Das Komplott (German Edition)
bestehen mochte. Nattie, der nur knapp einen Meter siebzig groß war und keine sechzig Kilo wog, hatte sich schon in vielen Löchern und Spalten versteckt, war aber nicht gerade begeistert davon, dass er die Nacht in der Abstellkammer verbringen sollte. Der Plan wurde überarbeitet.
Am Freitag vor dem Kolumbus-Tag traf Richter Fawcett gegen achtzehn Uhr an der Blockhütte ein und entlud in aller Ruhe das Auto. Nattie hatte sich in der Abstellkammer im Keller zusammengerollt und war zwischen Jagdkleidung, Decken und Federbetten praktisch nicht zu sehen. In seiner Tasche steckte eine Pistole, für den Fall, dass etwas schiefging. Gene beobachtete die Vorgänge vom Wald aus, auch er hatte eine Waffe. Die beiden waren unglaublich nervös und sehr gespannt. Während sich Ray häuslich einrichtete, zündete er sich eine Zigarre an, und bald war die ganze Blockhütte von dem schweren Tabakaroma erfüllt. Er ließ sich Zeit, führte Selbstgespräche, summte immer wieder dasselbe Lied und wuchtete schließlich einen dicken Aktenkoffer in den Keller. Nattie wagte kaum zu atmen, als der Richter ein Gesetzbuch vom Regal nahm, den versteckten Schalter betätigte und die Geheimtür öffnete. Er gab auf dem Tastenfeld den Code ein und öffnete den Safe. Darin stapelten sich Zigarrenkisten. Er trat zurück und zog eine weitere Zigarrenkiste aus dem Aktenkoffer. Dann hielt er einen Augenblick inne, hob den Deckel an und nahm einen netten kleinen Goldbarren heraus. Er betrachtete ihn bewundernd, streichelte ihn liebevoll und legte ihn wieder in die Kiste, die er sorgfältig im Safe verstaute. Eine weitere Zigarrenkiste folgte, dann schloss er den Safe, programmierte den Code und machte die Geheimtür zu.
Natties Herz schlug so wild, dass die gesamte Kammer zu vibrieren schien, aber er zwang sich zur Ruhe. Als der Richter den Raum verließ, merkte er, dass die Kammertür einen Spalt weit offen stand, und schob sie zu.
Gegen neunzehn Uhr zündete er sich eine weitere Zigarre an, schenkte sich ein Glas Weißwein ein und setzte sich in einen Schaukelstuhl auf die Veranda, um den Sonnenuntergang über den Bergen zu beobachten. Nach Einbruch der Dunkelheit warf er den Generator an und werkelte bis zweiundzwanzig Uhr vor sich hin, dann schaltete er ihn aus und ging zu Bett. Als es in der Blockhütte still geworden war, tauchte Gene aus dem Wald auf und hämmerte gegen die Tür. Wer ist da?, fragte Ray – offensichtlich verärgert – von drinnen. Gene behauptete, er suche seinen Hund. Ray öffnete die Tür, ließ aber die Insektenschutztür geschlossen. Gene erklärte, er besitze ein Häuschen am anderen Ufer des Sees, einen guten Kilometer entfernt, und sein geliebter Hund Yank sei verschwunden. Ray war ziemlich unfreundlich und erklärte, er habe in der Gegend keine Hunde gesehen. Gene bedankte sich und ging wieder. Als Nattie das Hämmern und die Stimmen oben hörte, schlüpfte er aus seinem Versteck und verließ die Blockhütte durchs Kellerfenster. Dabei konnte er den Sicherheitsriegel nicht abschließen, und der Richter würde sich wahrscheinlich über die nicht ordnungsgemäß abgesperrte Tür wundern. Aber bis dahin waren sie längst im Wald verschwunden. Der Richter würde das ganze Haus absuchen, doch keine Anzeichen für einen Einbruch finden, und da nichts fehlte, würde er die Sache schließlich vergessen.
Natürlich waren die Brüder begeistert von ihrer Entdeckung und schmiedeten Pläne, um an den Inhalt des Safes zu kommen. Der Richter würde ihn bestimmt nicht widerstandslos preisgeben, wahrscheinlich würden sie also Gewalt anwenden müssen. Sie waren bereit zu tun, was nötig war. Zwei Wochenenden vergingen, an denen der Richter in Roanoke blieb. Ein drittes folgte.
Während sie den Richter und die Blockhütte im Auge behielten, hatten sich Gene und Nattie wieder dem Meth-Geschäft zugewandt, weil sie Geld brauchten. Bevor sie sich das Gold holen konnten, wurden sie von DEA -Beamten hochgenommen. Gene kam ums Leben, und Nattie wanderte ins Gefängnis.
Er wartete fünf Jahre, bis er Richter Fawcett mit der Waffe bedrohte, Naomi Clary folterte, den Safe ausräumte und beide tötete.
»Und wer bitte ist Nattie?«, fragt Westlake. Alle sechs Männer sehen mich erwartungsvoll an.
»Sein Name ist Nathan Edward Cooley, Sie finden ihn im städtischen Gefängnis von Montego Bay, Jamaika. Lassen Sie sich Zeit, der sitzt da gut.«
»Ist er möglicherweise identisch mit Nathaniel Coley, Ihrem Freund mit dem falschen
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