Das Komplott (German Edition)
Grundlagen des in Maryland geltenden Unterhaltsrechts erklärt habe. Ich betrete sein Büro; er steht weder auf, noch gibt er mir die Hand, noch tut er sonst etwas, was darauf hinweisen könnte, dass er mir auch nur einen Funken Respekt entgegenbringt. »Hallo, Bannister«, sagt er und deutet auf einen Stuhl.
»Hallo, Direktor Wade. Wie ist es gelaufen?« Ich setze mich.
»Ich bin ein freier Mann, Bannister. Nummer zwei ist Geschichte, und ich werde nie wieder heiraten.«
»Das freut mich zu hören. Schön, dass ich helfen konnte.«
Nachdem die Aufwärmphase vorbei ist, schiebt der Direktor einen Notizblock von sich weg und sagt: »Ich kann euch nicht ständig auf Beerdigungen lassen, Bannister, das müssen Sie verstehen.«
»Es geht nicht um eine Beerdigung«, kläre ich ihn auf. »Ich habe gar keine Großmutter mehr.«
»Was zum Teufel soll das?«
»Sind Sie über die Ermittlungen zum Mord an Richter Fawcett auf dem Laufenden? Unten in Roanoke?«
Er runzelt die Stirn und wirft den Kopf zurück, als hätte ich ihn beleidigt. Ich bin unter einem Vorwand hergekommen, und irgendwo tief in seinen Vorschriften vergraben muss es dafür eine Regel geben. Während er überlegt, wie er reagieren soll, schüttelt er den Kopf und wiederholt: »Was zum Teufel soll das?«
»Der Mord an dem Bundesrichter. Alle Zeitungen berichten darüber.« Schwer zu glauben, dass ihm die Berichterstattung entgangen ist, aber möglich wäre es natürlich. Nur weil ich mehrere Zeitungen am Tag lese, heißt das noch lange nicht, dass das jeder tut.
»Der Bundesrichter?«
»Genau. Er wurde mit seiner Freundin zusammen in einer Blockhütte an einem See im Südwesten von Virginia gefunden. Sie sind beide erschossen …«
»Ja. Ich habe die Artikel gesehen. Aber was hat das mit Ihnen zu tun?« Er ist sauer, weil ich ihn angelogen habe, und versucht, sich eine geeignete Strafe auszudenken. Ein mächtiger Mann wie der Direktor kann sich nicht so von einem Gefangenen vorführen lassen. Wades Augen huschen hin und her, während er überlegt, wie er auf meine Trickserei reagieren soll.
Ich muss so dramatisch wie möglich klingen, weil Wade vermutlich loslachen wird, wenn ich seine Frage beantworte. Gefängnisinsassen haben viel zu viel Zeit, um sich komplexe Unschuldsbeteuerungen auszudenken, Verschwörungstheorien zu ungelösten Verbrechen zu erfinden oder Geheimnisse zu sammeln, die gegen eine rasche Begnadigung eingetauscht werden könnten. Kurz gesagt, Häftlinge suchen immer nach einer Möglichkeit, um freigelassen zu werden, und ich bin sicher, dass Wade schon alles gesehen und gehört hat.
»Ich weiß, wer den Richter getötet hat«, sage ich so gewichtig wie möglich.
Sehr zu meiner Erleichterung lächelt er nicht. Er schaukelt auf seinem Stuhl nach hinten, zupft an seinem Kinn und beginnt zu nicken. »Und wie sind Sie an diese Information gelangt?«, fragt er.
»Ich habe den Mörder kennengelernt.«
»Hier drin oder draußen?«
»Dazu kann ich nichts sagen. Aber ich erzähle Ihnen keine Märchen. Nach dem, was ich in der Zeitung lese, kommt das FBI mit den Ermittlungen nicht weiter. Und das wird auch so bleiben.«
Mein Betragen ist bis jetzt ohne jeden Makel gewesen. Ich habe einem Gefängnisbeamten gegenüber noch nie ein falsches Wort von mir gegeben. Ich habe mich nie beschwert. Es gibt keine Schmuggelware in meiner Zelle, nicht einmal ein extra Päckchen Zucker aus der Kantine. Ich mache mir nichts aus Glücksspielen und leihe mir kein Geld. Ich habe Dutzenden meiner Mitgefangenen und einigen Zivilisten – einschließlich des Direktors – bei rechtlichen Problemen geholfen. Meine Bücherei ist in mustergültiger Ordnung. Der springende Punkt ist: Für einen Häftling bin ich glaubhaft.
Wade stützt sich auf die Ellbogen und beugt sich vor, wobei er seine gelben Zähne entblößt. Er hat dunkle Ringe unter den Augen, die immer feucht sind. Die Augen eines Trinkers. »Lassen Sie mich mal raten, Bannister. Sie wollen diese Information an das FBI weitergeben, einen Deal aushandeln und freigelassen werden. Richtig?«
»Ganz genau, Direktor Wade. Das ist mein Plan.«
Jetzt lacht er doch. Ein langes, hohes Gackern, über das mit Sicherheit eine Menge schlechter Witze gemacht werden würde. Als er sich wieder beruhigt hat, fragt er: »Wann werden Sie entlassen?«
»In fünf Jahren.«
»Toller Deal. Sie geben dem FBI einen Namen, und dafür kommen Sie fünf Jahre früher raus?«
»So einfach ist es nicht.«
»Und was soll
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