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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wo ich herkomme und welche Vergangenheit ich habe.

25
    Der Gefrierschrank war vor einem Monat aufgelöst worden. Victor Westlake war wieder in sein Büro im dritten Stock des Hoover Building in Washington gezogen und gab sich den üblichen Routinetätigkeiten hin. Obwohl der Mord an Richter Fawcett und Naomi Clary theoretisch gelöst war, blieben viele Zweifel und offene Punkte. Am drängendsten war die Frage, ob das Geständnis von Quinn Rucker Bestand haben würde. Wenn der Richter es nicht zuließ, hatte die Anklage nicht mehr viel in der Hand. Die Morde waren aufgeklärt, aber die Sache war zumindest für Westlake längst nicht abgeschlossen. Er arbeitete nach wie vor zwei Stunden täglich daran. Da war zunächst der tägliche Bericht über Max Baldwin: Bewegungen, Treffen, Telefonate, Internetaktivitäten und anderes. Bisher hatte Baldwin nichts Unerwartetes getan. Der Ausflug nach Jamaika und darüber hinaus gefiel Westlake nicht, aber er konnte nicht viel dagegen unternehmen. Baldwin wurde so engmaschig wie möglich überwacht. Dann war da der tägliche Bericht über die Ruckers. Das FBI hatte einen Gerichtsbeschluss erwirkt, um die Telefone von Dee Ray Rucker, Sammy (Tall Man) Rucker, ihrer Schwester Lucinda und vier weiteren Familienmitgliedern anzuzapfen, die zur Washingtoner Abteilung des Drogengeschäfts der Organisation gehörten.
    Am Mittwoch, dem 15. Juni, war Westlake gerade in einer Mitarbeiterbesprechung, als er ans Telefon gerufen wurde. Es war dringend, und binnen Minuten stand er mit mehreren Technikern, die hektisch am Ton arbeiteten, in einem Besprechungszimmer.
    »Der Anruf ging gestern Abend um 23.19 Uhr von Dee Ray Ruckers Handy ab, woher genau, ist noch nicht klar, aber hier ist er. Der erste Sprecher ist Dee Ray, der zweite Sully. Sully konnten wir noch nicht identifizieren.«
    »Es geht los«, sagte ein zweiter Techniker.
    DEE RAY: Ja?
    SULLY: Dee Ray, hier ist Sully.
    DEE RAY : Was gibt’s?
    SULLY: Wir haben den Verräter. Bannister.
    DEE RAY: Im Ernst?
    SULLY: Im Ernst.
    DEE RAY: Okay, ich will gar nicht wissen, wie ihr ihn gefunden habt. Sag mir bloß, wo er ist.
    SULLY: Der Mann lebt jetzt in Florida und genießt das Strandleben. Er nennt sich Max Baldwin und wohnt in einem Apartment in Neptune Beach, östlich von Jacksonville. Scheint Geld zu haben, lässt es sich gut gehen. Genießt das Leben.
    DEE RAY: Wie sieht er aus?
    SULLY: Komplett verändert. Jede Menge OPs. Aber dieselbe Größe, nur ein paar Pfund weniger auf den Rippen. Der Gang ist derselbe. Außerdem haben wir einen Fingerabdruck, der passt.
    DEE RAY: Einen Fingerabdruck?
    SULLY: Wir verstehen unser Geschäft. Unsere Leute sind ihm am Strand gefolgt und haben gesehen, wie er eine Wasserflasche in den Müll geworfen hat. Die haben sie sich geholt und einen Fingerabdruck genommen.
    DEE RAY : Das ist super.
    SULLY: Sage ich doch. Was jetzt?
    DEE RAY: Verhaltet euch ruhig. Ich muss darüber schlafen. Ich nehme an, der wird seine Zelte da so schnell nicht abbrechen.
    SULLY: Nein, der fühlt sich pudelwohl.
    DEE RAY: Bestens.
    Westlake ließ sich langsam auf einen Stuhl sinken, sein Kinn hing schlaff herunter, er war kreidebleich. Der Schock war so groß, dass er einen Augenblick lang gar nichts sagte.
    »Holen Sie Twill«, sagte er schließlich. Eine Hilfskraft verschwand, und während er wartete, rieb sich Westlake die Augen und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Twill, sein zweiter Mann, stürzte herein, und sie hörten sich die Aufzeichnung noch einmal an. Westlake fand sie beim zweiten Mal noch schlimmer.
    »Wie zum …«, murmelte Twill.
    Westlake erholte sich allmählich wieder. »Rufen Sie Bratten vom Marshals Service an.«
    »Bratten ist gestern operiert worden«, sagte Twill. »Im Augenblick ist Newcombe zuständig.«
    »Dann holen Sie Newcombe ans Telefon. Wir haben keine Zeit zu verschwenden.«
    Ich bin einem Fitnessstudio beigetreten und trainiere jeden Tag um die Mittagszeit eine Stunde lang, Berglauf auf dem Laufband und Kraftübungen mit leichten Gewichten. Wenn ich viel Zeit am Strand verbringen will, muss ich entsprechend aussehen.
    Nach einem Dampfbad und einer ausgiebigen Dusche ziehe ich mich gerade an, als das Handy oben in meinem Spind summt. Es ist meine liebe Diana, die sonst nie um diese Zeit anruft.
    »Hallo«, melde ich mich leise, obwohl sich kaum jemand in der Umkleide aufhält.
    »Wir müssen reden«, sagt sie brüsk, der erste Hinweis, dass etwas nicht in Ordnung sein

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