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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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ihn aufzufangen, indem ich ihm, so wie Ihnen, eine Familie besorgte und ihn an Feuerberg vermittelte … Aber dieser Psychopath ist uns schließlich entglitten. Mit den katastrophalen Folgen, die Sie kennen. Wir begriffen zu spät, dass er es wirklich tun würde. Das war unser einziger Fehler. Wir haben Reynalds Verrücktheit unterschätzt. Und das hat alles ausgelöst. Glauben Sie mir, ich hätte es vorgezogen, all das zu vermeiden. Ich habe mein Möglichstes getan.«
    »Farkas, versuchen Sie nicht, Ihre Hände in Unschuld zu waschen, Sie sind der gleiche Abschaum wie die anderen.«
    »Noch einmal, Vigo: Vergessen Sie nicht, dass Sie ein Freiwilliger waren. Und dass ich Sie gegen Ihren Willen aus dem Protokoll genommen habe. Ich wiederhole: gegen Ihren Willen. Damals wollten Sie unbedingt weitermachen. Ihr Zorn ist, auch wenn ich ihn verstehe, so lächerlich wie sinnlos.«
    »Sie haben sich also nichts vorzuwerfen?«
    Er schwieg. Ich wartete. Er zog lediglich kräftig an seiner Zigarre.
    »In diesem Fall haben Sie ja keinerlei Grund, sich Sorgen zu machen. Da Sie eine blütenweiße Weste haben, kann Ihnen morgen nichts geschehen, wenn wir alle Unterlagen dieser Akte an die Presse weitergeben.«
    Der alte Mann stieß einen langen Seufzer aus.
    »Vigo, leider kann ich das nicht zulassen«, sagte er ruhig.
    »Warum?«, erwiderte ich zynisch. »Haben Sie etwa plötzlich ein schlechtes Gewissen?«
    »Überlegen Sie mal! Es ist noch zu früh, das, was wir durch das Protokoll 88 entdeckt haben, der Öffentlichkeit zu enthüllen.«
    »Herr Minister, es ist nie zu früh, die Wahrheit zu enthüllen. Und es liegt nicht in Ihrer Hand zu entscheiden, was die Öffentlichkeit erfahren soll und was nicht …«
    Ich stellte jetzt fest, dass er etwas von seiner Dreistigkeit einbüßte. Er war nicht so ruhig, wie er scheinen wollte.
    »Vigo, die Transkraniellen sind Telepathen. Heutzutage gibt es Tausende von Telepathen, die an diesem Protokoll teilnehmen. Verstehen Sie, was das bedeutet? Können Sie sich vorstellen, welche Wirkung eine solche Information auf die Öffentlichkeit haben könnte? Können Sie sich die möglichen Konsequenzen vorstellen? Glauben Sie wirklich, dass die Personen, die weltweit in das Protokoll 88 eingebunden sind, es zulassen, dass Sie alles in die Luft jagen, nur weil Sie eine Leidenschaft für die Wahrheit entwickelt haben?«
    Ich grinste.
    »Sie brauchen nur Ihren Hintern in Sicherheit zu bringen.«
    »Oh, machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wir haben alle unsere Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mein armer Farkas! Es ist bereits zu spät. Sie vergessen, dass SpHiNx …«
    Er machte eine müde Handbewegung.
    »Vigo, wir haben uns LÄNGST um SpHiNx gekümmert. Im Augenblick steht in ihrem kleinen Versteck an der Porte de Bagnolet sicher alles auf dem Kopf. Wie nennen sie es doch gleich? Die Ställe?«
    Ich war wütend. Seine zynischen Provokationen machten ihn noch unerträglicher.
    »Deshalb also haben Sie mich herkommen lassen? War das eine erbärmliche Falle? Um mich zu entführen? Das ist ja grotesk. Auch wenn Sie sich noch so brüsten mit Ihrer Beteiligung an einem internationalen Großprojekt, Sie sind lächerlich, lächerlich und winzig.«
    »Nein, Vigo. Wenn ich Ihnen eine Falle hätte stellen wollen, hätte ich Sie an jenem Morgen einsperren lassen, an dem Sie die Dummheit besaßen, ins Ministerium zu kommen. Nein, ich habe Sie gerufen, weil ich glauben wollte, dass es sich noch lohnen würde, Ihnen meine Version der Dinge vorzutragen. Ich hatte gehofft, Sie wären vernünftig genug, um zu verstehen. Zu akzeptieren. Und dass Sie sich vielleicht noch an die Gründe erinnern würden, aus denen Sie eines Tages beschlossen hatten, an diesem Protokoll teilzunehmen.«
    »Oh ja, denn ich war ein junger Schwachkopf von Soldat, idiotisch, naiv, und man hatte mir eine Beförderung versprochen.«
    »Nein, Vigo.«
    Er zog nochmals kräftig an seiner Zigarre, dann musterte er mich kurz und fuhr fort:
    »Nein, Sie haben beschlossen, am Protokoll 88 teilzunehmen, weil Sie damals an die Fähigkeit des Menschen glaubten, sich zu entwickeln. Sie haben immer daran geglaubt. Sie haben das … von Ihrem Vater. Ich dachte, Sie seien fähig, sich daran zu erinnern. Und Sie wären bereit, erneut eine entscheidende Rolle bei dem Protokoll zu spielen. Heute könnten Sie uns eine große Hilfe sein. Sie könnten aufhören, ein passives Versuchskaninchen zu sein, und zum Akteur zu werden.

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