Das Komplott (German Edition)
haben Betrüger Hochkonjunktur. Jede Pfandleihe im Land handelt jetzt auch mit Gold, du kannst dir also vorstellen, was für ein Mist da angekauft und verkauft wird. Im vergangenen Jahr wurde in New York gegen alteingesessene Händler ermittelt, die Gold einschmolzen, es mit anderen Metallen streckten und dann als reine Qualität weiterverkauften. Bisher wurde keine Anklage erhoben, aber die Sache ist noch nicht abgeschlossen. Im Laufe der Ermittlungen bekam ein Informant, der für einen Händler tätig war, einen Zehn-Unzen-Barren ohne Kennzeichnung in die Finger. Ein Reinheitsgrad von 99,9 Prozent, beste Qualität und zu einem erstaunlichen Preis. Er forschte nach und fand heraus, dass ein Mann namens Ray Fawcett von Zeit zu Zeit vorbeikam und ein paar Barren mit leichtem Preisabschlag verkaufte, selbstverständlich gegen Bares. Wir haben ein Video, das Fawcett im Dezember, zwei Monate vor seiner Ermordung, in dem Laden in der Forty-Seventh Street zeigt. Offenbar fuhr er einige Male im Jahr nach New York, erledigte seine Geschäfte und kehrte mit einem Sack voll Bargeld nach Roanoke zurück. Die Aufzeichnungen scheinen nicht vollständig zu sein, aber nach den uns vorliegenden Daten hat er in den vergangenen vier Jahren Gold im Wert von sechshunderttausend Dollar in New York verkauft. Das ist an sich nicht illegal, natürlich vorausgesetzt, dass Fawcett rechtmäßiger Eigentümer dieses Goldes war.«
»Interessant. Und?«
»Ich habe unserem Informanten ein Foto von Bannisters Gold gezeigt. Er hält die Barren für identisch. Bannister hat das Gold. Wie viel, wissen wir nicht. Die Zigarrenkiste passt. Das Gold passt. Falls er das Gold von dem Mörder bekommen hat, kennt er die Wahrheit.«
»Und wie lautet deine Theorie?«
»Malcolm Bannister und Quinn Rucker saßen zusammen in Frostburg ein und waren enger befreundet, als uns bekannt war. Einer von ihnen wusste von Fawcett und dessen Goldvorrat, auf dieser Grundlage beruhte der Plan. Rucker setzt sich ab, geht in eine Entzugsklinik, um sich ein Alibi zu verschaffen, und wartet darauf, dass der Mörder zuschlägt. Als das geschieht, beginnt die Umsetzungsphase. Bannister hängt Rucker hin, der legt ein falsches Geständnis ab, woraufhin Anklage erhoben wird. Bannister kommt frei. Er durchläuft das Zeugenschutzprogramm, setzt sich ab, findet irgendwie den Mörder und das Gold.«
»Müsste er den Mörder nicht töten, um an das Gold zu kommen?«
Westlake zuckte die Achseln, weil er keine Ahnung hatte. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Bannister verlangt Immunität und wird mit Sicherheit fordern, dass Rucker gemäß Rule 35 freikommt. Quinn Rucker muss noch fünf Jahre seiner ursprünglichen Strafe verbüßen und ein paar mehr wegen des Fluchtversuchs. An Bannisters Stelle würde ich auch versuchen, meinen Kumpel herauszuholen. Wenn der Mörder tot ist, ist Rule 35 auf Rucker vielleicht nicht mehr anwendbar. Das weiß ich nicht. Die Staatsanwaltschaft zerbricht sich gerade darüber den Kopf.«
»Sehr beruhigend«, erklärte McTavey. »Was ist der Nachteil eines Deals mit Bannister?«
»Bei unserer letzten Absprache hat er uns angelogen.«
»Schon klar, aber was hat er davon, wenn er jetzt lügt?«
»Nichts. Das Gold hat er schon.«
McTaveys müdes, besorgtes Gesicht hellte sich plötzlich auf. Er lachte und hob die Hände. »Wunderbar, genial, so mag ich es. Am besten stellen wir den Mann ein, der hat deutlich mehr auf dem Kasten als wir. Rotzfrech. Er sorgt dafür, dass sein Busenfreund des Mordes an einem Bundesrichter angeklagt wird, weiß aber die ganze Zeit, dass er die Vorwürfe entkräften und den Mann rausboxen kann. Klingt wie ein Witz. Wir stehen da wie die Idioten.«
Selbst Westlake amüsierte sich. Er grinste und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Der Mann lügt nicht, Vic«, sagte McTavey, »weil er das gar nicht nötig hat. Lügen waren in der ersten Phase des Projekts erforderlich, aber das ist vorbei. Jetzt ist die Zeit der Wahrheit gekommen, und Bannister kennt die Wahrheit.«
Westlake nickte zustimmend. »Wie sieht unser Plan aus?«
»Was weiß der Bundesanwalt? Wie war noch gleich sein Name?«
»Mumphrey. Er schwafelt was von einer neuerlichen Anklage, aber dazu wird es nicht kommen.«
»Natürlich nicht. Er weiß nichts von Fawcetts Goldverkäufen in New York.«
»Ich treffe mich morgen mit dem Generalstaatsanwalt zum Brunch. Dem werde ich erklären, was los ist, damit er Mumphrey zur Ordnung ruft. Ich schlage vor, ihr beide
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