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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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kostbare Information, das stand fest. Vielleicht konnte ich ihm von Feuerberg berichten. Ich wusste nicht, ob die Firma, bei der ich so viele Jahre angestellt gewesen war, mit alldem etwas zu tun hatte, aber ich hatte gute Gründe, es anzunehmen. Mein Chef hatte mich verraten, schien mit Doktor Guillaume unter einer Decke zu stecken, und die Büroräume wurden gerade aus unerfindlichen Gründen geräumt.
    »Monsieur, ich bin weit davon entfernt, die Wahrheit über diese Geschichte zu kennen, aber ich glaube, Ihr Mandant und ich sind Opfer der gleichen Manipulation.«
    »Einer Manipulation?«
    »Ja. Sie haben sich doch bestimmt über die Praxis Mater erkundigt.«
    Er schwieg.
    »Dann wissen Sie, dass es diese Praxis offiziell nicht gibt. Doch Ihr Mandant und ich sind jahrelang dorthin gegangen. Irgendjemand hatte ein Interesse daran, dass mindestens zwei schizophrene Patienten in einer inoffiziellen Arztpraxis in einem Gebäude in La Défense behandelt wurden. Warum? Das kann ich noch nicht sagen.«
    »Das sind lediglich Vermutungen. Sie haben mir aber Informationen versprochen.«
    Ich grinste. Der Anwalt marschierte geradewegs auf das Ziel los.
    »Ich bin bereit, Ihnen den Namen einer Firma zu nennen, von der ich aus guten Gründen annehme, dass sie eng mit dieser Manipulation verknüpft ist.«
    »Ich höre.«
    Ich zögerte. Ich hatte den Eindruck, dass ich ihm ein Schlüsselelement auf dem Silbertablett lieferte. Aber vielleicht war das der Preis, der gezahlt werden musste, um auf neue Spuren zu stoßen. Jede Information war eine Hilfe. Es war stärker als ich, ich wollte unbedingt erfahren, was er in seiner verdammten Aktentasche mit sich herumtrug. Es war vielleicht auch eine Möglichkeit, Agnès zufriedenzustellen: Wenn ich den Anwalt auf die Spur von Feuerberg lockte, benachrichtigte ich indirekt die Justiz, ohne dass ich selbst einen Staatsanwalt informieren und mich in diese Angelegenheit einmischen musste.
    Ich beschloss, dem Anwalt den Namen von Feuerberg zu nennen. Mehr nicht.
    »Ich habe gute Gründe zu glauben, dass die Praxis Mater oder auf jeden Fall Doktor Guillaume in Verbindung zu einer Patentfirma namens Feuerberg steht.«
    Der Anwalt runzelte die Stirn. Mir war sofort klar, dass er den Namen nicht zum ersten Mal hörte.
    »Sagt der Name Ihnen etwas?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Er log, das hätte ich schwören können.
    »Nun, das ist eine heiße Spur. Die Büroräume wurden gerade erst geräumt, wie durch Zufall. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass der Chef dieser Firma, Monsieur de Telême, über die Manipulationen auf dem Laufenden war, denen Ihr Mandant und ich zum Opfer fielen.«
    »Ich wiederhole: Das sind lediglich Vermutungen.«
    »Nein, sind es nicht. Das ist eine Spur. Sie müssen nur persönlich zum Sitz der Gesellschaft Feuerberg gehen, und dann werden Sie sehen, dass da etwas faul ist.«
    Der Anwalt nickte.
    »Ist das alles, was Sie mir bieten können?«
    »Das allein sollte Ihnen enorm weiterhelfen. Erkundigen Sie sich über Feuerberg und die Praxis Mater, und Sie haben genug Stoff für die Verteidigung Ihres Mandanten.«
    »Das hoffe ich. Als Information finde ich das ziemlich dürftig.«
    Der Anwalt spielte den Enttäuschten, aber ich war sicher, dass meine Informationen ihm von großem Nutzen waren.
    »Nun sind Sie dran. Was können Sie mir über Monsieur Reynald sagen?«
    »Sie können alles aus der Akte ersehen.«
    »Glauben Sie, dass er wirklich schizophren ist?«, beharrte ich.
    Der Anwalt schien überrascht zu sein.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Macht er wirklich den Eindruck, schizophren zu sein?«
    Der Anwalt zögerte.
    »Darüber müssen die Experten entscheiden. Doch seine Worte sind ziemlich verworren, unzusammenhängend, er leidet auch an Verfolgungswahn.«
    »Wenn er die gleiche Verfolgung meint wie ich, dann ist es vielleicht gar kein Wahn«, wandte ich ein. »Das ist zwar ein typisches Anzeichen von Schizophrenie, aber Sie müssen doch zugeben, dass die Geschichte mit der Praxis Mater seltsam ist …«
    »Vielleicht muss das überprüft werden.«
    Ich grinste bei der Vorstellung, dass mich der Anwalt womöglich für einen Kerl hielt, der genauso eine Macke hatte wie sein Mandant. Aber das war unwichtig.
    »Noch etwas?«
    »Sie brauchen nur die Akte zu lesen. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: An Ihrer Stelle würde ich die Nachforschungen einstellen. Wenn Sie weiterhin Ihre Nase überall reinstecken, wird die Polizei Sie schließlich

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