Das Komplott der Senatoren (German Edition)
au s gerechnet jetzt pünktlich sein? Noch nie hatte er eine Runde abgebrochen, und er schwor sich, dies auch künftig zu unterlassen. So dringend durfte kein Geschäft sein, das musste er ihm ein für alle Mal klar machen. Der Putter berührte den Ball nur leicht, zu leicht, wie sich schnell herausstellte. Mit einem Fluch hob er ihn auf und verließ den Platz.
Der CEO von Clearwater Power stand am Geländer der Terrasse und suchte aufgeregt den Golfplatz ab, obwohl man vom Klubhaus aus nur das 18. Loch überblickte. Holdens dunke l blauer Maßanzug demonstrierte unmissverständlich, dass er, im Gegensatz zu den wenigen anwesenden Klubmitgliedern, nicht zum Vergnügen hier war, und sein griesgrämiger, angespannter Gesichtsausdruck ließ auf ein sehr una n genehmes Gespräch schließen.
»Ich hoffe bei Gott, es ist wichtig, Ken«, begrüßte Martinez seinen Geschäftspartner und Klienten.
»Hätte ich sonst die langweilige Fahrt nach Scottsdale unternommen? Du weißt, ich habe eigentlich einen Betrieb zu führen und keine Zeit für so was.« Dabei warf er einen veräch t lichen Blick auf den weißhaarigen Golfer, der eben das letzte Loch aus einem Meter Abstand verfehlte.
»Also, schieß los, ich muss auch gleich weg«, log der Anwalt. Seine Hoffnung, das Gespräch schnell im Stehen zu erledigen, schwand zusehends, je länger er zuhörte. Für Holden war erwiesen, dass ihn dieser junge O’Sullivan mit seiner hübschen A s sistentin aufs Kreuz gelegt hatte. Der Idiot von Werkleiter konnte nicht verhindern, dass die beiden nun genau im Bild waren über den Schwindel mit den CO2-Filtern.
»Ich hätte ihm den Kopf abreißen können.«
»Und, warum hast du es nicht?«
»Er ist mein bester Mann, ich kann verdammt noch mal nicht auf ihn verzichten«, knurrte Holden verärgert.
Dein Fehler, dachte Martinez und fragte mit dem überheblichen Lächeln des Anwalts, der weiß, dass er unangreifbar ist: »Was macht dich eigentlich so sicher, dass die be i den Lunte gerochen haben?«
Die Antwort fiel weit schlimmer aus, als er erwartete: »Die Presse.«
Er war mit allen Wassern gewaschen, scheute keinen Aufwand, wenn es darum ging, den Gegner unglaubwürdig zu machen, um seine Interessen durchzusetzen, aber gegen die Presse musste auch er die Waffen strecken. Vor allem die jungen, aggre s siven Alternativen, welche die Republic allmählich unterwanderten, beherrschten die Kunst, einem das Wort im Mund umzudrehen, noch perfekter als er selbst. Presse bedeutete stets schlechte Presse, und die fürchtete er wie der Teufel das Weihwasser. Wie viel wussten die, und woher? Holden beschrieb mit selbstverachtender Liebe zum Detail, wie sie ihn und seine Kader seit dem Besuch O’Sullivans drangsalierten.
»Offensichtlich haben sie ausführliche Unterlagen zu den Subventionen«, schloss er.
»Unmöglich!«
Holden lachte bitter: »Die wissen Bescheid, das kannst du mir glauben.« Er zog ein Papier aus dem Jackett und hielt es ihm unter die Nase. Es war ein Fax mit der Au f stellung aller Zahlungen, die Staat und Bund an die Maßnahmen zur CO2-Reduktion im letzten Jahr bei g esteuert hatten. Er hatte die Zahlen nicht genau im Kopf, aber er zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie stimmten. Es spielte auch nicht die ge r ingste Rolle, ob man die Informationen auf legalem Weg beschafft hatte oder nicht, ob sie vor Gericht relevant waren oder nicht. Wenn diese Story an die Öffentlichkeit gelangte, war Holden mit seiner Crew erledigt, und er als Aufsichtsorgan würde auch nicht lange überleben, das war ihm sofort klar.
»Sieht aus, als hätten wir ein Problem«, murmelte er nachdenklich, während er fi e berhaft überlegte, wie er seinen Kopf aus dieser Schlinge ziehen könnte.
»Es kommt noch besser. Willst du es hören?«
»Ich kann’s nicht erwarten.«
Holden beugte sich vor und begann zu flüstern: »Die Subventionen sind leider nur eines u n serer Probleme. Es gab einen Zwischenfall mit einem unserer Gipstransporte. Eine Schnü f flerin versuchte einen unserer Fahrer auszuhorchen. Wir dachten zuerst, es handle sich um eine dieser Schmeißfliegen von der Republic und wollten sie lo s werden, ihr ein bisschen das Näschen pudern, aber das haben die Idioten gründlich verbockt.«
»Du scheinst ein glückliches Händchen zu haben mit deinen Mitarbeitern, aber was geht mich das alles an?«
Holden schaute ihn wütend an und schnauzte: »Du
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