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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Er ist zugleich unser Programmentwickler, unser Graphiker und der größte Pizzaesser von ganz Paris.«
    Die beiden jungen Männer nickten in unsere Richtung, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken.
    »Lucie ist die Jüngste von uns und die Gründerin von SpHiNx.« Ich hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Als wir im Netz Kontakt mit Ihnen aufgenommen hatten, saß sie neben mir.«
    »Ja«, bestätigte das junge Mädchen. »Es gibt übrigens Neuigkeiten.«
    »Prima«, rief Louvel. »Gehen wir hoch, dann kannst du uns informieren. Es sei denn, Sie wollen sich duschen oder erfrischen, Vigo?«
    »Nein, nein, ich komme mit.«
    »Also gehen wir. Da oben haben wir unsere Ruhe, wir nennen es das Aquarium«, erklärte mir Louvel und deutete auf das Zwischengeschoss aus Glas.
    Dann gingen sie ohne zu zögern auf die kleine Metalltreppe zu, und ich folgte ihnen, fühlte mich aber keineswegs wohl in meiner Haut. Auf dem Weg dahin blieb Louvel bei dem Korpulenten stehen, der kein Auge von seinem Rechner wandte.
    »Marc, Vigo benötigt neue Ausweispapiere. Kannst du dich darum kümmern?«
    Der junge Mann stieß einen Seufzer aus. »Sind Sie der berühmte Telepath?«, murmelte er in spöttischem Ton.
    Louvel verzog den Mund, offensichtlich verlegen.
    »Marc, bitte …«
    Der junge Mann erhob sich lässig.
    »Okay, okay … Wir müssen nur schnell ein Foto machen.«
    Marc setzte sich in Bewegung, um einen Fotoapparat zu holen. Er schlurfte, und seine weite Jeans rutschte ihm bis zum Hinterteil herunter. Dann bat er mich, mich vor die Wand zu stellen, die noch ganz weiß war … Ich ließ es geschehen und war ein wenig verwirrt. Marc betrachtete meine Angelegenheit vermutlich nicht mit demselben Wohlwollen wie Louvel. Er fotografierte mich und verzog sich wieder vor seinen Computer.
    »Achten Sie nicht auf ihn«, flüsterte mir Damien ins Ohr. »Er ist immer so. Er ist unser Skeptiker vom Dienst. Doch wir brauchen so jemanden hier, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Und außerdem ist er ein ausgezeichneter Programmierer. Gehen wir, Lucie wartet oben auf uns.«
    Ich nickte. Hier verhielten sich alle so, als wäre alles normal, aber ich hatte das Gefühl zu träumen. Diese jungen Leute waren sich sicher nicht mehr bewusst, wie bizarr ihre kleine Gemeinschaft wirkte.
    Ich versuchte, meine Bedenken zu verbergen, und stieg die Treppe zu Louvels Büro hinauf, das hinter den Glaswänden verborgen lag. Die junge Frau hatte bereits Platz genommen. Wir setzten uns zu ihr an einen kleinen Konferenztisch.
    »Und, hattet ihr eine gute Rückfahrt?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Louvel lächelnd.
    Eine echte Komplizenschaft schien sie zu verbinden, so etwas wie eine ideale Vater-Tochter-Beziehung nach der Pubertät.
    »Wollt ihr Kaffee?«
    »Ich nicht, und Sie, Vigo?«
    »Nein, danke.«
    »Lucie, wir hören. Vigo ist genauso ungeduldig wie ich, zu erfahren, was ihr entdeckt habt.«
    »Willst du, dass ich … alles sage?«
    Louvel lächelte. »Ja. Vigo gehört jetzt praktisch zu uns … Ich glaube, wir können offen reden.«
    Ich dankte ihm mit einem Kopfnicken. Er war aufrichtig, davon war ich jetzt überzeugt.
    »Okay. Anhand der Bilder, die ihr uns gestern aus Nizza gemailt habt, haben Sak und ich einiges über die Firma Dermod herausgefunden.«
    Louvel warf mir einen begeisterten Blick zu. Ich bedachte ihn mit einem Lächeln. Das war vermutlich die erste gute Nachricht seit langem. Ich hatte einen Traum: Wir würden die Verantwortlichen für all das, was mir zugestoßen war, schnappen!
    »Damien, deine Ahnung war richtig: Dermod ist nichts anderes als eine private Sicherheitsfirma, wie man so sagt.«
    »Habe ich's mir doch gedacht«, erwiderte Louvel und schlug mit den Händen auf den Tisch. »Ich war mir so sicher. Diese Geschichte roch buchstäblich nach paramilitärischen Machenschaften.«
    Ich furchte die Stirn.
    »Könnt ihr mich bitte aufklären? Was versteht man unter einer privaten Sicherheitsfirma?«
    »Im Großen und Ganzen sind das Gesellschaften von Söldnern«, erklärte die junge Frau. »Dermod ist offenbar eine dieser privaten Agenturen für Sicherheit und Krisenbewältigung, die nach dem Kalten Krieg und erst recht nach dem Rückzug der französischen Truppen aus Afrika entstanden sind. Seit etwa zwanzig Jahren gibt es die Tendenz, die militärisch-technischen Dienste zu privatisieren. Dermod liefert den Regierungen Waffen und Söldner … Und ratet mal, wer ein heimlicher Hauptaktionär der Dermod ist?«
    »Die SEAM?«,

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