatleben in den Griff bekommt? Diese Spi n ner wollen Sie als ernsthafte Zeugen vorführen, Herr Anwalt? Ich muss gleich kotzen.« Die Vier amüsierten sich köstlich. Sie mussten ihre Vergangenheit in Kanzlei und Gerichtssaal schmerzlich vermissen. »Womit schlagen Sie eigentlich ihre Zeit tot?«, wollte Jeff plötzlich von ihr wissen.
     
    »Eigentlich bin ich Wirtschaftsanwältin, Mergers, Übernahmen, Börsengänge, so l ches Zeugs.«
     
    »Oh, die Wirtschaft, das goldene Kalb. Wirtschaftsanwälte sollen im Blut ihrer Ma n danten baden und in goldene Schüsseln pinkeln, habe ich gehört, stimmt das?«
     
    Sie nickte lachend. »Meine Klienten haben nur leider kein Blut mehr. Aber zurzeit stört mich das nicht so sehr. Ich verbringe meine Freizeit gerade damit, in einem ziemlich verblüffenden Nachlass zu stochern.«
     
    »Das wird mir nicht passieren. Mein Nachlass hat sich mit der Scheidung in Luft au f gelöst«, grinste er, und er schien sich tatsächlich darüber zu freuen. »Kennt ihr übr i gens den? Sie will sich scheiden lassen. Der Anwalt fragt: Trinkt ihr Mann? – Nein. – Schlägt er Sie? – Nein. – Und wie steht es mit der ehelichen Treue? – Damit kriegen wir ihn! Zwei unserer Kinder sind nicht von ihm!.«
     
    Das Bier tat seine Wirkung. Ihre Glieder wurden schwer. Zeit, sich schlafen zu legen. Der nächste Tag dürfte nicht weniger anstrengend werden.
     
    Sie saß früh wieder auf Jeffs Harley. Die schwarzen Wolken im Osten versprachen nichts Gutes. Viereinhalb Stunden bis San Antonio, davon vier im Regen? Tückische Windböen zwangen sie, langsamer zu fahren, aber angenehm kühle 27 Grad machten die Reise durch das wüste Niemandsland wesentlich erträglicher als am Vortag. Nicht allzu lange, wie sie mürrisch feststellte. Kurz nach einem gottverlassenen Kaff n a mens Ozona, das im w e sentlichen aus einer Tankstelle bestand, klarte der Himmel auf und die Sonne stach erba r mungsloser zu als je zuvor. Wären sie nicht hin und wieder an einem Laster oder anderen Langweilern vorbeigezogen, sie hätte geglaubt, in der ewiggleichen Landschaft stillzustehen.
     
    »Ziemlich eintönig«, brüllte sie Jeff ins Ohr.
     
    »Was?«
     
    »Die Gegend hier.«
     
    »Was?« Sie gab auf.
     
    San Antonio, endlich. Es war Mittag und ihr knurrte der Magen, aber die Männer machten keine Anstalten, einen der zahlreichen Coffeeshops entlang der Strasse aufzusuchen. Sie hatten die Stadt schon beinahe hinter sich, als Justin, der die Kar a wane anführte, unvermittelt nach links einspurte und mit lebhaften Handzeichen auf den Parkplatz vor einer Raststätte deutete. Mit freudigem Gebrüll folgten ihm die andern. Auch sie stieß einen Jubelschrei aus, denn vor dem Eingang zum ›Pilot‹ stand ein Truck mit dem windschnittigen Gesicht des Kenworth in der genau richtigen Lackierung. Müdigkeit und Langeweile fielen augenblic k lich von ihr ab. Sie war plötzlich hellwach. Sie hatten Joe gefunden, ihr Bauch wusste das. Sie parkten die Maschinen unweit des blauen Lasters. Aufgeregt sprang sie ab und brauchte nur wenige Schritte, um Gewissheit zu haben. Mit breitem Grinsen zeigte sie auf den ble n dend weißen Schriftzug: Aquifer Trucking. Kein Zweifel, Joe musste hier sein.
     
    »Der Kerl braucht wohl einen Extraschuss, um wach zu bleiben«, lachte Jeff, als er hinzutrat. »Die Giftmischer dieser Kette schenken nämlich Kaffee plus aus. Der hat so wenig Wasser im Koffein, dass man nach einem Becher fliegen kann.« Noch vor ein paar Minuten hätte sie die Droge dringend gebraucht, jetzt aber zählte nur noch, wie sie diesen

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