Das Komplott (German Edition)
»Die Justizvollzugsbehörde hat mir geraten, nach eigenem Ermessen zu handeln. Ich habe noch ein paar Stunden überlegt und mich dann mit dem FBI in Roanoke in Verbindung gesetzt. Sie haben zwei Beamte hergeschickt, die draußen warten.«
Ich höre mit unbewegter Miene zu, obwohl ich begeistert bin.
Er zeigt mit dem Finger auf mich. »Ich warne Sie, Bannister. Wenn das Ganze ein Schwindel ist und ich mich blamiere, werde ich alles tun, um Ihnen das Leben so schwer wie nur irgend möglich zu machen.«
»Es ist kein Schwindel, Direktor Wade. Ich schwöre es Ihnen.«
»Ich weiß nicht, warum ich Ihnen glaube.«
»Es wird Ihnen nicht leidtun.«
Wade zieht eine Lesebrille aus der Tasche, setzt sie sich auf die Nasenspitze und wirft einen Blick auf einen Zettel. »Ich habe mit dem stellvertretenden Direktor Victor Westlake gesprochen, das ist der Leiter der Ermittlungen. Er hat zwei seiner Männer geschickt, die sich mit Ihnen unterhalten werden, Agent Hanski und Agent Erardi. Ihren Namen habe ich nicht erwähnt, sie wissen also noch gar nichts.«
»Danke, Direktor Wade.«
»Bleiben Sie hier.« Er schlägt mit der offenen Hand auf den Tisch, steht auf und verlässt den Raum. Während ich warte und auf das Geräusch von Schritten lausche, krampft sich mein Magen zusammen. Wenn es nicht funktioniert, bin ich noch fünf Jahre hier, plus der Zeit, die sie mir zusätzlich aufbrummen werden.
Special Agent Chris Hanski ist der Ranghöhere der beiden, ungefähr in meinem Alter, mit einem dicken Schopf grauer Haare. Agent Alan Erardi ist sein jüngerer Assistent. In einem Zeitungsartikel stand, dass inzwischen vierzig FBI -Beamte am Fall Fawcett arbeiten, und ich gehe davon aus, dass diese beiden ziemlich weit unten in der Befehlskette angesiedelt sind. Das erste Treffen ist wichtig, genauso wichtig wie alle folgenden, aber das FBI hat eindeutig zwei Fußsoldaten geschickt, um mich in Augenschein zu nehmen.
Der Gefängnisdirektor kommt nicht zurück. Vermutlich ist er wieder in seinem Büro und lauscht an der Tür.
Sie haben nichts dabei, womit sie sich Notizen machen könnten, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie sich von unserem Gespräch lediglich einen gewissen Unterhaltungswert erwarten. Nichts, was man ernst nehmen müsste. Wahrscheinlich sind sie nicht schlau genug, um auf die Idee zu kommen, dass ich unzählige Stunden mit FBI -Beamten an einem Tisch gesessen habe.
»Sie möchten also einen Deal machen«, fängt Hanski an.
»Ich weiß, wer Richter Fawcett getötet hat, und ich weiß auch, warum. Wenn diese Informationen für das FBI interessant sind, ja, dann könnten wir vielleicht einen Deal machen.«
»Und Sie gehen davon aus, dass wir das noch nicht wissen?«, fügt Hanski hinzu.
»Ich bin sicher, dass Sie es noch nicht wissen. Wären Sie sonst hier?«
»Wir sind hier, weil wir jeder möglichen Spur nachgehen müssen, aber wir haben erhebliche Zweifel daran, dass diese Sache irgendwohin führen wird.«
»Wollen wir eine Wette abschließen?«
Die beiden werfen sich überhebliche Blicke zu. Offenbar finden sie das Ganze lustig. »Sie geben uns also den Namen. Und was wollen Sie dafür haben?«
»Ich komme aus dem Gefängnis und erhalte Zeugenschutz.«
»So einfach?«
»Nein, eigentlich ist es sehr kompliziert. Der Kerl ist ein fieser Typ, und er hat Freunde, die noch fieser sind. Außerdem will ich nicht zwei Jahre warten, bis er verurteilt ist. Wenn ich Ihnen den Namen gebe, komme ich gleich frei. Sofort.«
»Und wenn er nicht verurteilt wird?«
»Das ist Ihr Problem. Wenn Sie die Anklage in den Sand setzen, können Sie mir nicht die Schuld dafür geben.«
Jetzt zieht Erardi einen kleinen Block hervor, schraubt die Kappe eines billigen Füllers ab und notiert sich etwas. Ich habe ihre Aufmerksamkeit. Die beiden versuchen immer noch krampfhaft, locker zu wirken, aber sie stehen unter Druck. Den Zeitungen zufolge greift ihre kleine Taskforce nach jedem Strohhalm, weil sie keine heißen Spuren haben. »Und wenn Sie uns den falschen Namen geben? Dann jagen wir dem falschen Verdächtigen nach, während Sie ein freier Mann sind«, fährt Hanski fort.
»Ich werde nie mehr ein freier Mann sein.«
»Sie werden nicht mehr im Gefängnis sitzen.«
»Aber für den Rest meines Lebens über die Schulter sehen.«
»Wir haben noch nie einen Informanten im Zeugenschutz verloren. Das sind über achttausend, und es werden immer mehr.«
»Das behaupten Sie. Ehrlich gesagt, ist es mir egal, wie erfolgreich
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