Das Komplott (German Edition)
könnte.
»Worüber?«
»Nicht jetzt. Auf dem Parkplatz warten zwei FBI -Beamte in einem braunen Jeep Cherokee, der neben Ihrem Auto steht. Die holen Sie ab.«
»Woher wissen Sie, wo ich gerade bin, Diana?«
»Darüber sprechen wir später.«
Ich setze mich auf einen Klappstuhl. »Reden Sie mit mir, Diana. Was ist los?«
»Max, ich bin nur zehn Minuten von Ihnen entfernt. Folgen Sie den Anweisungen, steigen Sie in den Jeep, dann erkläre ich Ihnen alles persönlich. Nicht am Telefon.«
»Okay.« Ich ziehe mich fertig an und versuche, so gelassen wie immer zu wirken. Ich gehe durch das Studio und lächle auf dem Weg zum Ausgang einer Yoga-Lehrerin zu, wie ich es schon die ganze Woche tue. Ein Blick nach draußen zeigt mir den braunen Jeep, der neben meinem Auto parkt. Inzwischen ist ziemlich klar, dass irgendeine Katastrophe eingetreten ist, also schlucke ich einmal und trete in die grelle Mittagssonne hinaus. Der Fahrer springt aus dem Auto und öffnet wortlos eine der hinteren Türen. Wir fahren sieben Minuten zu einem malerischen Doppelhaus, das dem Schild im Vorgarten nach zu vermieten ist, und parken in der Einfahrt. Wir sind etwa hundert Meter vom Meer entfernt. Sobald der Motor abgestellt ist, springen die beiden Beamten aus dem Wagen und suchen mit den Blicken die Umgebung ab, als könnten da Scharfschützen lauern. Der Klumpen in meinem Magen fühlt sich an wie eine Eisenkugel.
Wir erreichen das Haus, ohne beschossen zu werden, und Diana Tyler erwartet uns schon. »Nett haben Sie es hier«, sage ich.
»Das ist ein Fluchthaus«, erwidert sie.
»Interessant. Und warum verstecken wir uns an diesem wunderschönen Tag in einem Fluchthaus?«
Ein grauhaariger Mann kommt aus der Küche und streckt mir die Hand hin. »Max, ich bin Marshal Dan Raynor, der Verantwortliche für dieses Gebiet.«
Wir schütteln uns die Hand wie alte Freunde, und er lächelt tatsächlich, als hätten wir uns zum Essen verabredet.
»Ist mir ein Vergnügen«, sage ich. »Was ist los?«
Sie sind zu viert – Raynor, Diana Tyler und die beiden namenlosen FBI -Beamten –, und ein paar Sekunden lang weiß keiner, wie er sich verhalten soll. Was sind die Regeln? In wessen Revier befinden wir uns? Wer ist dabei? Wer bleibt und wer geht? Wie ich bereits gelernt habe, kann das Kompetenzgerangel zwischen verschiedenen Behörden verwirrend sein.
Raynor ergreift das Wort. »Max, es tut mir leid, aber es gibt irgendwo ein Leck. Offen gesagt, ist Ihre Tarnung aufgeflogen. Keine Ahnung, wie das passieren konnte.«
Ich setze mich und wische mir den Schweiß von der Stirn. »Wer weiß was?«, frage ich.
»Viel haben wir noch nicht in Erfahrung gebracht, aber es sind schon Leute aus Washington unterwegs. Ungefähr in einer Stunde müssten sie da sein. Offenbar hat das FBI gestern Abend ein Telefonat abgehört. Ein Gespräch der Ruckers, von dem das FBI Wind bekommen hat.«
»Die wissen, wo ich bin?«
»So ist es. Die wissen genau, wo Sie sind.«
»Es tut uns wirklich sehr leid, Max«, sagt Diana, und ich könnte sie wegen dieser schwachsinnigen Bemerkung erwürgen.
»Da bin ich aber gerührt«, erwidere ich. »Warum halten Sie nicht einfach die Klappe?«
»Tut mir leid.«
»Das sagen Sie jetzt schon zum zweiten Mal. Das reicht, okay? Davon habe ich rein gar nicht. Es ist vollkommen überflüssig.«
Meine harten Worte verletzen sie, aber das ist mir egal. Im Moment will ich nur meine eigene Haut retten. Die vier Leute, die mich anglotzen, ihre Vorgesetzten und der Staat überhaupt sind für dieses »Leck« verantwortlich.
»Möchten Sie Kaffee?«, fragt Diana schüchtern.
»Nein, lieber Heroin.«
Das finden sie witzig, wir können alle eine Aufmunterung gebrauchen. Kaffee wird ausgeschenkt, und ein Teller mit Keksen macht die Runde. Das Warten beginnt. So surreal es auch ist, ich fange an, mir zu überlegen, wo ich als Nächstes hinsoll.
Raynor sagt, mein Auto wird nach Einbruch der Dunkelheit abgeholt. Sie warten auf einen schwarzen Agenten vom Büro Orlando, der ein oder zwei Tage als mein Double agieren soll. Ich darf auf keinen Fall in meine Wohnung zurück, und wir feilschen darum, wer meine wenigen Habseligkeiten holen soll. Der Marshals Service wird sich um den Mietvertrag kümmern und Strom und Wasser abstellen. Raynor meint, ich bräuchte ein neues Auto, aber im Augenblick bin ich noch nicht so weit.
Die FBI -Beamten verschwinden und kommen mit Sandwichs zurück. Die Uhr scheint stehen zu bleiben, und die Wände rücken
Weitere Kostenlose Bücher