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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kein einziges Mal auf. Die Brüder, nun endgültig davon überzeugt, dass sie einer lohnenden Sache auf der Spur waren, fuhren zurück zur Blockhütte, drangen erneut durch das Kellerfenster ein und suchten nach dem Safe. Er musste sich in dem kleinen Untergeschoss befinden, weil Nattie und der Richter ihn dort gelassen hatten. Eine Wand war mit Regalen und dicken Gesetzeswerken bedeckt, und die Brüder vermuteten einen geheimen Raum dahinter. Vorsichtig nahmen sie jedes Buch einzeln heraus, sahen dahinter und stellten es wieder zurück. Es dauerte eine Weile, aber schließlich entdeckten sie einen Schalter, der eine Geheimtür öffnete. Als diese aufschwang, fanden sie den Safe, der einfach auf dem Boden stand und auf sie wartete. Leider ließ er sich nicht öffnen, weil er mit einer digitalen Tastatur versehen war, die natürlich einen Code erforderte. Sie probierten ein oder zwei Tage lang herum, vergeblich. Sie verbrachten viel Zeit in der Blockhütte, achteten aber sorgfältig darauf, keine Spuren zu hinterlassen.
    An einem Freitag fuhr Gene ins etwa eine Stunde entfernte Roanoke, ging ins Gericht, setzte sich in Fawcetts Saal und wartete, bis dieser die Verhandlung wegen des Wochenendes auf Montag, neun Uhr, vertagte. Dann folgte er dem Richter zu dessen Wohnung und beobachtete, wie er den Pick-up mit einer braunen Papiertüre, die vermutlich seine Einkäufe enthielt, einer Kühltasche, einigen Flaschen Wein, einer Sporttasche, zwei dicken Aktenkoffern und einem Stapel Bücher belud. Schließlich fuhr Ray von seiner Wohnung aus allein in Richtung Westen. Daraufhin rief Gene Nattie an und teilte ihm mit, dass Ray unterwegs sei. Nattie beseitigte in der Blockhütte alle Spuren, setzte das Kellerfenster wieder ein, verwischte die Stiefelabdrücke im Staub vor der Veranda und stieg in einer Entfernung von fünfzig Metern auf einen Baum. Tatsächlich traf Richter Fawcett eine Stunde später an der Blockhütte ein, entlud seinen Wagen und legte sich zu einem Nickerchen in die Hängematte auf der Veranda, während Nattie und Gene ihn aus dem dichten Wald um das Nurdachhaus beobachteten. Am nächsten Tag, einem Samstag, schleppte Ray sein Kanu ans Wasser, lud zwei Angeln und ein paar Mineralwasserflaschen ein, zündete eine kurze, dunkle Zigarre an und schob das Boot auf den Lake Higgins hinaus. Nattie beobachtete ihn mit dem Fernglas, während Gene das Fenster aus den Angeln hob und in die Blockhütte schlüpfte. Die Geheimtür stand offen, der Safe war sichtbar, aber geschlossen und verriegelt. Gene blieb auch diesmal erfolglos, kletterte eilig aus dem Fenster, setzte es wieder ein und verschwand im Wald.
    Die beiden waren fest entschlossen herauszufinden, was sich in dem Safe befand, aber sie waren geduldig. Ray hatte keine Ahnung, dass er beobachtet wurde, und falls er seinen Schatz jede Woche auffüllte, gab es keinen Grund zur Eile. An den nächsten beiden Freitagen beobachtete Gene das Gerichtsgebäude in Roanoke von außen, aber der Richter machte Überstunden. Dann nahte ein bundesweiter Feiertag, und sie gingen davon aus, dass der Richter das lange Wochenende zur Erholung nutzen würde. Den Zeitungsartikeln zufolge wurde in der Verhandlung heftig gestritten, es ging heiß her, und der Richter stand stark unter Druck. Richtig geraten. Um vierzehn Uhr am Freitag wurde die Verhandlung auf neun Uhr am folgenden Dienstag vertagt. Gene beobachtete, wie Ray den Wagen belud und allein in Richtung See fuhr.
    Die Blockhütte lag so tief in den Bergen, dass es weder einen Strom- noch Gasanschluss gab, daher auch keine Klimaanlage und – bis auf einen großen Kamin – keine Heizung. Lebensmittel und Getränke wurden in der mit Eis gefüllten Kühlbox aufbewahrt, die Ray jedes Mal mitbrachte und wieder mitnahm. Wenn er Licht brauchte, um in der Dunkelheit zu lesen, warf er einen kleinen Gasgenerator draußen vor dem Keller an, und das leise, gedämpfte Geräusch hallte durch das Tal. Normalerweise schlief der Richter jedoch um neun Uhr abends bereits.
    Der Keller bestand aus einem Zimmer und einer Abstellkammer, einem engen Raum mit kleinen Doppeltüren. Dort lagerte Ray Dinge, die in Vergessenheit geraten zu sein schienen: Jagdkleidung, Stiefel und jede Menge alte Federbetten und Decken. Gene kam auf den genialen Gedanken, Nattie solle sich dort mehrere Stunden verborgen halten und durch einen winzigen Türspalt beobachten, wie der Richter den Safe öffnete und seinen Schatz versteckte – woraus auch immer der

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