Das Komplott (German Edition)
Pass?«
»Ganz recht. Ihm drohen zwanzig Jahre in einem jamaikanischen Gefängnis, das dürfte Ihnen die Arbeit erleichtern. Ich gehe davon aus, dass er sich gern schuldig bekennt, wenn er dafür lebenslänglich in einem Gefängnis in den USA bekommt, natürlich ohne vorzeitige Entlassung, Hauptsache, raus aus Jamaika. Bieten Sie ihm einen Deal an, dann können Sie sich ein Verfahren sparen.«
Es folgt eine lange Pause, während sie das verdauen.
»Haben Sie an irgendwas nicht gedacht?«, fragt Vic schließlich.
»Bestimmt. Aber das werde ich Ihnen nicht auf die Nase binden.«
43
Sie hängen an meinen Lippen, und eine Stunde lang bombardieren sie mich mit Fragen. Ich beantworte eine nach der anderen, aber als ich anfange, mich zu wiederholen, werde ich sauer. Da liefert man Juristen alle Einzelheiten zu einem Fall, über den sie sich den Kopf zerbrochen haben, und es fällt ihnen nichts Besseres ein, als dieselben Fragen auf fünf verschiedene Weisen zu stellen. Victor Westlake, von dem ich bisher nicht viel gehalten habe, steigt schlagartig in meiner Achtung, als er der Sache ein Ende macht.
»Das war’s. Wir machen Schluss. Ich gehe an die Bar«, sagt er.
Ich schlage ihm vor, dass wir uns zu zweit in Ruhe irgendwo hinsetzen, und wir nehmen wieder den Tisch am Pool. Wir bestellen Bier, gönnen uns einen kräftigen Schluck.
»Ist noch etwas?«, fragt er.
»Ja, da wäre tatsächlich noch etwas. Etwas, das fast so spannend ist wie der Mord an einem Bundesrichter.«
»Haben Sie noch nicht genug für einen Tag?«
»O doch, aber ich habe ein Abschiedsgeschenk für Sie.«
»Ich höre.«
Ich trinke einen Schluck und genieße den Geschmack. »Wenn ich den Zeitraum richtig rekonstruiert habe, erhielt Richter Fawcett das Gold in seinem Versteck während des Uranprozesses. Klägerin war die Firma Armanna Mines, ein Unternehmenskonsortium, das überall auf der Welt Beteiligungen hält. Mehrheitsaktionär ist eine kanadische Firma mit Sitz in Calgary, und dieser Firma gehören zwei der fünf größten Goldminen in Nordamerika. Die Uranvorkommen in Virginia allein werden auf einen Wert von zwanzig Milliarden Dollar geschätzt, genau weiß das niemand. Wenn ein korrupter Bundesrichter als Gegenleistung für diese zwanzig Milliarden ein paar Goldbarren verlangt, warum nicht? Fawcett verdankt diesen Leuten seinen Schatz, dafür haben sie alles bekommen, was sie wollten.«
»Wie viel Gold?«, fragt Westlake leise, als wollte er nicht, dass sein eigenes verstecktes Mikrofon mithört.
»Das werden wir nie erfahren, aber ich vermute, Fawcett hat rund zehn Millionen Dollar in reinem Gold erhalten. Er hat immer wieder mal was davon zu Barem gemacht. Sie haben Ihren Informanten in New York, aber niemand weiß, ob er nicht auch woanders Schwarzmarktgeschäfte getätigt hat. Außerdem ist nicht klar, wie viel Bargeld in dem Safe war, als Nathan es endlich in die Finger bekam.«
»Vielleicht sagt er es uns.«
»Schon möglich, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Außerdem ist die Gesamtsumme irrelevant. Es geht um viel Geld oder Gold, das von Armanna Mines auf dunklen Wegen in die Hände des Ehrenwerten Raymond Fawcett gelangt ist, und irgendwer muss den Vermittler gespielt haben. Jemand hat den Deal arrangiert und die Übergaben durchgeführt.«
»Einer der Anwälte?«
»Wahrscheinlich. Ich bin sicher, Armanna hatte ein ganzes Dutzend davon.«
»Irgendwelche Hinweise?«
»Nicht den geringsten. Aber ich bin davon überzeugt, dass eine schwere Straftat begangen wurde, die massive Auswirkungen haben wird. Die Angelegenheit wird im Oktober vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten verhandelt, und nachdem die Mehrheit seiner Mitglieder bekanntermaßen wirtschaftsfreundlich ist, sieht es so aus, als würde Fawcetts Geschenk an den Uranabbau Bestand haben. Das wäre höchst bedauerlich, finden Sie nicht, Vic? Die Entscheidung eines korrupten Richters wird Gesetz. Ein großes Bergbauunternehmen umgeht durch Zahlung von Bestechungsgeldern alle Vorschriften und erhält einen Freibrief für die Zerstörung der Umwelt im südlichen Virginia.«
»Warum interessiert Sie das überhaupt? Sie wollen doch sowieso nie dorthin zurück. Haben Sie zumindest gesagt.«
»Meine Haltung dazu ist unwichtig, aber das FBI sollte sich dafür interessieren. Wenn Sie Ermittlungen einleiten, könnte das den Verlauf des Verfahrens verändern.«
»Jetzt schreiben Sie also auch noch dem FBI vor, wie es seine Arbeit tun
Weitere Kostenlose Bücher