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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Sieben Stunden später halte ich vor dem Blue Moon Hotel, einem der vielen kleinen, renovierten Boutiquehotels im Herzen des Art Deco District von South Beach. Ich hole meinen Aktenkoffer und eine kleine Tasche aus dem Kofferraum, übergebe dem Parkservice meine Schlüssel und lande geradewegs in einer Szene aus Miami Vice . An der Decke drehen sich träge die Ventilatoren, während Gäste in weißen Korbstühlen Drinks schlürfen und sich unterhalten.
    »Sie checken ein?«, fragt das hübsche Mädchen an der Rezeption.
    »Ja. Max Baldwin«, erwidere ich und fühle mich merkwürdig stolz. Ich, Super-Max, ertrinke in mehr Freiheit, als ich im Augenblick verarbeiten kann. Jede Menge Bargeld, neue, legale Papiere, ein Cabrio, das mich überall hinbringt – es ist geradezu überwältigend. Eine große, sonnengebräunte Brünette schlendert durch die Lobby und holt mich in die Realität zurück. Ihr Oberteil gehört zu einem String-Bikini und bedeckt praktisch gar nichts. Unten herum trägt sie einen durchsichtigen Rock, der noch mehr zeigt.
    Ich bezahle mit meiner Visakarte. Ich könnte auch bar zahlen oder eine Prepaid-Kreditkarte verwenden, aber nachdem das FBI weiß, wo ich mich aufhalte, gibt es keinen Grund für Täuschungsmanöver. Das Büro in Miami ist bestimmt schon informiert, und ich bin mir sicher, dass nicht allzu weit entfernt ein Paar Augen jede meiner Bewegungen verfolgt. Wenn ich wirklich paranoid wäre, könnte ich mir vorstellen, dass das FBI bereits in meinem Zimmer war und ein oder zwei Wanzen versteckt hat. Ich gehe hinauf, sehe weder Wanzen noch Spione, dusche kurz und ziehe Shorts und Sandalen an. Dann begebe ich mich in die Bar, um das Angebot zu inspizieren. Als ich im Bistro des Hotels esse, begegne ich dem Blick einer Frau um die vierzig, die offenbar mit einer Freundin dort ist. Später in der Bar sehe ich sie wieder, und wir stellen uns vor. Eva, aus Puerto Rico. Wir trinken gerade was zusammen, als die Band anfängt zu spielen. Eva will tanzen, und obwohl ich das seit Jahren nicht getan habe, lege ich mich mächtig ins Zeug.
    Gegen Mitternacht landen Eva und ich in meinem Zimmer, wo wir uns sofort ausziehen und ins Bett hüpfen. Ich wünsche mir geradezu, dass das FBI besonders empfindliche Wanzen installiert hat. Wenn ja, bekommen sie jetzt ordentlich was auf die Ohren.
    In der Eighth Avenue im Zentrum von Miami springe ich aus dem Taxi. Es ist erst halb zehn, aber schon so heiß, dass mir das Hemd nach ein paar Minuten flotten Fußmarschs am Rücken klebt. Ich glaube nicht, dass mir jemand folgt, schlage aber trotzdem einen Zickzackkurs ein. Das Gebäude ist ein breiter fünfstöckiger Klotz und hässlich, man kann sich kaum vorstellen, dass ein Architekt mit dem Entwurf Geld verdient hat. Allerdings gehören die meisten Mieter nicht gerade zur Avantgarde der Unternehmenswelt. Eine der Firmen nennt sich Corporate Registry Services oder CRS , ein Name, der so nichtssagend und harmlos ist, dass sich niemand etwas darunter vorstellen kann. Die Zielgruppe ist allerdings auch sehr begrenzt.
    CRS mag sich gesetzestreu verhalten, aber das gilt nicht unbedingt für die Kunden. Das Unternehmen ist eine Adresse, ein Briefkasten, eine Anlaufstelle, ein telefonischer Auftragsdienst für Firmen, die sich einen Anschein von Seriosität geben wollen. Da ich nicht vorher angerufen habe, warte ich eine Stunde, bis ein Kundenbetreuer frei wird. Er heißt Loyd, führt mich nach hinten in ein kleines, muffiges Büro und bietet mir einen Platz vor seinem chaotischen Schreibtisch an. Wir unterhalten uns ein paar Minuten, während er den von mir ausgefüllten Fragebogen überfliegt.
    »Was ist Skelter Films?«, fragt er schließlich.
    »Eine Produktionsfirma für Dokumentarfilme.«
    »Wer ist der Inhaber?«
    »Ich. Der Sitz ist in Delaware.«
    »Wie viele Filme haben Sie bereits produziert?«
    »Noch keinen. Ich fange gerade erst an.«
    »Wie sind die Aussichten, dass es Skelter Films in zwei Jahren noch gibt?«
    »Bescheiden.«
    Zwielichtige Geschichten wie meine bekommt er jeden Tag zu hören, und es stört ihn nicht. »Klingt nach einer Briefkastenfirma.«
    »Das trifft es ziemlich genau.«
    »Wir benötigen eine eidesstattliche Erklärung, in der Sie versichern, dass Ihr Unternehmen keine illegalen Geschäfte tätigt.«
    »Das kann ich beschwören.«
    Auch das hört er nicht zum ersten Mal. »Dann erkläre ich Ihnen jetzt, wie wir arbeiten. Wir bieten Skelter eine reale Adresse, hier in diesem Gebäude.

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