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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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ahnend.
     
    Der Platz war besetzt, aber nicht von ihrem Laster. Mit einem unterdrückten Fluch machte sie sich auf die Suche, doch nach wenigen Minuten wurde ihr und den vier Freunden klar, dass der Fahrer im blauen Truck das Weite gesucht hatte, mit dem Laptop und ihrer schmutzigen Wäsche in der Reisetasche hinter dem Beifahrersitz. Sie fragten alle möglichen Leute nach dem Fahrzeug, einem stromlinienförmigen Kenworth T2000, wie sie sich erinnerte, bis sie schließlich einen der Garagenarbeiter fanden, der gesehen haben wollte, wie der Laster we g fuhr.
     
    »Schöne Bescherung, was?«, meinte Jeff zerknirscht. Sie lachte bitter:
     
    »Sagen Sie ruhig Scheiße. Verdammt, ich muss diese Tasche wieder haben.« Zum Erstaunen aller meldete sich Earl mit dem, jedenfalls für Juristen, naheliegendsten Vorschlag:
     
    »Verklagen Sie die Schweine. Die sollen zahlen, bis sie nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Sie haben vier glaubhafte Zeugen.« Damit erhielte sie ihren Computer mit den sensitiven Daten wohl auch nicht zurück.
     
    »Hat sich jemand die Autonummer gemerkt?«, fragte sie plötzlich. Die Männer sahen sich verdattert an. In der Aufregung hatte keiner daran gedacht. »Na schön, ich auch nicht.« Die Klage konnte sie vergessen. Polizei? Was sollte sie denen erzählen? Sie hatte absolut nichts in der Hand, machte sich höchstens selbst verdächtig. Ein fast vergessenes Gefühl beschlich sie, das ohnmächtige Gefühl, nicht mehr weiter zu wi s sen. »Sackgasse«, murmelte sie. »Ich bin in einer Sackgasse, Leute. Polizei und Gerichtssaal sind keine Lösungen. Ich muss diesen Truck finden.«
     
    Wieder war es Earl, der den Mund aufmachte: »Wir nehmen Sie mit«, sagte er. Es war keine Frage, kein Vorschlag, einfach eine nüchterne Feststellung. Sie löste auf der Stelle einen kleinen Begeisterungssturm unter den Freunden aus. Sie wollte pr o testieren, aber das Quartett duldete keine Widerrede. Während Owen die Rechnung im Restaurant beglich, versorgte sie sich im angrenzenden Shop mit dem Nötigsten, dann folgte sie ihnen zu den Maschinen.
     
    »Wenn dieser Joe wirklich nach New Orleans fährt, werden wir ihn finden, wäre doch g e lacht«, sagte Jeff, als er sich auf den Chopper mit dem feurig glänzenden Tank schwang, der perfekt zu seinem schneeweißen Bart passte wie die rote Kapuze zum Weihnachtsmann. »Ich bin der Älteste, sie fährt mit mir, dass das klar ist.« Er winkte ihr schmunzelnd und half ihr, aufzusteigen. »Festhalten, los geht’s!« Mit einem g e meinsamen »Yee Haa!« ließen sie die Motoren aufheulen und fuhren los.
     
    Sie saß zum ersten Mal auf einer Harley. In ihrer Motorradzeit hatte sie diese Maschinen stets als lahme Enten belächelt und spritzigere Japaner bevorzugt, die auch tatsächlich beschleunigten, wenn man Gas gab. Harleys waren Bikes für pe n sionierte Sonntagsfahrer, hatte sie behauptet. Nun, die Karawane der vier Freunde schien ihr recht zu geben. Sie hatte sich allerdings nicht vorgestellt, selbst so bald zu diesem Zirkel zu gehören.
     
    »Das erste Mal auf einem Bike?«, rief Jeff nach hinten.
     
    »Die erste Harley«, schrie sie ihm ins Ohr, ohne die Frage wirklich zu beantworten. Auf dem Motorrad war es um einiges lauter als in der isolierten Fahrerkabine des Lasters, aber ihr gefiel das zufriedene pop-pop, pop-pop des Motors, der Harley P o tato-Sound, der sich mit dem Rauschen des kühlenden Fahrtwinds mischte, entschieden besser als Dave Dudley. Die Strasse führte meist schnurgerade durch endloses Niemandsland, braun gebrannte Steppe, die man eher als Wüste bezeichnen musste. Kaum ein Busch sorgte für Abwechslung. Es war nicht die dramatische Sze n erie, die sie sich für eine Ferienreise gewünscht hätte, aber sie glaubte die Biker zu verstehen. Sie waren nicht in erster Linie der Landschaft wegen unte r wegs. Sie hatten einfach Spaß am Fahren, immer der Nase nach, ohne Grenzen.
     
    An diesem Tag hatten sie kein Glück. Nirgends eine Spur des blauen Lasters. Staubig, müde, mit steifen Gleidern, aber doch seltsam zufrieden stieg sie abends vom Sattel bei Fort Stoc k ton. Bis morgen Mittag haben wir ihn, war die einhellige Meinung ihrer Männer. Ihr Wort in Gottes Ohr. Möglich war es immerhin. Joe war allein unterwegs und musste zwischendurch auch ein paar Stunden schlafen. Dass die Reise unverhofft ein greifbares Ziel bekommen hatte, schien die vier vogelfreien Freunde nicht im Geringsten zu stören. Im Gegenteil, sie bissen sich am

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