Das Komplott (German Edition)
Hotel in Charleston, South Carolina. Diana bucht unsere Tickets, und wir nehmen in Jacksonville dieselbe Maschine, sitzen aber getrennt.
Sobald ich die Lobby des Hotels betrete, werde ich beobachtet und vermutlich fotografiert, das ist mir klar. Das FBI will unbedingt wissen, wie ich jetzt aussehe. Die verstohlenen Blicke fallen mir auf, aber ich kümmere mich nicht darum. Nach ein paar Sandwichs auf meinem Zimmer treffe ich mich im Gang mit Diana, und wir gehen zu einer Suite zwei Stockwerke über uns. Diese wird von zwei Muskelprotzen in schwarzen Anzügen bewacht, die so aussehen, als würden sie beim geringsten Anlass losballern. Als Marshal hat Diana nichts mit der Strafverfolgung zu tun, deswegen bleibt sie mit den beiden Wachhunden draußen, während ich ins Zimmer trete und die lustige Gesellschaft treffe.
Stanley Mumphrey hat drei seiner Staatsanwälte dabei, deren Namen ich bei all den Vorstellungen gleich wieder vergesse. Mein Kumpel Chris Hanski ist auch da, wahrscheinlich um sich das Ergebnis meiner Generalüberholung anzusehen. Er ist mit einem Partner unterwegs, dessen Namen ich mir gar nicht erst merke. Als wir uns um einen kleinen Besprechungstisch drängen, sehe ich zwischen den Papieren auf dem Tisch Abzüge ein und desselben Fotos. Es zeigt Malcolm Bannister, der sicherlich eingehend gemustert wurde. Jetzt gaffen sie Max an. Offenbar sind sie von der Veränderung beeindruckt.
Da nur Hanski mich von früher kennt, ergreift er zuerst das Wort. »Ich muss schon sagen, Max, Sie sehen jünger und fitter aus, ob besser, weiß ich nicht, aber im Großen und Ganzen eine gelungene Aktion.« Er gibt sich jovial und will offenkundig das Eis brechen.
»Da bin ich aber froh«, erwidere ich und lächle gekünstelt.
Mumphrey hält das Foto in die Höhe. »Völlig verändert. Keiner würde darauf kommen, dass Sie und Malcolm ein und dieselbe Person sind. Wirklich bemerkenswert.«
Da wir jetzt alle auf einer Seite stehen, folgt ein kleines Wortgeplänkel wie unter alten Freunden. Aber uns fehlt die gemeinsame Basis, und das Gespräch gerät ins Stocken.
»Gibt es schon einen Verhandlungstermin?«, frage ich, und die Stimmung wird ernst.
»Ja«, sagt Mumphrey. »10. Oktober, Roanoke.«
»Das ist schon in vier Monaten. Ganz schön flott.«
»Wir arbeiten im südlichen Bezirk eben effizient«, verkündet Mumphrey selbstzufrieden. »Im Durchschnitt dauert es von der Anklageerhebung bis zur Verhandlung acht Monate. In diesem Fall herrscht besonderer Druck.«
»Wer ist der Richter?«
»Sam Stillwater, vom nördlichen Bezirk ausgeliehen. Fawcetts Kollegen aus dem südlichen Bezirk haben sich alle für befangen erklärt.«
»Erzählen Sie mir mehr über die Verhandlung«, sage ich.
Mumphrey runzelt die Stirn, sein Gefolge auch. »Die könnte ziemlich kurz ausfallen, wenig Zeugen, wenig Beweismaterial. Wir werden beweisen, dass sich Rucker zum Tatzeitpunkt in der Gegend aufgehalten hat. Wir werden beweisen, dass er bei seiner Verhaftung hohe Summen Bargeld bei sich hatte. Wir werden uns mit dem Verfahren gegen seinen Neffen und der Verurteilung durch Richter Fawcett befassen, das würde etwaige Rachegelüste erklären.«
Mumphrey legt eine Pause ein, und ich kann mir einen Seitenhieb nicht verkneifen. »Klingt ja überwältigend«, sagte ich wie ein echter Besserwisser.
»Ist es auch. Dann haben wir das Geständnis, das die Verteidigung ausschließen lassen will. Nächste Woche findet bei Richter Stillwater eine Anhörung statt, und wir gehen davon aus, dass das Geständnis zugelassen wird. Abgesehen davon haben wir nur unseren Kronzeugen, nämlich Sie, Max.«
»Ich habe Ihnen alles gesagt. Sie kennen meine Aussage.«
»Natürlich, aber wir möchten sie noch einmal durchgehen. Wir konnten mittlerweile ein paar Lücken schließen und würden ihr gern den letzten Schliff verleihen.«
»Von mir aus. Wie geht’s meinem Freund Rucker?«
»Gar nicht gut. Er mag die Einzelhaft nicht, das Essen, die Wärter, die Regeln. Behauptet, er sei unschuldig – was soll er auch sonst sagen? Ich glaube, er vermisst das angenehme Leben im staatlichen Country Club.«
»Ich auch.« Ein oder zwei der Anwesenden lachen kurz auf.
»Sein Anwalt hat den Richter überredet, Rucker von einem Psychiater begutachten zu lassen. Der meint, Rucker sei verhandlungsfähig, brauche aber Antidepressiva. Er leidet unter Stimmungsschwankungen und sagt oft tagelang kein Wort.«
»Klingt nach dem Rucker, den ich kenne. Hat er mich
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