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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schreibtisch, zwangen sie, sich auf einen Stuhl am Fenster zu setzen, und kündigten an, sie zu verhaften, falls sie auch nur einen kleinen Finger bewege. Dann fingen sie an, unsere bescheidenen Büroräume zu durchsuchen. Sie schleppten sämtliche Computer, Drucker und mehrere Dutzend Kartons mit Akten aus der Kanzlei. Nach einer Weile kam Mr. Copeland aus der Mittagspause zurück. Als er protestierte, wurde eine Waffe auf ihn gerichtet. Er musste sich neben die weinende Mrs. Henderson ans Fenster setzen.
    Meine Verhaftung kam völlig überraschend. Das FBI befasste sich seit über einem Jahr mit mir. Ich hatte einen Anwalt engagiert, und wir hatten alles getan, was möglich war, um zu kooperieren. Ich hatte zwei Tests mit Lügendetektoren bestanden, die von Experten des FBI durchgeführt worden waren. Wir hatten sämtliche Schriftstücke ausgehändigt, deren Weitergabe nicht gegen meine Verschwiegenheitspflicht als Anwalt verstieß. Ich hatte Dionne eine ganze Menge verheimlicht, doch sie wusste, dass ich mir große Sorgen machte. Ich litt an Schlaflosigkeit. Ich zwang mich zu essen, obwohl ich keinen Appetit mehr hatte. Schließlich, nach fast zwölf Monaten in ständiger Angst davor, dass es plötzlich an meiner Tür klopfte, informierte das FBI meinen Anwalt, dass der Staat kein Interesse mehr an mir habe.
    Der Staat hatte gelogen, und das nicht zum ersten Mal.
    Im Gefängnis – ein Ort, den ich mindestens zweimal in der Woche besuchte – erwartete mich die nächste FBI -Truppe. Die Männer trugen marineblaue Jacken, auf deren Rückseite in großen gelben Buchstaben das Wort » FBI « gedruckt war, und liefen zielstrebig hin und her. Allerdings war mir nicht ganz klar, was sie da eigentlich machten. Die Polizisten, von denen ich viele gut kannte, wichen zurück und sahen mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Mitleid an.
    War es tatsächlich notwendig, zwei Dutzend FBI -Beamte zu schicken, um mich zu verhaften und meine Akten zu beschlagnahmen? Ich war zu Fuß von der Kanzlei zum George Washington Hotel gegangen. Jeder drittklassige Polizist, der gerade Mittagspause machte, hätte mich anhalten und verhaften können. Aber das hätte diesen furchtbar wichtigen Leute den Spaß an ihrer Arbeit verdorben.
    Sie führten mich in einen kleinen Raum, setzten mich an einen Tisch, nahmen mir die Handschellen ab und sagten, dass ich warten solle. Einige Minuten später betrat ein Mann in einem dunklen Anzug den Raum. »Ich bin Special Agent Don Connor, FBI .«
    »Freut mich«, begrüßte ich ihn.
    Er legte einige Dokumente vor mich. »Das ist der Haftbefehl.« Er ließ einen dicken Stapel Papier auf den Tisch fallen. »Und das ist die Anklageschrift. Ich gebe Ihnen ein paar Minuten, um sie zu lesen.«
    Damit drehte er sich um und verließ den Raum, wobei er die Tür so laut wie möglich hinter sich zuknallte. Es war eine massive Metalltür, die mächtig dröhnte und vibrierte. Das Geräusch hallte noch ein paar Sekunden nach.
    Dieses Geräusch werde ich nie vergessen.

6
    Drei Tage nach meinem Gespräch mit Direktor Wade werde ich wieder in sein Büro gerufen. Als ich es betrete, ist er allein und schwer beschäftigt, ein wichtiges Telefongespräch. Ich stehe etwas verlegen an der Tür und warte. Nachdem er seinen Teil der Unterhaltung mit einem rüden »Jetzt reicht’s aber!« beendet hat, steht er auf und sagt: »Kommen Sie mit.« Wir gehen durch eine Nebentür in den angrenzenden Konferenzraum, der in dem für Regierungsbehörden typischen Blassgrün gestrichen und mit weitaus mehr Metallstühlen ausgestattet ist, als hier jemals gebraucht werden.
    Letztes Jahr ist bei einer Buchprüfung herausgekommen, dass die Justizvollzugsbehörde »für Verwaltungszwecke« viertausend Stühle zu achthundert Dollar das Stück gekauft hat. Der Hersteller bot den gleichen Stuhl im Großhandel für neunundsiebzig Dollar das Stück an. Was mir eigentlich egal sein sollte, aber wenn man für dreißig Cent die Stunde arbeitet, sieht man Geldverschwendung in einem völlig anderen Licht.
    »Setzen Sie sich«, befiehlt er. Ich setze mich auf einen der hässlichen überteuerten Stühle. Wade nimmt sich einen auf der anderen Seite des Tisches, weil zwischen uns immer eine Barriere sein muss. Ich sehe mich um und zähle zweiundzwanzig Stühle. Hör auf damit, denke ich.
    »Nach Ihrem Besuch neulich habe ich Washington angerufen«, informiert er mich mit gewichtiger Stimme, als würde er regelmäßig mit dem Weißen Haus telefonieren.

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