Das Komplott (German Edition)
dieses Jahres ein Inhaberwechsel eingetragen. Verkäufer war ein gewisser Arthur Stone, und ihr Freund Nathan Cooley war der Käufer.«
»Wo wohnt er?«
»Keine Ahnung. Im Grundbuch ist nichts zu finden. Ich nehme an, er hat irgendwo eine Wohnung gemietet, das ist natürlich nicht eingetragen. Vielleicht schläft er sogar über der Kneipe. Das ist ein altes zweistöckiges Gebäude. Da wollen Sie aber nicht hin, oder?«
»Nein.«
»Gut. Sie sind zu alt und zu schwarz. Die Gäste sind alle weiß.«
»Danke. Ich treffe mich irgendwo anders mit ihm.«
Ich bezahle Frank Beebe sechshundert Dollar in bar. »Sagen Sie, Frank«, frage ich auf dem Weg nach draußen, »wissen Sie zufällig, wo ich einen falschen Pass herbekommen könnte, falls ich einen brauchen sollte?«
»Natürlich. Ich kenne jemanden in Baltimore, mit dem ich schon zusammengearbeitet habe, der macht fast alles. Aber Pässe sind heutzutage eine heikle Sache, innere Sicherheit und so. Wenn Sie auffliegen, gibt das richtig Ärger.«
Ich lächle. »Ist nicht für mich.«
Er lacht. »Das höre ich ständig.«
Mein Auto ist gepackt, und ich verlasse die Stadt. Vier Stunden später bin ich in McLean, Virginia, und halte nach einem Copyshop mit Internetcafé Ausschau. In einem Einkaufszentrum werde ich fündig, bezahle eine Anschlussgebühr und stöpsele meinen Laptop an einem Drucker ein. Nach zehn Minuten Rumprobieren bringe ich das verflixte Ding endlich zum Laufen und drucke den Brief an Nathan Cooley aus. Ich verwende Briefpapier von Skelter Films mit der Adresse in der Eighth Avenue in Miami und mehreren Telefon- und Faxnummern zur Auswahl. Auf den Umschlag schreibe ich »Mr. Nathan Cooley, c/o Bombay Bar & Grill, 914 East Main Street, Radford, Virginia 24141«. Links von der Adresse vermerke ich in fetten Druckbuchstaben »Persönlich und vertraulich«.
Als alles stimmt, überquere ich den Potomac und fahre auf der Suche nach einem Briefkasten durch das Zentrum von Washington.
28
Quinn Rucker drehte sich mit dem Rücken zu den Gitterstäben, streckte seine Hände hindurch und führte die Handgelenke hinter seinem Körper zusammen. Ein Polizeibeamter legte ihm Handschellen an, während ein zweiter die Zellentür öffnete. Quinn wurde in einen engen Wartebereich gebracht, wo ihn drei FBI -Beamte in Empfang nahmen. Von dort führten sie ihn durch eine Seitentür zu einem schwarzen SUV mit dunkel getönten Scheiben, in dem weitere bewaffnete Wachen saßen. Zehn Minuten später traf er mit seiner gesamten Eskorte am Hintereingang des FBI -Gebäudes ein und wurde sofort über die Treppe in den zweiten Stock gebracht.
Weder Victor Westlake noch Stanley Mumphrey hatten je eine solche Besprechung erlebt. Der Angeklagte wurde nie zu einer Unterredung geholt. Wenn die Polizei mit ihm sprechen musste, geschah das im Gefängnis. Wenn das Gericht ihn brauchte, setzte der Richter einen Termin an.
Rucker wurde in ein kleines Besprechungszimmer geführt, wo ihm die Handschellen abgenommen wurden. Er schüttelte seinem Anwalt Dusty Shiver die Hand, der selbstverständlich zugegen sein musste, aber nicht recht wusste, was er von dem Treffen halten sollte. Er hatte das FBI darauf hingewiesen, dass sein Mandant nichts sagen werde, es sei denn er, Dusty Shiver, erteile ihm ausdrücklich die Erlaubnis dazu.
Quinn Rucker saß seit vier Monaten im Gefängnis, und es ging ihm nicht gut. Aus Gründen, die nur denen bekannt waren, die ihn festhielten, saß er in Einzelhaft. Der Kontakt mit den Wärtern war auf ein Minimum beschränkt. Das Essen war ungenießbar, und er nahm kontinuierlich ab. Außerdem schluckte er Antidepressiva und schlief fünfzehn Stunden am Tag. Oft weigerte er sich, seine Angehörigen oder Shiver zu sehen. Einmal wollte er sich schuldig bekennen, wenn ihm dafür eine Freiheitsstrafe zugesichert wurde, in der Woche darauf bestand er auf einer Verhandlung. Er hatte Shiver zweimal gefeuert, nur um ihn Tage später wieder zu engagieren. Ab und zu gestand er, Richter Fawcett und dessen Freundin getötet zu haben, widerrief dies jedoch immer und beschuldigte den Staat, ihm Drogen ins Essen zu tun. Er bedrohte die Wärter und deren Kinder mit dem Tod und bat sie tränenreich um Verzeihung, wenn seine Stimmung umschlug.
Victor Westlake leitete die Besprechung. »Kommen wir zur Sache, Mr. Rucker«, sagte er. »Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass Sie und Ihre Komplizen planen, einen unserer Zeugen zu beseitigen.«
Shiver berührte Rucker am Arm.
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