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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wir noch gar nicht gesprochen«, sagt er nach einigen Sekunden verlegen.
    »Nein.«
    »Das würde ich aber gern. Woher nehmen Sie das Recht, es zu behalten?«
    Ich fixiere einen Knopf an seinem Hemd. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sage ich sehr deutlich. »Ich habe kein Gold. Punkt.«
    »Was ist mit den drei Minibarren auf dem Foto, das Sie uns letzte Woche gemailt haben?«
    »Das ist Beweismaterial, das ich Ihnen zu gegebener Zeit aushändigen werde, zusammen mit der Zigarrenkiste auf dem anderen Foto. Ich vermute, dass sich an beiden Fingerabdrücke von Fawcett und seinem Mörder befinden.«
    »Sehr schön, aber die große Frage ist, wo sich der Rest des Goldes befindet.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Also gut. Sie müssen doch zugeben, dass es für die Strafverfolgung des Mörders von Bedeutung sein wird, was sich in Richter Fawcetts Safe befand. Warum ist er umgebracht worden? Irgendwann müssen wir alles erfahren.«
    »Vielleicht werden Sie nie alles erfahren. Es werden ausreichende Beweise für die Verurteilung des Mörders vorliegen. Wenn die Staatsanwaltschaft das nicht auf die Reihe bekommt, ist das nicht mein Problem.«
    Er trinkt noch einen Schluck und wirft mir einen entnervten Blick zu. »Sie haben kein Recht, es zu behalten, Max.«
    »Was zu behalten?«
    »Das Gold.«
    »Ich habe das Gold nicht. Aber rein hypothetisch gesprochen, würde ich sagen, dass es sich um Diebesgut handelt, das niemandem gehört. Bestimmt nicht dem Staat, es wurde schließlich nicht aus Steuergeldern finanziert. Es befand sich nie in Ihrem Besitz, Sie hatten nie irgendeinen Anspruch darauf. Sie haben es noch nie gesehen und wissen nicht einmal mit Sicherheit, dass es überhaupt existiert. Dem Mörder gehört es auch nicht, der hat es gestohlen. Er hat es einem Staatsbeamten abgenommen, der es, so unsere Annahme, durch Bestechung erworben hat. Und selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, die ursprüngliche Herkunft des Diebesguts ausfindig zu machen, würden sich die Verantwortlichen entweder unter ihren Schreibtischen verstecken oder schleunigst aus dem Staub machen. Es ist einfach da, sozusagen in den Wolken, wie das Internet, das auch niemandem gehört.« Ich wedle mit der Hand in Richtung Himmel, als ich meinen sorgfältig einstudierten Vortrag beende.
    Westlake lächelt, weil wir beide die Wahrheit kennen. In seinen Augen liegt ein Funkeln, als wollte er sich lachend geschlagen geben und mir zu meinem Meisterstück gratulieren. Das tut er selbstverständlich nicht.
    Wir gehen in die Suite zurück, wo wir erfahren, dass der Richter in Washington immer noch mit wichtigeren Dingen beschäftigt ist. Ich habe keine Lust, mit einer Horde Bundesbeamter um den Tisch herumzusitzen, und unternehme einen Spaziergang am Strand. Ich rufe Vanessa an und erkläre ihr, dass wir nur langsam vorankommen, ich aber bisher weder Handschellen noch Waffen gesehen habe. Bis jetzt spielen alle fair. Sie berichtet mir, dass Dee Ray in Shivers Büro auf ihren Bruder wartet.
    In seiner Mittagspause unterzeichnet der Richter, der Quinn wegen Drogenhandels zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt hatte, widerwillig einen Strafmilderungsbeschluss gemäß Rule 35. Das war am Vortag mit Stanley Mumphrey, Victor Westlake, dessen Vorgesetztem George McTavey und, um der Sache das nötige Gewicht zu verleihen, dem Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten abgestimmt worden.
    Quinn wurde sofort vom Gefängnis in Roanoke in die Kanzlei von Dusty Shiver gebracht, wo er Dee Ray in die Arme schloss und die Gefängniskleidung gegen Jeans und Poloshirt tauschte. Hundertvierzig Tage nachdem er als Flüchtiger in Norfolk, Virginia, verhaftet wurde, ist Quinn ein freier Mann.
    Es ist fast 14.30 Uhr, als alle Beschlüsse und Dokumente ordnungsgemäß unterzeichnet, geprüft und bestätigt sind. In letzter Minute gehe ich vor die Tür und rufe Dusty Shiver an. Er versichert mir, dass »wir sie an der Gurgel haben« – alle Papiere seien in Ordnung, alle Rechte abgesichert, alle Versprechen eingehalten.
    »Jetzt können Sie singen«, sagt er und lacht.
    Sechs Monate nach meiner Einlieferung ins Bundesgefängnis Louisville erklärte ich mich bereit, den Fall eines Drogenhändlers aus Cincinnati zu überprüfen. Das Gericht hatte sich bei der Dauer der verhängten Freiheitsstrafe verrechnet, der Fehler lag auf der Hand, und ich beantragte, den Mann unter Anrechnung der bereits verbüßten Strafe sofort freizulassen. Es war einer der seltenen Fälle, in denen alles

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