Das Komplott der Senatoren (German Edition)
zur Vorderseite. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als Joe ausstieg. Gemäc h lich schlenderte er um den Container herum auf die Büros am Hafen zu, während er in seinen Papieren blätterte. Kaum war er aus ihrem Blickfeld verschwunden, rannte sie zum Laster, zerrte die Tür der Fahrerkabine auf und stieg hinein. Mit einem spitzen Freudenschrei hievte sie ihre Tasche auf den Sitz. Sie schien unversehrt. Ihre Hände zitterten vor A u fregung, als sie den Reißverschluss öffnete. Der Laptop lag noch da, wie sie ihn eingepackt hatte. »Gott sei Dank, alles in Ordnung«, seufzte sie laut, unendlich erleichtert.
»Nichts ist in Ordnung, raus aus meinem Wagen!«, schnauzte Joes bekannte Stimme hinter ihr. Der Schreck jagte ihr Schauer über den Rücken. Sie drehte sich leiche n blass um. Joe schaute sie mit wutverzerrtem Gesicht an, sprungbereit, und in seiner Rechten blitzte ein Messer. Entsetzt wich sie zurück, versuchte, durch die Fahrertür zu entwischen, aber sie ve r haspelte sich an Schalthebel und Steuerrad und knickte ein. In höchster Not schrie sie um Hilfe. Jeff! Wo steckte Jeff, verflucht noch mal? Er machte keine Anstalten, ihr zu helfen. Joe stand bereits auf dem Trittbrett, packte ihr Bein mit eisernem Griff. Sie schrie lauter, glaubte schon, den Stich zu spüren, als sich sein Griff plötzlich lockerte und er mit einem dumpfen ›plop‹ lautlos zu Boden ging.
»Zum zweiten Mal gerade noch rechtzeitig«, lachte Justin und ließ das Brett fallen. Sie umarmte und küsste ihn mit Freudentränen in den Augen, dass seine zwei Begl e iter nicht wussten, wohin sie schauen sollten.
»Ich liebe euch! «, rief sie halb schluchzend, halb jauchzend und fiel jedem um den Hals. Ihr war, als hätte man ihr ein zweites Leben geschenkt, was vielleicht sogar stimmte. Justin blickte sich suchend um, dann fragte er unruhig:
»Wo hat sich Jeff versteckt?«
Marion erschrak. Wie konnte sie Jeff vergessen? »Schuppen - hinter dem Schu p pen?«, sta m melte sie unsicher. Sie sprang aus dem Wagen und rannte voraus. Joe hatte doch nicht – nein, undenkbar, das durfte nicht sein! Mit einem Stossgebet schoss sie um die Ecke und sah ihn neben seinem Bike mit dem Rücken zur Blechwand am Boden sitzen. Er sah aus, als hätte er sich hier zur letzten Ruhe hing e setzt, wie eine jener Mumien aus den Anden, deren Bild sie nie mehr vergessen ko n nte.
»Nein! Jeff! Um Gottes Willen, nein!«, rief sie außer Atem, stürzte zu ihm und rü t telte heftig an seinen Schultern.
»Was ist denn los?«, fragte er verwundert. Sie zuckte zurück, als hätte er sie gebissen.
»Jeff, Gott, ich dachte ...«
»Man soll nicht zuviel denken, Marion«, unterbrach er sie und erhob sich ächzend. »Ich musste mich einen Augenblick hinsetzen nach diesem höllischen Trip.« Jetzt war die Reihe an ihm. Sie herzte ihn stürmisch und sagte vorwurfsvoll:
»Machen Sie das nie wieder mit mir. Noch so einen Schreck überlebe ich nicht.«
Joe war wieder aufgewacht und saß brav am Boden, bewacht von Earl und Justin, als sie mit den anderen beiden zum Laster zurückkehrte.
»Ich glaube, Joe will uns etwas sagen«, brummte Justin, dessen Brett bedrohlich über seinem Kopf schwebte.« Im Telegrammstil gab Joe alles von sich, was er wusste. Viel war es nicht, doch immerhin machte er genaue Angaben über den Empfänger der Ware, eine Transportg e sellschaft, deren Frachter hier ankerte. Marion fotografierte die Frachtpapiere mit ihrem Handy und nahm seine Aussage auf. Im Büro in Was h ington hatte sie Zugriff auf das Schiffsregister. Damit sollte es möglich sein, den Hafen zu ermitteln, in dem die Ladung wieder gelöscht würde.
Der Abschied von den vier Freunden fiel ihr schwer und den Männern erging es wohl ebenso. In der Abflughalle des Loius Armstrong Airports versiegten die coolen Sprüche allmählich, ihre Jungs wurden einsilbiger, als steckten Klöße in ihren Hälsen. Auch sie fand keine Worte, umarmte jeden noch einmal, dann kehrte sie ihnen den Rücken. Das Schlimmste war der endgültige Abschied. Jeff sollte die Tränen in ihren Augen nicht sehen.
Es war Zeit, Chicago anzurufen. Sie brauchte jemanden zum Reden.
Phoenix
Diego Martinez klappte das Telefon wütend zu, steckte es in die Tasche und konze n trierte sich wieder auf den weißen Ball auf dem Green. Nicht sein Tag heute. Er lag schon 19 über Par und das 15. Loch war noch nicht geschafft. Warum musste dieser Schwätzer Holden
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