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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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das zweite ist die Anwesenheit oder Nähe eines anderen Transkraniellen.«
    Er blickte mich an, als wolle er die Wirkung dieser Worte auf mich abschätzen. Und ich war wie betäubt.
    »Ja, Vigo. Jedes Mal, wenn Sie eine Krise erleben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich ein Transkranieller in Ihrer Nähe befindet. Im Laufe der letzten Jahre sind Ihnen vermutlich mehr von ihnen begegnet, als Sie sich vorstellen können. Und nicht nur in der Praxis Mater …«
    Ich dachte unwillkürlich an die vielen Male zurück, als ich an ganz bestimmten Orten Krisen erlebt hatte. La Défense, Denfert-Rochereau, die Katakomben … Jetzt klärte sich alles. Aber es fiel mir schwer, mich dazu durchzuringen, das Undenkbare zu akzeptieren.
    »Wie … wie können Sie über all die Dinge auf dem Laufenden sein, obwohl Sie sich doch von der Firma Dermod getrennt haben?«
    Erneut rief meine Naivität spöttisches Mitleid hervor.
    »Aber Vigo, was glauben Sie denn? Die meisten Mitglieder der größten Regierungen der Welt sind auf dem Laufenden. Sie können sich nicht vorstellen, welch hohen Stellenwert dieses Protokoll hat. Glauben Sie, ein Projekt solchen Ausmaßes könnte von einer kleinen Gruppe von Extremisten durchgeführt werden? Kommen Sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das Protokoll 88 ist ein internationales Projekt, bei dem es um nichts Geringeres geht als darum, die Entwicklung der gesamten menschlichen Rasse zu beherrschen. Das ist keine Wahnvorstellung von Zauberlehrlingen …«
    »Auch wenn ihr zahlreich und mächtig seid, seid ihr deswegen trotzdem erbärmliche Zauberlehrlinge.«
    »Hören Sie, Vigo, wenn Sie es zu Ihrer Beruhigung nötig haben, das anzunehmen, ist es Ihr gutes Recht … Ich denke, es fällt Ihnen schwer, die Wahrheit zu akzeptieren. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Obwohl ich mich 1989 von Dermod getrennt hatte, habe ich weiterhin die Entwicklung des Protokolls 88 sehr genau verfolgt. Vielleicht überrasche ich Sie, junger Mann, aber meine einzige konkrete Verwicklung in diesen Fall bestand darin, Sie aus dem Protokoll 88 herauszunehmen, und zwar zu einer Zeit, als es meiner Ansicht nach zu gefährlich geworden war, als Dermod diese makabre Idee ausheckte, Sie in den Selbstmord zu treiben.«
    Plötzlich erschien mir Minister Farkas bemitleidenswert. Er versuchte, sich mit einer jämmerlichen Feigheit zu entschuldigen.
    »Ich habe mich auch dafür stark gemacht, dass Sie wieder in eine Familie kommen«, fuhr er fort, »und dass man Ihnen einen Job besorgt.«
    »Sie sind zu gütig, Farkas.«
    Er ging auf meinen Sarkasmus nicht ein.
    »Es war nicht leicht, aber Dermod war schließlich einverstanden. Sie gingen ein ungeheures Risiko ein. Im Gegenzug haben sie verlangt, Sie in der Praxis Mater zu behandeln und eine letzte Reihe TMS in den tiefen Regionen Ihres Hirns durchzuführen, die auf den Hippocampus einwirken sollten.«
    »Warum?«
    Der Minister zuckte die Schultern, als wäre die Antwort doch klar.
    »Um Ihr Gedächtnis auszulöschen.«
    Um mein Gedächtnis auszulöschen. Ich bin nicht schizophren. Ich leide nicht an einer retrograden, durch eine starke paranoide Schizophrenie hervorgerufenen Amnesie. Nein. Die Wahrheit ist, dass ich mir von einer Bande von skrupellosen Dreckskerlen das Gehirn habe kaputt machen lassen.
    Farkas' Gesicht verschwand kurz hinter einer grau schimmernden Rauchwolke. Er legte seine Zigarre auf den Aschenbecher.
    »Das gefiel mir nicht«, fuhr er fort, »aber es war die einzige Bedingung, unter der sie zustimmten, Sie aus dem Protokoll herauszunehmen.«
    »Warum mich? Warum hatte ich ein Anrecht auf solche Zuwendung?«
    Der Minister furchte die Stirn. Ich sah, wie er meinem Blick auswich. Sein Gesicht war sehr ernst.
    »Ich hatte meine Gründe.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich ertrug seine Art, derart mit der Wahrheit zu spielen, nicht mehr. Das Ungesagte, die Lügen, die Enthüllungen, die Manipulationen, die wohl in der Laufbahn dieses Mannes gang und gäbe waren, machten mich krank, widerten mich an.
    »Und von Ihren ersten zwanzig Versuchskaninchen bin ich der Einzige, der aus dem Protokoll genommen wurde? Alle anderen haben weitergemacht?«, fragte ich skeptisch.
    »Ja, natürlich. Abgesehen von Reynald, der völlig den Verstand verloren hat. Was ihn betrifft, muss man zugeben, dass das Protokoll ihm tatsächlich das Hirn kaputt gemacht hat, wie Sie sagen. Aber das gehört zu den Risiken. Das habt ihr alle gewusst. Ich habe sogar versucht,

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